Schulweghelferin angefahren: Jetzt fordern Eltern sichere Schulstraßen für ihre Kinder

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. München Landkreis
  4. Garching

Kommentare

Eine verletzte Schulweghelferin haben Passanten in der Poststraße gefunden. Ein Autofahrer hatte sie angefahren und liegen gelassen, sagt sie. © Marc Müller

Nach dem Unfall, bei dem eine Schulweghelferin in Garching angefahren wurde, fordern Elternbeiräte die Einführung von Schulstraßen. Laut Polizei sind aber gerade Eltern-Taxis Teil des Problems.

Die Zuhörerbänke im großen Sitzungssaal des Garchinger Rathauses waren am Donnerstagabend alle restlos besetzt. Rund 15 Schulweghelfer, Elternbeiräte, besorgte Mütter und Väter sind zur Bürgerfragestunde am Anfang der Stadtratssitzung gekommen. Auslöser der Initiative, die die Einführung von Schulstraßen fordert, war ein Unfall am Dienstagmorgen auf Höhe der Grundschule am Fußgängerüberweg der Poststraße, bei dem eine Schulweghelferin leicht verletzt wurde (wir berichteten). Die 51-Jährige gab an, von einem Auto angefahren und liegen gelassen worden zu sein, heißt es im Polizeibericht.

„Ich bin seit sechs Jahren Schulweghelfer“, sagt Harald Kirchner, der zwei- bis dreimal die Woche Kinder beim sicheren Überqueren der Kreuzung Münchner Straße/Auweg unterstützt. „Die Autos fahren bei Rot über die Ampel“, berichtet er. „Einmal hat ein Wagen ordnungsgemäß bei Rot gehalten und wurde von seinem Nachfolger überholt. Der ist einfach über die Ampel gefahren.“ Auch an der Poststraße, wo der Unfall passiert ist, hilft er aus. „Hier sind die Elterntaxis das Problem“, sagt Kirchner. „Sie bleiben einfach mitten auf der Straße stehen und lassen ihre Kinder aussteigen. Danach folgt meist ein gefährliches Wendemanöver. Die Eltern wollen ihre Kinder am liebsten bis ins Schulhaus fahren.“

Schulstraßen 30 Minuten vor Unterrichtsbeginn für Autos gesperrt

Damit die Sicherheit für Schüler und Schulweghelfer gewährleistet ist, fordern die Elternbeiräte der beiden Grundschulen und des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in einem gemeinsamen Positionspapier die Einführung von Schulstraßen. „Wie groß ist die Gefahr, dass ein Kind übersehen wird, wenn jetzt schon Schulweghelfer in Warnwesten angefahren werden?“, sagt Kirchner. Bereits im Herbst hatten ADFC Garching, Bund Jugend und Bund Naturschutz für die Stadt das Anliegen im Stadtrat vorgetragen.

Bei sogenannten Schulstraßen werden die Zuwege zu Schulen beispielsweise 30 Minuten vor Schulbeginn für den motorisierten Verkehr gesperrt. In Garching besonders geeignet seien die Poststraße, der Angerlweg und der Professor-Angermair-Ring. „Wir brauchen jetzt Maßnahmen. Es geht um unsere Kinder. Wir können nicht warten, bis etwas passiert“, sagt Elternbeirat Hans Hofmann.

„Der Schulstraßen-Antrag ist in Arbeit, die Verwaltung ist bemüht“, sagt Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD). „Wir warten noch auf Antwort aus dem Innenministerium.“

„Schauen nur auf ihre eigene Brut“

Laut Stefan Schraut, Chef der Polizeiinspektion (PI) in Oberschleißheim, die auch für Garching zuständig ist, gibt es rein rechtlich nämlich keine Schulstraßen. „Das wird gerade in ein paar Städten ausprobiert“, sagt er auf Nachfrage. In Köln läuft seit 2023 an vier Schulstandorten ein Pilotprojekt – und zwar erfolgreich. Auch München will die Schulstraßen testen. „Da gibt es noch viel zu klären, aber wenn die Stadt Garching diesen Weg gehen will, gehen wir ihn mit.“

Laut PI-Chef Schraut sei die Verkehrslage vor den Schulen jedoch hausgemacht. „Das Chaos verursachen diejenigen, die ihre Kinder bis zur Schule fahren. Das ist leider seit vielen Jahren Trend.“ Auch Gruchmann merkte in der Sitzung an: „Das Traurige ist, dass es Eltern sind, die nur auf ihre eigene Brut schauen, alles andere ist ihnen wurst.“

Auch interessant

Kommentare