Von Multiple Sklerose bis Haarsausfall - Vitamin D beugt vielen Leiden vor, aber es gibt Dosierungsgrenzen
Wie wird Vitamin D im Körper gebildet und aufgenommen?
Die Bildung von Vitamin D ist ein natürlicher Prozess, der zu 80% im Körper stattfindet und stark von Sonnenlicht, genauer gesagt UV-B-Strahlung, abhängig ist. Dieser Prozess kann allerdings nicht in Innenräumen stattfinden, da UV-B-Strahlen nicht in der Lage sind, Fenstergläser zu durchdringen. Daher ist es wichtig, regelmäßig Zeit im Freien zu verbringen, um dem Körper die Möglichkeit zu geben, ausreichend Vitamin D zu produzieren. Nur etwa 10% können über die Nahrung aufgenommen werden. Dies liegt zum einen daran, dass nur wenige Lebensmittel wie Lachs, Innereien und Eier ausreichend Vitamin D enthalten. Zum anderen können Resorptionsstörungen im Darm durch Darmerkrankungen oder Tumore die Aufnahme beeinträchtigen.
Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass sowohl kranke als auch gesunde Menschen an einem Vitamin-D-Mangel leiden können. Dies kann insbesondere in den kalten und dunklen Jahreszeiten auftreten, wenn die Intensität und Dauer der UV-B-Strahlung abnimmt. Auch eine starke Bewölkung oder bestimmte Kleidungsgewohnheiten können die Vitamin-D-Bildung beeinträchtigen. Der Körper hat jedoch die Fähigkeit, das im Sommer gebildete Vitamin D in Fett- und Muskelgewebe zu speichern und somit Reserven für die anderen Jahreszeiten anzulegen. Wenn aber in der Sommerzeit zu wenig davon gebildet und gespeichert wird, kann ein Mangel an diesem wichtigen Vitamin nahezu unausweichlich sein.
Symptome und Folgen eines Vitamin D Mangels
Ein Mangel an Vitamin D kann eine Reihe von Symptomen hervorrufen, darunter Müdigkeit, Erschöpfung und Abgeschlagenheit. Darüber hinaus kann es zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte kommen, ebenso wie zu Stimmungsschwankungen und sogar zur sogenannten Winterdepression oder dem Winterblues. Weitere mögliche Anzeichen sind Haarausfall, Muskelschwäche und -schmerzen sowie eine Übererregbarkeit der Nerven, die sich in Missempfindungen, Muskelkrämpfen oder Migräne äußern kann. Vitamin D spielt eine wichtige Rolle bei der Produktion bestimmter Botenstoffe, die die Stimmung, Aktivität und Stressreaktionen regulieren.
Bei einem Mangel dieses Vitamins kann es zu einer vermehrten Ausschüttung dieser Neurotransmitter kommen, was wiederum zu Müdigkeit und Erschöpfung führen kann. Besonders betroffen sind Menschen, die sich selten im Freien aufhalten – sei es aus beruflichen Gründen oder aufgrund von Krankheit oder Alter. Da die Eigenproduktion von Vitamin D mit zunehmendem Alter nachlässt und ältere Menschen oft weniger Nahrung zu sich nehmen, sind sie besonders gefährdet. Auch Menschen mit Nieren- oder Lebererkrankungen können weniger Vitamin D produzieren, da das Vitamin in diesen Organen metabolisiert wird. Medikamente wie Antiepileptika können ebenfalls die Funktion der Leber und/oder der Niere beeinträchtigen und so den Vitamin-D-Spiegel senken.
Um einen Vitamin-D-Mangel festzustellen, kann der Spiegel von 25-Hydroxyvitamin-D (kurz 25(OH)D) im Blutserum bestimmt werden. Dieser Test gibt Aufschluss über den aktuellen Vitamin-D-Status des Körpers.
Überdosierung von Vitamin D
Eine Überdosierung von Vitamin D kann auftreten, wenn dieses in übermäßigen Mengen eingenommen wird, ähnlich wie bei anderen Medikamenten. Die Folgen einer solchen Überdosierung können vielfältig sein und reichen von Übelkeit, Appetitlosigkeit und Bauchkrämpfen bis hin zu Erbrechen. In schweren Fällen kann es sogar zu Nierenschädigungen kommen. Weitere Symptome können Verwirrung, Verstopfung und Muskelschwäche sein. Herzrhythmusstörungen und Bewusstlosigkeit sind ebenfalls mögliche Auswirkungen.
Im schlimmsten Fall kann eine Überdosierung von Vitamin D sogar zum Tod führen. Daher ist es unerlässlich, eng mit dem behandelnden Arzt zusammenzuarbeiten. Eine Bestimmung im Blutserum sollte durchgeführt werden, um festzustellen, ob tatsächlich ein Mangel an Vitamin D vorliegt, bevor substituiert wird. Das gilt für alle Arten von Nahrungsergänzungsmitteln.
Vitamin D und chronische Erkrankungen
Die Bedeutung von Vitamin D für die Gesundheit ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus der medizinischen Forschung gerückt. Untersuchungen legen nahe, dass dieses Vitamin eine wichtige Rolle bei der Prävention von Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und anderen kardiovaskulären Erkrankungen spielen könnte.
Besonders interessant sind die Erkenntnisse im Zusammenhang mit der chronischen Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS). Es gibt Hinweise darauf, dass Frauen, die unter einem Mangel an Vitamin D leiden, häufiger an MS erkranken könnten. Das Vitamin wird auch im Gehirn aufgenommen und scheint dort die Nervenzellen zu schützen. Es verbessert die Gedächtnisleistungen und die Hirnfunktion bei Patienten, die an MS erkrankt sind. Darüber hinaus gibt es Anzeichen dafür, dass Vitamin D im zentralen Nervensystem den Abbau der grauen Substanz bei entzündlichen Prozessen wie MS verhindert oder zumindest hinauszögert. Menschen mit MS, die einen Mangel an Vitamin D aufweisen, erleben häufiger Schübe und Hirnläsionen.
Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass ein höherer Vitamin-D-Spiegel bei MS-Patienten mit einem geringeren Risiko für Schübe einhergeht. Allerdings gibt es auch Studien, die keinen Einfluss von Vitamin D auf das Entstehen von MS oder auf MS-Schübe feststellen konnten. Es herrscht also noch Uneinigkeit über die genaue Rolle von Vitamin D bei der Entstehung und dem Verlauf von MS. Weitere Studien sind erforderlich, um diese Frage abschließend zu klären.