Hunger und Zerstörung im Gazastreifen: Israels moralische Niederlage
Fast zwei Jahre nach dem brutalen Hamas-Angriff, der den Angriff auf den Gazastreifen zur Folge hatte, herrschen in der Region prekäre Zustände. Ein Kommentar.
München – Israel hat zuletzt unbestreitbare militärische Erfolge erzielt – im Libanon, im Iran, in Syrien. Doch Kriege kann man auch politisch verlieren. Im Gazastreifen verspielt die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die weltweite Solidarität, die Israel nach dem Hamas-Überfall vom 7. Oktober 2023 erfuhr.
Der internationale Druck auf Bundeskanzler Friedrich Merz, auch die Erklärung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premier Keir Starmer zu unterstützen, und die „humanitäre Katastrophe“ der Palästinenser zu beenden, scheint nun zumindest ein wenig Wirkung gezeigt zu haben: In einer täglichen „taktischen Pause“ rollen wieder Hilfs-Lkw in das von einer Hungerkatastrophe gebeutelte Gebiet. Und es gibt wieder Luftabwürfe über dem Gazastreifen.
Zukunft im Gazastreifen: Es braucht eine echte Waffenruhe und mehr Hilfen
Doch das reicht längst nicht aus. Nur mit einer echten Waffenruhe im Nahostkonflikt und dauerhaften Hilfslieferungen in den Gazastreifen kann Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verhindern, dass noch mehr verstörende Bilder von hungernden Kindern den Antisemitismus weltweit anheizen. Zu gewinnen gibt es im inzwischen zu 80 Prozent israelisch kontrollierten Gazastreifen schon längst nichts mehr.
Aber Israel droht im Gazastreifen eine moralische Niederlage, mit der Regierungschef Netanjahu auch die Zukunft des jüdischen Staates gefährdet. Nach 660 Tagen Gaza-Krieg muss endlich eine Perspektive für die dort lebenden Menschen nach der Hamas-Herrschaft sichtbar werden. Eine bessere Zukunft für die Palästinenser ist zentral für die Sicherheitsinteressen Israels. (Klaus Rimpel)