Von der verhassten Geliebten zur Queen - „Sie hat es einfach über sich ergehen lassen“ – Doku zeigt Wandel von Königin Camilla

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picture alliance / empics / Arte Neue Doku über Königin Camilla: "Sie hat es einfach über sich ergehen lassen"
Mittwoch, 11.12.2024, 13:53
Ihr Weg ist einzigartig: Einst war Camilla eine der meist gehassten Frauen des Landes, heute wird sie als Königin von der großen Mehrheit der Briten geschätzt. In einer neuen TV-Doku wird dieser Imagewandel von Queen Camilla beleuchtet – und dabei ihre große Stärke genannt.

Dass Camilla (77)  eines Tages britische Königin werden könnte, war lange Zeit schlicht unvorstellbar. Sie war eine der meist verschmähten Frauen des Landes, wurde offen verspottet, galt als Gegenspielerin von Prinzessin Diana (†36) – der „Königin der Herzen“. In Camilla sahen viele Briten eine Gefahr für die Monarchie.

Heute genießt sie als Königin Camilla den Respekt der großen Mehrheit der Bevölkerung und hat gerade im zurückliegenden so schwierigen Jahr für die Royals, in dem sowohl König Charles III. (76) als auch Prinzessin Kate (42) mit Krebsdiagnosen zu kämpfen hatten, beeindruckend unter Beweis gestellt, dass sie eine wichtige Säule der Monarchie ist. Unzählige Termine nahm sie wahr, während Charles und Kate sich wegen ihrer Behandlungen aus der Öffentlichkeit zurückzogen.

Ihren bemerkenswerten Weg zeichnet die neue Fernseh-Doku „Camilla – Geliebte. Gemahlin. Königin“ nach, die seit Mittwoch (11. Dezember) bei Arte in der Mediathek abrufbar ist und am Donnerstagabend (12. Dezember, 20.15 Uhr) bei dem Sender ausgestrahlt wird – von den Anfängen ihrer Liebesbeziehung mit Charles in den 70er Jahren, über ihre Heirat gut drei Jahrzehnte später, bis hin zu Camillas Rolle als „fast rastlose Königin“, die sich in diversen Organisationen engagiert.

„Sie ist durchs Feuer gegangen“: TV-Doku zeichnet Imagewandel von Königin Camilla nach

In dem Film von ZDF-Adelsexpertin Julia Melchior kommen verschiedene Kenner und Insider des britischen Königshauses zu Wort. India McTaggart, Royal-Korrespondentin der Zeitung „The Telegraph“ etwa fasst Camillas Geschichte so zusammen: „Sie hatte es nicht leicht. (...) Die Presse und die Öffentlichkeit kannten über Jahre keine Gnade.“

Entscheidend sei gewesen, wie Camilla dem begegnete: “Es ist schon bemerkenswert, wie sie mit all dem umgegangen ist. Sie ist durchs Feuer gegangen." Als entscheidenden Faktor für die Rehabilitation des Images von Camilla als die Frau an Charles' Seite sieht sie „die Zeit – und dass man sehen konnte, was ihre Beziehung wirklich ausmacht: ihre Hingabe füreinander“.

Die Liebesbeziehung von Charles und Camilla, die aus einer aristokratischen Familie stammt, nahm Anfang der 70er Jahre ihren Lauf, als sie sich bei einem Polo-Spiel in Windsor kennenlernten. 18 Monate lang hatten sie eine Affäre, ist in der Doku zu erfahren. Dann trennten sie sich, als Charles zum Militär ging. 

Charles und Camilla lernten sich bereits Anfang der 70er Jahre kennen.
© Shutterstock / Arte Charles und Camilla lernten sich bereits Anfang der 70er Jahre kennen.

Einst als „Rottweiler“ verspottet, heute als Queen geschätzt

Sie heirateten andere Partner: Camilla wurde 1973 die Frau des Offiziers Andrew Parker Bowles und bekam mit ihm zwei Kinder, Tom und Laura. Charles heiratete 1981 die damals erst 20 Jahre alte Lady Diana Spencer. Die Briten reagierten entsetzt, als herauskam, dass Charles die beliebte Diana mit Camilla betrog, die als „Rottweiler“ verspottet wurde. „Die Wut einer ganzen Nation entlud sich über Camilla und Charles für den Betrug an Diana, ihrer Königin der Herzen“, wird die Stimmung im Land zu dieser Zeit in der Doku zusammengefasst.

Royal-Insider nennt eine der größten Stärken von Camilla: „Hat sich nie gerächt“

1996 waren beide Ehen geschieden, doch dann kam es zum tragischen Unfalltod von Prinzessin Diana im August 1997, der die Situation wieder völlig veränderte. Charles' Augenmerk habe nun ganz seinen Söhnen William und Harry gegolten. Camilla dagegen habe sich in ihr Landhaus zurückgezogen. „Sie wird belagert und gejagt. Über ein Jahr kann sie ihr Haus kaum verlassen“, heißt es in dem Film über die Zeit nach Dianas Tod. 

