Thyssenkrupp im Marine-Duell geschlagen: Japanischer Anbieter verdrängt TKMS
TKMS unterliegt japanischem Konzern bei der Vergabe eines milliardenschweren Mega-Deals. Die Gründe sind vielseitig – auch im geopolitischen Kontext.
Kiel – Die Rüstungsbranche richtet ihren Blick auf bedeutende Großaufträge im Bereich der Kriegsschiffe. Australien sorgt diesbezüglich mit einer überraschenden Entscheidung für Aufsehen: Im Wettbewerb um den Bau von elf neuen Fregatten für die australische Marine konnte sich Mitsubishi Heavy Industries (MHI) aus Japan gegen den deutschen Konkurrenten Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) durchsetzen.
Dieser Auftrag, der mit etwa zehn Milliarden australischen Dollar (rund 5,6 Milliarden Euro) bewertet wird, zählt zu den größten Rüstungsdeals in der Geschichte „Down Unders“.
Australien: TKMS verpasst Großauftrag trotz günstigerem Angebot
Nach einem intensiven Wettbewerb entschied sich die australische Regierung für MHI. Überraschendes Detail: TKMS hatte mit dem Meko-A200-Modell offenbar ein preislich attraktiveres Angebot unterbreitet, das laut der japanischen Zeitung Nikkei etwa 20 Prozent günstiger war als das des japanischen Konkurrenten.
Letztlich überzeugte jedoch die moderne Tarnkappenfregatte von Mitsubishi Heavy Industries. Diese Fregatte benötigt weniger Personal und bietet laut dem australischen Sender ABC News eine höhere Feuerkraft als das Modell von TKMS. Die ersten drei Schiffe werden in Japan gefertigt, während die restlichen acht in Australien gebaut werden sollen. Im Jahr 2029 soll das erste Schiff einsatzbereit sein.

Warum Australien Mitsubishi statt TKMS den Vorzug gibt
Neben den technischen Vorteilen spielten auch geopolitische Überlegungen eine Rolle: Australiens Verteidigungsminister Richard Marles bezeichnete den Deal als einen „sehr bedeutenden Moment in den bilateralen Beziehungen zwischen Australien und Japan“. Es handele sich um das größte Verteidigungsabkommen, das jemals zwischen den beiden Ländern geschlossen wurde.
MHI hebt in einer Mitteilung hervor, dass die Entscheidung zugunsten ihrer Fregatte aufgrund der „bewährten Leistung, Zuverlässigkeit und Technologie“ gefallen sei. Die Schiffe sind vielseitig einsetzbar und können von U-Boot-Abwehr über Flugabwehr bis zur Überwasser-Kriegsführung eingesetzt werden. Zudem sei eine spätere Erweiterung der Fähigkeiten problemlos möglich.
TKMS bleibt trotz der Pleite in Australien finanziell stabil
Obwohl das Verpassen des australischen Großauftrags für TKMS ein Rückschlag ist, bleibt das Unternehmen aus Kiel operativ stabil. Das Handelsblatt berichtet, dass die Auftragsbücher dank laufender U-Boot-Programme für die Bundeswehr, die Niederlande und Norwegen auf Rekordniveau gefüllt sind. Ein Unternehmenssprecher erklärte: „Die Entscheidung im australischen Fregattenprogramm bringt Planungssicherheit in beide Richtungen und hat weder Auswirkungen auf unsere wirtschaftliche Situation noch auf strategische Entscheidungen.“

In den letzten Jahren konnte TKMS bedeutende Großaufträge im Marinesektor sichern und verfügt über eine der stärksten Projektpipelines der Branche. Der U-Boot-Bauer ist nach eigenen Angaben bis in die 2040er-Jahre mit Aufträgen ausgelastet.
Zukunftsperspektiven für TKMS: Börsengang besiegelt
Investoren blicken nun auf den bevorstehenden Börsengang des Geschäfts mit U-Booten und Kriegsschiffen: Dieser Schritt soll neues Kapital generieren, die Produktion modernisieren und die internationale Expansion fördern. Die Aktionäre von Thyssenkrupp haben am vergangenen Freitag der Verselbstständigung von TKMS zugestimmt.
Zukünftig wird die Thyssenkrupp AG über eine neue Holding-Gesellschaft 51 Prozent der Anteile halten, während die restlichen 49 Prozent direkt an die bisherigen Thyssenkrupp-Aktionäre gehen. Thyssenkrupp-CEO Miguel Lopez betonte, dass der Auftragsbestand von TKMS seit Ende des letzten Geschäftsjahres um mehr als 50 Prozent auf über 18 Milliarden Euro gestiegen sei.
TKMS ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für nicht-nuklear betriebene U-Boote und baut zudem Fregatten und Korvetten. Das Unternehmen beschäftigt rund 8300 Mitarbeiter und hat seinen Hauptsitz in Kiel.