Ein russischer Angriff hat einen mehrstündigen Stromausfall am havarierten Atomkraftwerk Tschernobyl verursacht. Das ukrainische Energieministerium sprach laut Kyiv Independent von einer Notfallsituation. Besonders betroffen war die neue Schutzhülle, die den zerstörten 4. Reaktor isoliert und die Freisetzung radioaktiver Stoffe verhindert. Sie war während des Stromausfalls ohne Elektrizität.
Russischer Angriff auf Umspannwerk verursacht Blackout
Der Blackout am sogenannten Sarkophag von Tschernobyl wurde nach Angaben des Energieministeriums durch Drohnentreffer auf ein Umspannwerk in der Stadt Slawutytsch im Norden verursacht. Die Kleinstadt liegt etwa 50 Kilometer vom AKW entfernt; dort lebten früher die Bedienungsmannschaften. Russland müsse gewusst haben, dass dieser Angriff solche Auswirkungen habe, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram.
Der 100 Meter hohe Sarkophag über dem explodierten vierten Block wurde zeitweise mit Dieselgeneratoren versorgt. Spätabends sei die Versorgung wieder hergestellt worden, teilte Ministerin Switlana Hryntschuk mit. Die gemessene Strahlung entspreche der Norm. Im Februar 2025 hatte bereits eine russische Drohne die doppelwandige Konstruktion beschädigt.
Kritische Lage am AKW Saporischschja
Die russischen Angriffe trafen auch andere Teile des Gebietes Tschernihiw im Norden, so dass dort wieder stundenweise Stromsperren eingeführt wurden.
Im Süden des Landes ist das von russischen Truppen besetzte AKW Saporischschja schon seit vergangener Woche völlig vom Netz abgeschnitten. Die größte Nuklearanlage Europa wird derzeit nur mit Hilfe von Dieselgeneratoren gekühlt. Deren Treibstoff reicht nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA noch für etwa zehn Tage.