Warum vor dem Krampus niemand Angst haben muss

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Wenn der Nikolaus zum Gebet bittet, dann halten auch seine Diener, die Krampusse, inne. © Bernd Heinzinger

Kreisheimatpflegerin Sandra Angermaier erklärte auf dem Neuchinger Christkindlmarkt, was es mit dem dunklen Gesellen auf sich hat - und wo der Unterschied zwischen Krampus und Percht liegt.

Neuching – Wenn der Krampus kommt, haben viele Kinder eine riesige Angst. Häufig wollen die Eltern gar nicht mehr, dass diese Kreaturen in die Nähe ihres Nachwuchses kommen. Vollkommen unbegründet, betonte Kreisheimatpflegerin Sandra Angermaier in ihrem Vortrag am Samstag auf dem Neuchinger Christkindlmarkt. Anschließend machten sich sogar rund 15 Exemplare samt ihres Herrn, dem Bischof Nikolaus, ans wilde Treiben durch die Kirchenstraße.

Zunächst ging Angermaier auf die Unterschiede von Perchten und Krampussen ein. Beide seien in Fell gekleidete, mit scheußlichen Fratzen ausgestattete Kreaturen. Die Perchten treten hauptsächlich in den Rauhnächten zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Januar auf und lassen sich zwei Gruppen zuordnen: den „guten“ Schönperchten und den „bösen“ Schiachperchten. Sie sollen mit ihren umgehängten Glocken den Winter, beziehungsweise die bösen Geister des Winters, austreiben.

Die Perchten-Tradition kommt vor allem aus Südtirol, Österreich und dem bayerischen Alpenvorland. „Echte Perchten“ gibt es laut Angermaier aber auch in Kirchseeon zu sehen. Um das Jahr 1900 befiel eine große Käferplage die hiesigen Bäume, und für die Fällarbeiten kamen Waldarbeiter aus Südtirol. Diese ließen sich schließlich dort nieder und brachten das Brauchtum mit.

Mit gespaltener Zunge und gruseligem Auftreten liefen die Krampusse am Samstagabend durch die Neuchinger Kirchenstraße.
Mit gespaltener Zunge und gruseligem Auftreten liefen die Krampusse am Samstagabend durch die Neuchinger Kirchenstraße. © Bernd Heinzinger

Die von der Frau Percht angeführten Kreaturen stechen besonders durch ihre langen Hörner hervor. Solche besäßen zwar auch die Krampusse, so Angermaier. Sie seien aber eher eine Mischgestalt und hätten nur kleinere Hörner. Ein echter Krampus besitze dafür eine lange, zweigeteilte Zunge.

Die Geschichte dieser Kreaturen geht bis in die vorchristliche Zeit zurück. In ihrer Anfangszeit hätten die Christen solche heidnischen Brauchtümer gerne übernommen, stets würde dabei das Gute siegen. Und so ist es auch bei den Krampussen. Denn sie sind die Diener von Bischof Nikolaus und folgen immer dessen Befehlen. Wenn der Bischof etwa dreimal mit seinem Stab klopft, gehen die Krampusse in die Knie und folgen dem Gebet ihres Herrn. Angermaier: „Daher braucht niemand Angst vor ihnen zu haben, nicht einmal die ganz kleinen Kinder.“

Dass das Brauchtum der Krampusse und Perchten erhalten bleibt, wünscht sich Kreisheimatpflegerin Sandra Angermaier (2. v. r.).
Dass das Brauchtum der Krampusse und Perchten erhalten bleibt, wünscht sich Kreisheimatpflegerin Sandra Angermaier (2. v. r.). © Bernd Heinzinger

Die Kreisheimatpflegerin bedauerte, dass dieses Brauchtum immer seltener vorkomme. Daher appellierte sie: „Lasst auch die Krampusse in eure Stube herein, damit dieses Brauchtum nicht ganz verloren geht.“

Die Besucher auf dem Neuchinger Christkindlmarkt folgten den Worten Angermaiers gespannt. Auf der Bühne mit ihr blickte auch der Nikolaus auf die Leute, anschließend marschierte er Richtung Kirchenstraße, wo das große Spektakel begann. Einmal hoch und runter folgte das wilde Treiben der Krampusse – immer wieder gestoppt von Gebeten. Angst hatte keiner vor ihnen, auch die kleinsten Kinder schauten dem Lauf der wilden Kreaturen mit Begeisterung zu. In den Kostümen steckten übrigens Mitglieder von Kulturverein und Burschenverein. Und nach dem Lauf ging es dann wieder auf den Christkindlmarkt, wo noch bis in die Nacht hinein Glühwein und andere Leckereien neben Handwerkskunst auf die Besucher warteten.

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