Einfluss des Corona-Lockdowns auf den Mond: Forscher widersprechen Studie

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Hat sich die Mondtemperatur durch den Corona-Lockdown 2020 verändert? © IMAGO/imageBROKER/Florian Gaul

Hat der Corona-Lockdown die Mond-Temperatur beeinflusst? Ein Forschungsteam rechnet nach und stellt die bisherige Annahme infrage.

Rolla – Ein indisches Forschungsteam behauptete im vergangenen Herbst, dass der strenge Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 die Temperatur der Mondoberfläche beeinflusst habe. Zur Untermauerung dieser These präsentierten sie Messdaten aus den Jahren 2017 bis 2023. Diese Studie wurde im Fachjournal Monthly Notices of the Royal Astronomical Society: Letters (MNRAS Letters) veröffentlicht. Ein anderes Forschungsduo hat sich nun eingehend mit diesen Daten beschäftigt.

Beeinflusst die Aktivität auf der Erde die Temperatur auf dem Mond?

William Schonberg, Mitverfasser einer neuen Studie zur Mond-Temperatur, erinnert sich: „Als einer meiner Kollegen mir diesen Artikel erstmals gezeigt hat, haben wir uns beide gewundert – konnte das real sein?“ Dass menschliche Aktivitäten auf der Erde einen signifikanten Einfluss auf die Temperatur des Mondes in 385.000 Kilometern Entfernung haben könnten, erschien ihnen zunächst unwahrscheinlich. „Aber wir beschlossen, offen zu bleiben und weitere Forschungen durchzuführen“, sagt Schonberg, der an der Missouri University of Science and Technology forscht.

Komplettiert wird das Forschungsduo durch Shirin Haque von der University of West Indies. Die beiden analysierte die Daten des Nasa-Experiments „Diviner Lunar Radiometer“, das sich an Bord der Raumsonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“ befindet. Das indische Team hatte mithilfe dieser Daten den Schluss gezogen, dass die Corona-Lockdowns die Mond-Temperatur beeinflusst hätten.

Neue Analyse zeigt: Der Mond wurde schon vor 2020 kühler

Schonberg und Haque führten detaillierte statistische Analysen der Mond-Temperaturen durch und untersuchten die Temperaturtrends, die in den Daten steckten. „Wir haben uns die Daten genauer angeschaut und uns wirklich in die Zahlen vertieft“, erklärt Schonberg. Dabei machten sie eine interessante Feststellung: „Wir haben herausgefunden, dass der Temperaturrückgang im Jahr 2020 eigentlich schon 2019 begonnen hat, also schon vor den Lockdowns.“ Bereits 2018 – also fast zwei Jahre vor Beginn der Corona-Pandemie – gab es einen weiteren deutlichen Temperaturrückgang auf dem Mond.

Welche Schlussfolgerung zieht das Forschungsteam aus diesen Erkenntnissen, die ebenfalls im Journal MNRAS Letters veröffentlicht werden sollen? Schonberg äußert sich vorsichtig: „Wir bestreiten nicht, dass die Temperaturen während des untersuchten Zeitraums zu verschiedenen Zeiten gesunken sind. Aber es scheint etwas weit hergeholt zu sein, mit Sicherheit zu behaupten, dass menschliche Aktivitäten die Hauptursache dafür waren.“

Erde kann „sehr geringen Einfluss“ auf die Mond-Temperaturen haben

Dennoch räumt der Forscher ein, dass die Aktivitäten auf der Erde „möglicherweise einen gewissen Einfluss haben können“. Er fügt hinzu: „Während der Mondnacht besteht eine geringe Möglichkeit, dass Wärme und Strahlung von der Erde einen sehr geringen Einfluss auf die Temperaturen auf der Mondoberfläche haben. Aber dieser Einfluss wäre wahrscheinlich so gering, dass er nur schwer zu messen oder gar zu bemerken wäre.“ Derzeit sind zwei Raumsonden auf dem Weg zum Mond, jedoch sind sie nicht dafür ausgelegt, in der kalten Mondnacht zu arbeiten. (tab)

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