Straßenmusik in Wolfratshausen: Zu Böhmischem Traum und Balladen gibt‘s Speiseeis

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Erfrischte sich nach seinem Auftritt im Eiscafé Cristallo mit einem Eis: Akkordeon-Nachwuchstalent Seppi Schilcher. © Peter Herrmann

Straßenmusiker beleben weiterhin die Samstagnachmittage in der Altstadt. Eine Musikerin ist sogar extra aus Stuttgart angereist.

Wolfratshausen – Dass Temperaturen über der 30-Grad-Marke an einem der letzten Ferienwochenenden nur wenige Menschen veranlassen, durch die Marktstraße zu bummeln, erscheint wenig erstaunlich. Wer sich am Samstag dennoch nicht zu einem Badeaufenthalt am See oder Isarufer entschieden hatte, erlebte an drei Standorten klangvolle Überraschungen.

Extra aus Stuttgart angereist

Seit Mai des vergangenen Jahres lädt Kulturmanager Andreas Kutter Straßenmusiker ein, für etwa zwei Stunden an verschiedenen Plätzen in der Innenstadt zu musizieren (wir berichteten). Es traten auf diese Weise bereits lokale Größen wie die Wolfratshauser Stadtkapelle, die Sängerin Claudia Sommer und der Münsinger Liedermacher Jan Wannemacher auf. Diesmal nahm die Stuttgarter Künstlerin Molly sogar den weiten Weg aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt in die oberbayerische Provinz auf sich, um ihre Songs zunächst im Biergarten der Flößerei zu präsentieren. „Ich bin ursprünglich in Baierbrunn aufgewachsen und kenne die Gegend ganz gut“, verriet sie unserer Zeitung. Mit ihrer sehr folkigen Interpretation des Animals-Klassikers „House Of The Rising Sun“ ließ Molly gleich zu Beginn aufhorchen, zumal sie an ihren Füßen sogenannte Foot Shaker, eine Art Rassel, angebracht hatte. Danach gab sie weiteres englischsprachiges Liedgut und eine Liebesballade in bayerischer Mundart zum Besten.

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Am gegenüberliegenden Rathausinnenhof griff Kulturmanager Andreas Kutter derweil selbst in die Tasten seines Klaviers und erfreute mit der Sängerin Winnie Tschamler die unter den Sonnenschirmen sitzenden Zuhörer des „Rat.㈠Haus.Cafés“. Dies gefiel auch Touristen, die sich eigentlich nur kurz das Schaufenster zur „Hubert ohne Staller“-TV-Serie in der Passage anschauen wollten und dann doch länger der Musik lauschten. Vor allem der von Tschamler sehr dezent gesungene Soul-Song „Sunny“ passte gut zu diesem entspannten Sommernachmittag. „Dabei haben wir noch nicht so oft zusammengespielt“, gab sich die die 28-jährige Attenkamerin bescheiden.

Spielten im Rathausinnenhof Balladen und Popklassiker: Winnie Tschamler und Kulturmanager Andreas Kutter.
Spielten im Rathausinnenhof Balladen und Popklassiker: Winnie Tschamler und Kulturmanager Andreas Kutter. © Peter Herrmann

Noch weniger Bühnenerfahrung hat Seppi Schilcher. Für seine auf dem Akkordeon gespielten Volksmusiklieder erhielt der 14-jährige Schüler aus Thanning von den Gästen der Flößerei und des Eiscafés Cristallo reichlich Applaus. „Mein Papa hat in der Zeitung von den Straßenkonzerten erfahren und mich gleich angemeldet“, erklärte das Nachwuchstalent auf Nachfrage. Beide Elternteile spielen selbst Musik und vermittelten ihrem Sohn schon in frühester Kindheit die Liebe zum Instrument. „Für ihn ist es wichtig, nicht nur zu üben, sondern auch mal live aufzutreten und dabei Spaß zu haben“, erklärte der stolze Vater.

Es ist schon bewundernswert, wenn sich so ein junger Kerl da mutig hinstellt und Musik spielt.

„Gut, dass die Leute etwas geboten bekommen“

Nachdem der Sohn bekannte Melodien wie beispielsweise den „Böhmischen Traum“ präsentiert hatte, holte er sich zur Belohnung ein Eis. Schon zuvor hatten ihm Zuhörer Geld in seinen Instrumentenkoffer geworfen. „Es ist schon bewundernswert, wenn sich so ein junger Kerl da mutig hinstellt und Musik spielt“, zeigte sich Roland Wald begeistert. Der 54-Jährige wuchs in Wolfratshausen auf, lebt mittlerweile in Spanien, und genoss bei seinem Heimatbesuch die ungewohnte musikalische Untermalung. „Ich finde es gut, dass hier so etwas stattfindet, und die Leute etwas geboten bekommen“, lobte der Feriengast die Veranstaltungsreihe.

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Am Ende des zweistündigen Auftrittsreigens begrüßte Kutter auch den Tassilo-Kulturpreisträger Heinrich Zapf als Zuhörer und versuchte, den Multiinstrumentalisten zu einem Auftritt in den nächsten Wochen zu überreden. „Ich würde schon gern spielen“, räumte Zapf ein. Ein rascher Standortwechsel berge für den Künstler aber auch Herausforderungen, da er und das Publikum sich immer wieder neu aufeinander einstellen müssen. Kutter freute sich nach dem schweißtreibenden Musizieren indes erstmal auf die nächsten, kühleren Open-Air-Samstage.

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