Der Waakirchner Gemeinderat spricht sich gegen die Ausweisung eines Windenergie-Vorranggebiets südlich von Marienstein aus. Bedenken zu Naturschutz und Infrastruktur prägen die Diskussion.
Waakirchen – Wie zuletzt in vielen anderen Landkreisgemeinden, äußerte sich kürzlich auch der Waakirchner Gemeinderat kritisch gegenüber der Fortschreibung des Regionalplans Windenergie. Die deutliche Mehrheit im Gremium sprach sich gegen die mögliche Ausweisung eines Vorranggebiets südlich von Marienstein aus.
Bedenken im Gemeinderat: Naturschutz und geologische Risiken im Fokus
Im Rahmen des öffentlichen Beteiligungsverfahrens zur Fortschreibung des Regionalplans der Region Oberland (Region 17) sollte die Kommune bis Mitte Mai ihre Einschätzung abgeben. Konkret geht es um das bergige Gebiet südlich von Marienstein, nahe dem alten Steinbruch. Das potenzielle Vorranggebiet WE63 erstreckt sich insgesamt über 118 Hektar auf den Fluren von Waakirchen, Gmund und Bad Wiessee.
Bauamtsleiter Christoph Marcher hatte die Einwände der Gemeinde zusammengefasst und trug sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung vor. Gegen die Ausweisung der Fläche WE63 spreche demnach nicht nur seine Lage im geplanten Landschaftsschutzgebiet “Egartenlandschaft um Miesbach”, sondern auch die Lage im sensiblen Bergwald mit zwei kartierten Biotopen (Dreizehenspecht und Gelbbauchunke).
Diskussion um Zuwegung und Infrastruktur: Herausforderungen bei der Erschließung
Zudem seien geologische Risiken, wie Hangrutschungen, durch den einstigen Kohlebergbau in Marienstein nicht auszuschließen. Fließwege bei Starkregenereignissen und ohnehin die Bodendiversität sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Auch die Zuwegung zum Gebiet sei bedenklich, eine Erschließung für Zufahrt und Stromeinspeisung sei vermutlich nicht hinreichend möglich. Zudem handele es sich um private Flächen. Unklar sei ebenso, ob alte Stollen des früheren Kohlebergwerks bis in das geplante Gebiet reichen.
In der anschließenden Diskussion konnte sich Carsten Brockmann (ABV) dieser Stellungnahme nicht anschließen, betonte aber: “Ich bin nicht derjenige, der Windräder da oben haben will.” Jedoch bemängelte er einen kooperativen Stil gegenüber dem Planungsverband und forderte eine transparente Beschäftigung mit den Fakten.
Meinungen und Standpunkte
Vor allem, dass eine Zuwegung in das Gebiet nicht möglich sei, schien ihm kein Gegenargument. In den Steinbruch seien jahrzehntelang Schwerlaster gefahren. Bürgermeister Norbert Kerkel verwies auf notwendige Spezial-LKW und wollte dies an anderer Stelle nachtragen. Die Bedenken, die wie bei einem Flächennutzungsplan-Verfahren hier vorgebracht werden, seien natürlich keine „Totschlagargumente“, sagte Bauamtsleiter Marcher schließlich, doch darauf hinzuweisen, sei sicherlich nicht verkehrt.
Hinsichtlich der Zuwegung gab Forst-Ingenieur Alexander Mayr (CSU) Brockmann Recht, dennoch handele es sich um kein stabiles Gebiet. “Wir haben hier immer wieder Rutschungen.” Evi Obermüller (Grüne) gab zu, hin- und hergerissen zu sein, befinde das Gebiet aber nicht ideal, auch hinsichtlich der Akzeptanz in der Bevölkerung.
Beschlussfassung: Mehrheit lehnt das Windenergie-Vorranggebiet ab
Jan Heiermann (SPD) sah die Gemeinde im Dilemma: “Ich sehe nicht, wie wir sonst klimaneutral werden können.” Conni Riepe (Grüne) tendierte dazu, die Stellungnahme zu unterstützen, wollte das Thema Windkraftanlagen aber an anderer Stelle weiter verfolgen – möglichst mit Bürgerbeteiligung.
Weitere Wortmeldungen machten klar, dass sich Waakirchen der Windkraft nicht gänzlich verschließen will, das Gebiet südlich von Marienstein aber ungeeignet sei. Der Hinweis auf die Zuwegung wurde letztlich aus der Stellungnahme gestrichen und die überarbeitete Fassung mit großer Mehrheit, bei zwei Gegenstimmen von Carsten Brockmann (ABV) und Anton Wirkner (FWG), verabschiedet.
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