„Totengeläut eines Planeten“ – Forschungsteam löst 40 Jahre altes Weltraum-Rätsel
Ein seltsames Röntgensignal von einem weißen Zwergstern verwirrt die Forschung mehr als 40 Jahre lang. Nun präsentiert ein Forschungsteam des Rätsels Lösung.
Mexiko-Stadt – Seit dem Jahr 1980 beobachten Forschende ein mysteriöses Röntgensignal aus dem Zentrum des Helixnebels. Der planetarische Nebel ist die letzte Phase eines Sterns, der seine äußeren Gasschichten abgestoßen und einen kleineren weißen Zwergstern zurückgelassen hat. Verschiedene Röntgenteleskope beobachten seit mehr als 40 Jahren hochenergetische Röntgenstrahlung, die von dem weißen Zwerg namens WD 2226-210 ausgeht. Das ist ungewöhnlich – weiße Zwerge geben normalerweise nicht solche starken Röntgenstrahlungen ab.
Neue Beobachtungen mit den Röntgenteleskopen Chandra und XMM-Newton haben den Forschenden nun geholfen, dem Rätsel auf die Schliche zu kommen. „Wir denken, dass dieses Röntgensignal von planetarischen Trümmern stammen könnte, die auf den weißen Zwerg gezogen wurden, wie das Totengeläut eines Planeten, der von dem weißen Zwerg im Helixnebel zerstört wurde“, sagt Sandino Estrada-Dorado von der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko. „Wir haben vielleicht endlich die Ursache für ein Rätsel gefunden, das seit mehr als 40 Jahren besteht.“
Merkwürdiges Röntgensignal von weißem Zwergstern wohl aufgeklärt
Estrada-Dorado ist Hauptautor einer Studie zu dem weißen Zwerg und der Röntgenstrahlung, die im Fachjournal The Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht wird und bereits online verfügbar ist. Bisher ging die Forschung davon aus, dass der weiße Zwerg von einem Neptun-großen Planeten sehr eng umkreist wird. In der neuen Studie vermutet das Forschungsteam, dass es einen Jupiter-ähnlichen Planeten gegeben haben könnte, der den Stern noch enger umkreiste.
Der Planet könnte durch die Interaktion mit der Schwerkraft anderer Planeten im System immer weiter nach innen gewandert sein – bis er nahe genug am weißen Zwerg war, um von dessen Schwerkraft zerrissen zu werden. „Das mysteriöse Signal, das wir gesehen haben, könnte durch die Trümmer des zerbrochenen Planeten verursacht werden, die auf die Oberfläche des weißen Zwerges fallen und so erhitzt werden, dass sie in der Röntgenstrahlung leuchten“, sagt Co-Autor Martin Guerrero vom Institut für Astrophysik in Andalusien.
Weißer Zwergstern hat wohl einen Planeten zerstört
„Wenn sich dies bestätigt, wäre dies der erste Fall eines Planeten, der vom Zentralstern in einem planetarischen Nebel zerstört wurde“, ergänzt der Forscher. Zwischen 1992 und 2002 ist das Röntgensignal des weißen Zwergsterns relativ konstant geblieben, zeigen Messungen der Röntgenteleskope „ROSAT“, „Chandra“ und „XMM-Newton“. Allerdings gab es etwa alle 2,9 Stunden eine regelmäßige, aber sehr kleine Veränderung im Signal – ein Hinweis darauf, dass die Überreste des Planeten sich sehr nah am weißen Zwerg befanden.
Es gibt bisher zwei weitere weiße Zwerge, die ein ähnliches Röntgen-Verhalten an den Tag legen – allerdings ohne sich im Inneren planetarischer Nebel zu befinden. „Es ist wichtig, mehr von diesen Systemen zu finden, denn sie können uns etwas über das Überleben oder die Zerstörung von Planeten um Sterne wie die Sonne lehren, wenn sie in ein hohes Alter kommen“, erklärt Mitautor Jesús Toala in einer Mitteilung. (tab)