Katar gab Millionenhilfe an die Hamas – Netanjahus Regierung schaute weg

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Über Jahre hinweg fließt Geld aus Katar in den Gazastreifen. Ein Teilen davon soll allerdings die Hamas für sich abgezweigt haben.

Doha – Katar gehört offenbar zu den wichtigsten Unterstützern der Terrormiliz Hamas. Jahrelang hatte die Regierung in dem Golfstaat jeden Monat Millionen von Dollar in den Gazastreifen geschickt, um die Hamas-Regierung zu stützen. Laut der New York Times soll der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu diese Zahlungen nicht nur geduldet, sondern sogar gefördert haben.

Offiziell sind die Zahlungen an Katar zwar geheim, doch israelische Medien sprechen seit Jahren darüber. Kritik, dass Netanjahu damit die Hamas unterstützt habe, weist der Regierungschef von sich. Laut NYT waren die Zahlungen Teil einer Reihe von Entscheidungen israelischer Politiker, Militärs und Geheimdienstmitarbeiter, die „alle auf der grundlegend falschen Einschätzung beruhten, dass die Hamas weder an einem groß angelegten Angriff interessiert noch dazu fähig sei“. Für ihre Recherchen hat das Blatt Interviews mit dutzenden aktiven und ehemaligen Regierungsmitarbeitern geführt.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll weggeschaut haben, wenn Katar Geld in den Gazastreifen geschickt hat.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll weggeschaut haben, wenn Katar Geld in den Gazastreifen g eschickt hat. © dpa/Leo Correa

Geld aus Katar hat zu Angriff auf Israel am 7. Oktober beigetragen

Das Geld sollte für humanitäre Zwecke im Gazastreifen verwendet werden. Inzwischen sei der israelische Geheimdienst jedoch zu der Ansicht gekommen, dass es auch für den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober genutzt worden sei. Inzwischen gehe der israelische Geheimdienst davon aus, dass Katar andere Kanäle nutzt, um den militärischen Flügel der Hamas heimlich zu finanzieren.

Den Vorwurf weist die Regierung Katars aber zurück. „Jeder Versuch, den zivilen und humanitären Charakter der katarischen Beiträge und ihre positive Wirkung in Zweifel zu ziehen, ist unbegründet“, zitiert die NYT einen nicht namentlich bekannten Regierungsbeamten der katarischen Regierung.

„Die Hamas hat stets öffentlich erklärt, dass sie den Staat Israel vernichten will. Aber jede Auszahlung war ein Beweis dafür, dass die israelische Regierung die Hamas für ein geringes Ärgernis und sogar für einen politischen Vorteil hielt“, schreibt das Blatt. Schon 2012 habe Netanjahu erklärt. Die Hamas sei Netanjahu zufolge ein Gegengewicht zur palästinensischen Autonomiebehörde. Zudem würde die Hamas den Druck auf ihn verringern.

Netanjahu-Regierung in Israel setzt sich für Katar ein

Auch zuvor hatte Netanjahu offen unterstützt. Als die Republikaner 2017 darauf drängten, Katar wegen seiner Unterstützung für die Hamas finanzielle Sanktionen aufzuerlegen, schickte er hochrangige Verteidigungsbeamte nach Washington. Die Israelis erzählten den amerikanischen Angeordneten, dass Katar eine positive Rolle im Gazastreifen gespielt habe, schreibt die NYT mit Verweis auf drei mit der Reise vertraute Personen.

Die Logik dahinter habe wie folgt gelautet: Die Hamas sei stark genug, um im Gazastreifen zu herrschen, aber zu schwach, um Israel gefährlich werden zu können. Diese Ansicht teilten auch andere Regierungsmitglieder. „Die palästinensische Autonomiebehörde ist eine Last“, sagte er. „Die Hamas ist ein Gewinn“, so der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich bei seinem Einzug ins Parlament.

Netanjahu ignoriert Warnungen des Geheimdienstes

Warnungen des Geheimdienstes wurden anscheinend ignoriert. Yossi Cohen war in seinem letzten Jahr als Leiter des Geheimdienstes Mossad der Meinung, dass es kaum eine Kontrolle darüber gebe, wohin das Geld fließe. In seiner ersten öffentlichen Rede nach seinem Ausscheiden als Geheimdienstchef sagte er, dass das Geld aus Katar für den Gazastreifen „außer Kontrolle“ geraten sei, so der NYT-Bericht. (erpe)

Auch interessant

Kommentare