Junge Mode trifft Alte Meister: „Der Berliner Salon“ in der Berliner Gemäldegalerie

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Zeitgenössische Mode trifft auf alte Malerei: Die Münchner Designerin Paulina Bongartz zwischen den Modellen „Black Hole I“ und „Black Hole II“ aus ihrer Kollektion „ad infinitum“ in der Berliner Gemäldegalerie. © Franziska Krug

Die Münchner Mode-Designerin Paulina Bongartz stellt derzeit beim „Berliner Salon“ in der Gemäldegalerie aus.

Die unendlichen Weiten des Weltraums – sie sind noch bis Sonntag in der Berliner Gemäldegalerie zu erleben. Dort trifft derzeit junge Mode auf Alte Meister, zwischen Gemälden von Cranach, Tizian, van Dyck und Reynolds präsentieren 55 Designerinnen und Designer ihre Entwürfe. Es ist ein lohnender Dialog, der da in den Räumen des Museums geführt wird. Und er überrascht weniger, als man im ersten Moment vielleicht erwarten könnte. Schließlich kreisen Mode und Kunst gleichermaßen um Aspekte wie Repräsentation, Selbstdarstellung, Sexualität oder Geschlechterrollen.

„Der Berliner Salon“ findet während der Fashion Week statt

Zum „Berliner Salon“ ist auch Paulina Bongartz mit ihren Arbeiten eingeladen. Sie hat im vergangenen Jahr die Deutsche Meisterschule für Mode beendet; ihre Abschlusskollektion, die bei den Schauen in der Muffathalle präsentiert wurde, trägt den Titel „ad infinitum“ – bis in die Unendlichkeit. Die Designerin verarbeitete in ihren Entwürfen die (Lebens-)Reise eines jeden Menschen, aber auch der Menschheit insgesamt. „Vorrangig ist die tiefe Sehnsucht des Menschen nach Entdeckung und Erkundung, die seit Anbeginn der Zeit in uns verankert ist“, erklärt Paulina Bongartz. „ad infinitum“ besteht aus sieben Entwürfen – zwei davon sind nun in Berlin zu sehen.

Black Hole I
„No Signal“: der Morsecode in Zierstichen auf „Black Hole I“ von Paulina Bongartz. © René Lohse

Das Spannende bei dieser Künstlerin ist, dass sie ihre Arbeiten als eine Erzählung begreift. „Jede Kollektion steht für eine vollständige Geschichte mit Anfang, Höhepunkt und Schluss“, sagt sie. „Diese entfaltet sich oft erst nach mehreren Blicken oder bei genauem Hinsehen, in subtilen Details.“ So fallen beim Entwurf „Black Hole I“, der jetzt in der Gemäldegalerie gezeigt wird, weiße Zierstiche auf, welche die nach außen gelegten Nahtzugaben der Jacke ergänzen. Wer das Morse-Alphabet beherrscht, ist jetzt ganz vorne auf der Startrampe: Es ist nämlich das Morse-Muster für „No Signal“, also für „Keine Nachricht“: Schließlich dringt aus einem Schwarzen Loch, das diesem Kleid seinen Namen gab, nichts nach außen. Im Weltall hört dich keiner schreien. Für die aufregend changierende Farbgebung des Tüllrocks hat sich die Münchnerin zudem von der Darstellung eines Schwarzen Lochs sowie dessen sogenanntem Ereignishorizont in Christopher Nolans Science-Fiction-Film „Interstellar“ inspirieren lassen. Paulina Bongartz vergleicht ihre Outfits mit Büchern. Wer sie trägt, taucht in die Geschichte ein – und erzählt sie durch die Trageweise weiter. Bis in die Unendlichkeit. Schön.

Informationen zur Ausstellung: „Der Berliner Salon“ ist bis 23. Februar 2025, Di.-So. 10 bis 18 Uhr, in der Berliner Gemäldegalerie zu sehen; weitere Informationen gibt es hier.

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