Erste Luxusmarken verlassen Oberpollinger – bittere Überraschung für Münchner Stammkunden
Jetzt sind die Folgen der Pleite sichtbar: Im Signa-Luxuskaufhaus Oberpollinger stehen erste Läden leer, andere haben den Verkauf eingestellt. Den Kunden wird ein seltsamer Grund dafür genannt.
München – Wer den Oberpollinger betritt, der befindet sich sofort in einer Glitzerwelt: Prada, Gucci & Co. locken mit ihren Luxuswaren, Juweliere wie Bulgari bieten funkelnde Edelsteine feil. Überall bunte Farben, überall freundliche Gesichter. Ein Luxustraum, dessen Kulisse nun aber Risse bekommt. Zum Oberpollinger im Februar 2024 gehören nämlich auch Shops, die mit einem Absperrband vom Rest abgetrennt sind. Und verlassene Bereiche, die schon ausgeräumt wurden.
Das Warenhaus, das zur Signa-Gruppe gehört, ist insolvent. Diese Wahrheit sickert so langsam in den Konsumtempel ein. Die Flucht der Edel-Marken findet nicht nur in München, sondern auch in Berlin statt. Dort steht mit dem Kaufhaus des Westens (KaDeWe) ein weiterer Konsum-Tempel von René Benko im Deutschland. Die Betreibergesellschaft KaDeWe-Group nimmt zur Flucht der Luxus-Marken auf Merkur-Anfrage keine Stellung.
Aus „technischen Gründen“ kein Warenverkauf mehr möglich?
Was an beiden Standorten auffällt, ist die Vorgehensweise: Einzelne Shops stellen von heute auf morgen den Betrieb ein. Dann wird abgesperrt und ein Schild aufgestellt: „Aus technischen Gründen“ sei bei der Marke XY der Warenverkauf derzeit leider nicht möglich. Eine Information, die seltsam erscheint. Schließlich hat die Insolvenz der KaDeWe-Group Ende Januar für Schlagzeilen gesorgt. Zudem ist Signa-Prime, der die Gebäude gehören, ebenfalls pleite.

Grundsätzlich arbeitet der schicke Oberpollinger mit einem sogenannten Shop-in-Shop-System. Das heißt: Die 843 Luxus-Marken werden zwar unter dem Signa-Dach, aber nicht von einer Benko-Firma selbst angeboten. Zu den Händlern, die ihren Shop schon ausgeräumt haben, gehört die Münchner Modemarke Bogner. Sprecherin Katharina Hofmann bittet um Verständnis, dass man sich nicht zu laufenden Verfahren mit Geschäftspartnern wie der KaDeWe-Group äußern wird. Sie sagt aber auch: „Wir verfolgen die aktuellen Entwicklungen aufmerksam und sind in engem Austausch mit unseren dortigen Ansprechpartnern. Wie in einem Insolvenzfall üblich, arbeiten wir hierbei an einer gemeinsamen Lösung.“
Noch deutlicher wird die Wäsche-Firma Schiesser. „Unsere Verkaufsflächen in den Häusern der KaDeWe-Group sind aufgrund deren Insolvenz bis zu einer rechtsgültigen Regelung für deren Weiterbetrieb nicht mit unserer Ware bestückt“, lauten die offenen Worte von CEO Andreas Lindemann. Im Oberpollinger gibt es noch eine bittere Überraschung für Stammkunden: Die üblichen Champagner-Gutscheine können nicht mehr eingelöst werden. Zumindest im Moment.