Schön wohnen oder günstig: Die Nörtinger Lösung überrascht

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Der Kirchdorfer Gemeindeteil Nörting soll wachsen, dafür soll der Bebauungsplan „Nörting Nord“ sorgen. Nun hat erstmalig ein Planungsbüro diverse Ideen für ein Wohngebiet via Vorentwurf auf den Tisch gebracht. © SymbolFOTO: KONSTANTIN MENNECKE

In Nörting soll ein neues Wohngebiet entstehen. Doch im Gemeinderat Kirchdorf gehen die Meinungen noch weit auseinander, welche Art von Häusern dort entstehen soll. Das Ergebnis nach langer Debatte überraschte dann vor allem den Bürgermeister.

Nörting – Der Kirchdorfer Gemeindeteil Nörting soll wachsen, dafür soll der Bebauungsplan „Nörting Nord“ sorgen. Nun hat erstmalig ein Planungsbüro diverse Ideen für ein Wohngebiet via Vorentwurf auf den Tisch gebracht, wie die Bebauung dort überhaupt ausschauen könnte. Möglich ist vieles – von einer engen Reihenbebauung, über Doppelhäuser mit größerem Garten bis hin zu Sechsspännern. So recht einig werden konnte sich der Gemeinderat allerdings in der jüngsten Sitzung nicht, denn die Ansprüche zwischen guter Lebens- und Wohnqualität und günstigem Wohnen klafften weit auseinander. Nach rund einer Stunde reger Diskussion fiel aber dann doch noch ein Beschluss, der allerdings eher ein Stimmungsbild widergab.

„Ich hab mal sechs Varianten mitgebracht“, erklärte Peter M. Wacker vom Planungsbüro Wacker einleitend, und verwies auch darauf, dass es sich bei dem geplanten Baugebiet „Nörting Nord“ um ein sogenanntes dörfliches Wohngebiet handelt, was landwirtschaftlichen Nebenerwerb in einem Bereich miteinbeziehe. Bei den Vorentwürfen wurde dann auch deutlich, was eigentlich alles möglich ist – von einer engen bis zu einer großzügigen Bebauung in Hanglage. Die Qual der Wahl lag jetzt beim Gremium, das eine grobe Richtung in punkto Grundstücksaufteilung samt Baumöglichkeiten hätte vorgeben sollen, sich da aber erdenklich schwer tat.

Der erste Punkt, der für lange Diskussionen sorgte: die mögliche Parkplatzsituation, die in allen Varianten sehr eng ausfallen würde, auch weil die eingezeichneten Straßenverläufe keine sonderlich übermäßige Breite aufwiesen. Albert Steinberger (CSU/FW) und Andreas Schmitz (FWG) verwiesen unter anderem darauf, dass Autos auf dem Land einfach eine zentrale Rolle spielen würden, und deshalb häufig an der Straße geparkt werde, wenn die Stellplätze vor dem Gebäude erschöpft seien. „Parkplätze sind aber wertvoller Boden, und wir haben eine Stellplatzsatzung. Und wir sind auch keine Parkplatzbauer, sondern wir wollen Gebäudekörper, sonst wird das nie ein Nullsummenspiel“.

Ein weiteres großes Thema: günstigen Wohnraum schaffen – oder einen, der eine hohe Lebensqualität garantiert. „Es sollte schon erschwinglich bleiben“, meine dazu Elisabeth Hörand (CSU/FW), während Martin Heyne (Grüne) betonte, dass schon auch „lebenswertes Wohnen“ hier stattfinden sollte. Michael Firlus (FWG) erklärte: „Lieber dicht besiedeln, denn Wohnen muss bezahlbar bleiben, und auch das Wohnen im Vierspänner kann lebenswert sein“.

Für Bürgermeister Uwe Gerlsbeck wäre eine Mischung optimal, zwischen günstigen Wohnen und Gebäuden mit etwa einer größeren Gartenfläche. Er fasste die rege Diskussion so zusammen: „Hier gibt es grade sehr unterschiedliche Meinungen zwischen bezahlbaren Wohnen und schön Wohnen auf dem Land.“ Was der Rathaus-Chef eigentlich ausschloss: einen sogenannten Sechsspänner in dem Baugebiet – ganz im Gegensatz zu Regina Elzenbeck (CSU/FW), die sich so einen größeren Bau durchaus vorstellen könne, vor allem, weil dieser durch die Hanglage nicht wie ein Betonklotz wirken würde.

Was Steininger noch einbrachte: „Wäre nicht eine Straße in der Mitte des Baugebiets vernünftiger? Dann könnten die Häuser von zwei Seiten angefahren werden.“ In allen sechs Varianten verläuft die Straße kreisförmig um das Baugebiet mit jeweiligen Zufahrten. „Grundsätzlich sind die Möglichkeiten grenzenlos“, lautete Wackers Einschätzung bezüglich eines neuen Straßenverlaufs. Ob das allerdings wirklich möglich sei, müsse sich, so Wacker, detailliert ein Erschließungsplaner anschauen. „Und solange wir das nicht wissen“, so Florian Wastl (FWG), „drehen wir uns hier im Kreis weiter“.

Nach rund einer Stunde Debatte entschloss sich das Gremium deshalb, für diesen speziellen Fall wieder den Bauausschuss zu reaktivieren und einen Erschließungsplaner mit ins Boot zu holen. Damit hatte Gerlsbeck nicht gerechnet. Eigentlich habe er schon geglaubt, dass sich das Gremium für eine Variante entscheiden könne. Fazit des Bürgermeisters: „Ich nehme das jetzt alles mal mit als Stimmungsbild.“

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