Lob und Kritik für dänisches Modell - Dänen-Minister: „Wir möchten klare Kontrolle darüber, wie viele Zuwanderer kommen“

 

Dänischer Minister: „Die Position ist tough“

Morten Bodskov, dänischer Minister für Industrie und Unternehmen sieht in dieser Politik eine positive Entwicklung für sein Land: „Wir finden es wichtig, unsere Politik fortzusetzen, sie gibt uns ja recht.“, so Bodskov in einem Gespräch mit der „Welt“. „Die Position ist tough, ja. Aber wir möchten klare Kontrolle darüber, wie viele Zuwanderer kommen, woher sie kommen und welche Probleme und Effekte sich daraus für unsere Gesellschaft ergeben.“

Dänemark sei von den 1970er- bis in die 1990er-Jahre nicht strikt genug gewesen. Diese Folgen sehe man heute vor allem im öffentlichen Raum, im Bildungssystem und am Arbeitsmarkt.

Auf die Frage, ob Deutschland das dänische Konzept nicht übernehmen sollte, antwortete der Minister: „Jedes Land muss das für sich entscheiden.“ Wenn man aber auf die Resonanz in der dänischen Bevölkerung schaue, sei relativ klar, was die Menschen in Dänemark wollten.

Faeser: „Dänemark kommt seinen Verpflichtungen nicht nach“

Auch viele deutsche Politiker loben die dänische Migrationspolitik: Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel etwa empfahl, das „Sozialsystem für Flüchtlinge, wie in Dänemark, unattraktiver zu machen“.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kritisierte dagegen in der „ZDF“ Talkshow „Maybritt Illner“, dass Dänemark sich mit seinen strikten Aufnahmeregeln unsolidarisch gegenüber anderen europäischen Ländern verhalten würde: Dänemark komme „seinen Verpflichtungen in der EU nicht nach", so Faeser.

Expertin: Nordische Staaten werden auf ein Podest gestellt

Auch die Politikwissenschaftlerin Marlene Wind von der Universität Kopenhagen äußerte sich gegenüber dem „ZDF“ eher zurückhaltend über die Migrationspolitik des Landes:  „Es gibt da eine Reihe von Missverständnissen auf internationaler Ebene, in Bezug auf Dänemark und die nordischen Länder im Allgemeinen", so Wind.

Man stelle die nordischen Länder auf ein Podest und pflege deren Bild als besonders humane Staaten. So hätten sich die nordischen Länder selbst international verkauft.

In Wirklichkeit seien diese aber sehr auf die Bewahrung der ethnischen Einheitlichkeit ausgerichtet. Das ginge nicht selten nach hinten los: „Junge Frauen, die in Dänemark eine Ausbildung gemacht haben, werden zum Beispiel nach Syrien zurückgeschickt, während junge Männer aus denselben Familien nicht zurückgeschickt werden, weil sie Gefahr laufen, zum Militärdienst eingezogen zu werden", so die Politikwissenschaftlerin. „Wir haben also einige sehr, sehr unattraktive Regelungen, bei denen wir uns selbst in den Fuß schießen."