Für Flugkörperabwehr-Komponente: Penzing gilt als geeignet
Der ehemalige Fliegerhorst bei Penzing und die Bundeswehr haben eine gemeinsame Geschichte: Ab 1971 war hier das Lufttransportgeschwader 61 (kurz LTG 61) beheimatet, das zum 31. Dezember 2017 aufgelöst wurde. Seit August 2020 ist auch die Zulassung des Fliegerhorsts als Flugplatz erloschen.
Penzing - Am 24. Dezember 2022 wurde der Zweckverband Innovationscampus Penzing-Landsberg (seit Kurzem Area 61) gegründet, der sich der Konversion des ehemaligen Fliegerhorstes verschrieben hat. Ein Testgelände des ADAC und die Film- und Fernsehproduktionsstätte „Penzing Studios“ sind mittlerweile auf dem Gelände beheimatet – die Konversion ist in vollem Gange. Doch jetzt meldet sich die Luftwaffe wieder zu Wort. Der ehemalige Flugplatz Penzing wurde für die Stationierung eines Arrow-Radargerätes als geeignet bewertet.
Zum Hintergrund: In der letzten Sitzung des Zweckverbandes brachte Vorsitzender Peter Hammer, Penzinger Bürgermeister, sein Gremium auf den neuesten Stand bezüglich der Bundesbedarfsprüfungen. Dabei prüft die BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben), die die Eigentümerin des Geländes ist, wo Grundstücks- oder Raumbedarfe, die vom Bund geltend gemacht wurden, gedeckt werden können. Schon öfter fand diese Prüfung auf dem Fliegerhorst statt, allerdings immer folgenlos. Bei der jüngsten Prüfung wurde der Fliegerhorst aber von der Luftwaffe favorisiert. Weitere Informationen gab es dazu nicht – bis zum vergangenen Mittwoch.
Die Antwort eines Sprechers der Luftwaffe, dass der Fliegerhorst für die Stationierung eines Radargerätes geeignet sei, bekam aber nicht der Vorsitzende des Zweckverbands Hammer, sondern unsere Redaktion. Diese hatte letzte Woche bei der Bundeswehr angefragt, ob genauere Informationen bezüglich der benötigten Fläche oder der Nutzung auf dem Fliegerhorst gegeben werden können.
Radar stationieren
Die Antwort erreichte die Redaktion am Mittwochvormittag: „Im Rahmen des Aufbaus der Fähigkeit zur Territorialen Flugkörperabwehr rüstet Deutschland zur Herstellung des Schutzes der deutschen Bevölkerung und des deutschen Staatsgebietes gegen Bedrohungen durch ballistische Flugkörper das Waffensystem Arrow“, so der Sprecher in einer E-Mail. Die Territoriale Flugkörperabwehr trage zum Heimatschutz bei und ordne sich in die gesamtstaatliche Sicherheitsvorsorge ein. „Dazu wird Arrow an mehreren, über Deutschland verteilten Stellungsbereichen aufgebaut und als ein zusammengeschaltetes System in die nationalen Führungsstrukturen integriert.“ Aufgrund weitreichender infrastruktureller Anforderungen an den Sensorstandort des Waffensystems sei das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr durch das Kommando Luftwaffe gebeten worden, in einer ergebnisoffenen Untersuchung Standorte für die Sensoren anhand vorgegebener Kriterien zu identifizieren und eine Empfehlung zur möglichen Verortung auszusprechen, so der Sprecher weiter. „Der ehemalige Flugplatz Penzing wurde für eine Stationierung eines Radargerätes dabei als geeignet bewertet.“
„Aufgrund dieser Informationen ist vermutlich von einer anteiligen Nutzung des Areals auszugehen“, woraus sich Einschränkungen und Veränderungen des Nutzungskonzeptes ergeben können, meint Peter Hammer in einer Mitteilung. Welche Auswirkungen das für die Konversion des ehemaligen Fliegerhorstes haben könnte, könne der Zweckverband aber nicht vollumfänglich beurteilen. Zu konkreten Detailplanungen am Standort Penzing könne sich die Luftwaffe derweil „nicht weiter äußern“, so der Sprecher der Luftwaffe. „Auch über eventuell benötigte Baumaßnahmen können wir derzeit keine Aussage machen.“
Einsatz ab 2025
Auf der Website der Bundeswehr ist folgendes über das Raketenabwehrsystem Arrow zu lesen: „Das von Israel und den USA entwickelte Arrow Weapon System (AWS) ermöglicht mit dem Lenkflugkörper Arrow-3 das Abfangen ballistischer Flugkörper oberhalb der Erdatmosphäre. Damit ist eine Territoriale Flugkörperabwehr erstmalig auch für Deutschland möglich.“ Wegen der zunehmenden Bedrohung durch Mittel- und Langstreckenraketen hat die Bundesregierung im Herbst vergangenen Jahres beschlossen, das israelische Raketenabwehrsystem als System für die Abwehr von weitreichenden ballistischen Flugkörpern zu beschaffen, heißt es weiter. „Ab 2025 sollen die ersten Systemanteile durch die Luftwaffe eingesetzt werden.“ Das Raketenabwehrsystem setze sich aus leistungsstarken Radargeräten zur Entdeckung und Verfolgung von anfliegenden Raketen sowie Abschussgeräten, zusammen, von denen jedes mit vier Arrow-3-Lenkflugkörpern bestückt ist.
Wie mdr berichtet, sind in der Bundesrepublik drei Standorte für die Installation des Raketenabwehrsystems vorgesehen. Einer davon ist am Fliegerhorst Holzdorf bei Jessen im Landkreis Wittenberg. Die beiden weiteren Standorte sind in Bayern und Schleswig-Holstein vorgesehen.