Süddeutsche Traditionsunternehmen melden Insolvenz an – insgesamt 250 Mitarbeiter betroffen

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Zwei traditionsreiche süddeutsche Möbelfirmen haben am Amtsgericht Stuttgart Insolvenz angemeldet. Betroffen sind zudem weitere Gesellschaften.

Stuttgart/Bad Saulgau - Wegen hoher Rohstoffpreise und einer spürbaren Kaufzurückhaltung hat die Möbelindustrie seit einiger Zeit zu kämpfen. Ein Möbelhersteller aus Baden-Württemberg musste im Frühjahr sogar ein ganzes Werk schließen. Wie sowohl aus den Insolvenzbekanntmachungen als auch aus einer Mitteilung der Insolvenzverwalter hervorgeht, haben vor wenigen Tagen die beiden Unternehmen Staud mit Sitz in Bad Saulgau (Baden-Württemberg) und Leuwico mit Sitz in Wiesenfeld bei Coburg (Bayern) am Amtsgericht Stuttgart einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

Dass die beiden Traditionsunternehmen – die Wurzeln von Staud reichen bis ins Jahr 1653 zurück, Leuwico wurde 1923, also vor über 100 Jahren gegründet – überhaupt zusammen Insolvenz angemeldet haben, liegt an den gemeinsamen Muttergesellschaften Vivonico Holding GmbH und Vivonico Funiture GmbH. Diese mussten aufgrund der engen Verbindung zu den Produktionsgesellschaften ebenfalls Insolvenz anmelden. Das geht aus einer Mitteilung der Kanzlei Schultze & Braun hervor. Dietmar Haffa wurde vom Amtsgericht Stuttgart zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt.

Möbelhersteller aus Baden-Württemberg und Bayern sehen gute Chance für Sanierungsprozess

In der Mitteilung wird die finanzielle Schieflage der beiden süddeutschen Möbelhersteller unter anderem mit dem in Deutschland, aber auch weltweit herausfordernden Marktumfeld begründet. Zudem spielen Faktoren wie hohe Preise und Zinsen eine Rolle. Die insgesamt 250 Mitarbeiter, rund 150 an den Standorten von Staud und etwa 100 bei Leuwico, wurden bereits über die Entwicklung informiert. Die Löhne und Gehälter sind durch das Insolvenzgeld bis Ende Januar gesichert. Der Betrieb beider Unternehmen und die Auslieferung an die Kunden soll weitergeführt werden.

Name Martin Staud GmbH Leuwico GmbH
Gründung 1653 1923
Sitz Bad Saulgau, Baden-Württemberg Meeder-Wiesenfeld bei Coburg, Bayern
Branche Möbelindustrie Möbelindustrie, Büroeinrichtung
Mitarbeiter rund 150 rund 100
Leitung Gernot Mang (Geschäftsführer) Nicolas Kammerer (Geschäftsführer)

Laut dem Insolvenzverwalter soll der Investorenprozess umgehend gestartet werden; er und die Geschäftsführer der beiden Unternehmen sehen eine gute Ausgangslage für eine erfolgreiche Sanierung. „Mit dem passenden Partner sehen wir gute Chancen, dass es auch in Zukunft einen Markt für Möbel von Staud und Leuwico gibt – in Deutschland und der Welt“, erklärten demnach Insolvenzverwalter Dietmar Haffa und die Geschäftsführer Gernot Mang (Staud) und Nicolas Kammerer (Leuwico). „Unser Hauptaugenmerk liegt insbesondere auf der weiteren Bearbeitung der vorhandenen Aufträge.“

Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten unterstützen Sanierungsprozess von Staud und Leuwico

Der Mitteilung zufolge haben sowohl die Mitarbeiter als auch die Lieferanten und Kunden signalisiert, die beiden Traditionsunternehmen bei der Sanierung unterstützen zu wollen. „Wir sind aber überzeugt davon, dass wir die Unternehmen mit den Möglichkeiten des Insolvenz- und Sanierungsrechts neu aufstellen und den bereits eingeschlagenen Weg fortsetzen und abschließen können“, heißt es von Haffa, Mang und Kammerer. Für Staud und Leuwico stehen die Vorzeichen demnach gut, die über 370- beziehungsweise 100-jährigen Firmengeschichten fortsetzen zu können.

Blick auf die Kurstadt Bad Saulgau in Oberschwaben, Baden-Württemberg.
Der Möbelhersteller Staud aus Bad Saulgau (auf dem Foto) hat mit Leuwico aus Bayern Insolvenz angemeldet. Die Vorzeichen für eine Sanierung stehen gut. © IMAGO/Alexander Rochau

Die Kanzlei Schultze & Braun weist darauf hin, dass von der Insolvenz zwar in direkter Reaktion auch die Muttergesellschaften Vivonico Holding GmbH und Vivonico Funiture GmbH betroffen sind, aber nicht die Schwesterunternehmen fm Büromaterial in Niedersachsen und Österreich und KA Interiør in Dänemark. Beide Unternehmen agieren demnach unabhängig. Zuletzt hatte auch ein traditionsreicher Maschinenbauer Insolvenz angemeldet.

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