Hugo Vickers, Biograf der Königsfamilie, hebt in diesem Zusammenhang eine der größten Stärken von Camilla hervor: „Sie reagierte auf all das nicht. Das war klug. Sie hielt sich einfach bedeckt. Auch wenn sie angegriffen wurde – die Leute haben ja schreckliche Dinge über sie geschrieben. Eine ihrer Qualitäten ist, dass sie nicht rachsüchtig ist.“ 

„Sie hat es einfach über sich ergehen lassen“

Der Royal-Insider betont über Camilla: „Sie hat sich, soweit ich weiß, nie an jemandem gerächt. Sie hat es einfach über sich ergehen lassen. Und sie hatte ihr eigenes Leben mit ihrer Familie und ihren Freunden. Das ist eine sehr geschlossene Welt, da kommt keiner wirklich rein.“

Erst 20 Jahre später habe sich Camilla öffentlich zu der feindseligen Stimmung geäußert, die ihr nach Dianas Tod entgegenschlug und diese Zeit als schrecklich bezeichnet, rekapituliert die Doku. Ihrem ärgsten Feind würde sie dies nicht wünschen. Ohne ihre Familie hätte sie das nicht überlebt. Ihre Kinder Tom und Laura und ihre Geschwister waren damals Camillas große Stützen. 

Camilla hat sich den Respekt hart erarbeiten müssen

Die Liebe zwischen Charles und Camilla zerbrach trotz alledem nicht. Gina Thomas, langjährige Kulturkorrespondentin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in London, sagt über die Beziehung der beiden: „Es ist eine tiefe Vertrautheit, und ich glaube, dass sie in vielerlei Hinsicht stabiler ist als er und er ihr vertraut und ihr Urteil schätzt. Sie lässt ihm immer den Vortritt. Man merkt, dass sie sich überhaupt nicht vordrängt. Aber dass sie mit viel Humor die Leute entspannt.“ Auch Charles wirke viel entspannter an Camillas Seite. 

Den Respekt, den Camilla heute genießt, habe sie sich hart erarbeitet – zu diesem Schluss kommt die Doku. Nach ihrem ersten öffentlichen Auftritt als Paar im Januar 1999, als Charles und Camilla in London eine Geburtstagsfeier im Blitzlichtgewitter der eigens einbestellten Presse verließen, stieg Camillas Popularität in den folgenden Jahren. 

König Charles III. und Königin Camilla wurden am 6. Mai 2023 gekrönt.
© picture alliance/Associated Press/Hugo Burnand/Royal Household 2023 / Arte König Charles III. und Königin Camilla wurden am 6. Mai 2023 gekrönt.

Insider beschreiben Camilla als „Familienmensch, eine Frau vom Land“

Royal-Experten listen in dem Film die Charaktereigenschaften und Qualitäten Camillas auf, die dazu beigetragen haben sollen. India McTaggart vom „Telegraph“ erklärt: „Wenn man sie erlebt, ihren natürlichen Umgang mit Menschen, ihr Interesse, ihre charmante Art, ihre Witze, ihr entwaffnendes Wesen, dann macht sie das sympathisch. Sie ist ein Familienmensch, eine Frau vom Land, eine Tierliebhaberin.“

Auf den Thron habe es Camilla selbst, die übrigens unter Flugangst leiden soll, nie gezogen, heißt es. Sobald es die Zeit erlaube, zögen sich Charles und Camilla auf ihre Landsitze zurück. Roya Nikkhah, Königshaus-Korrespondentin der „Sunday Times“ betont: „Da geht es viel informeller zu. Sie steht selbst am Herd und die Enkel kommen vorbei.“ So finde Camilla Ausgleich zu ihrem Job. „Sie hat sich Teile ihres alten Lebens bewahrt. Ihre Unabhängigkeit, das Familienleben mit ihren Kindern und Enkeln abseits des Protokolls. Das ist sehr wichtig für sie.“

Wichtig ist Camilla auch ihr soziales Engagement. Sie ist Vorsitzende zahlreicher Organisationen, der Osteoporose-Gesellschaft beispielsweise – auch ihre Mutter litt an dieser Krankheit. Sie macht sich für den Tierschutz stark und kämpft gegen häusliche Gewalt.

„Angeborene Bescheidenheit, die Menschen anspricht“

Camilla habe eine „gewisse angeborene Bescheidenheit, die Menschen anspricht“, erklärt Royal-Biograf Hugo Vickers. „Ich glaube, sie hält sich selbst nicht für königlich, weil sie so lange Zeit nicht königlich war.“ 

Über ihre Krönung am 6. Mai 2023 sagt er: „Hätte sie die Wahl gehabt, wäre sie der Zeremonie vermutlich lieber ferngeblieben. Aber es ist etwas, das er (Charles, d. Red.) sich sehr gewünscht hat. Und wenn man an den langen Weg dahin denkt, dann war das ziemlich außergewöhnlich.“ Denn, so fasst es die Dokumentation zusammen: “Es ist das erste Mal in der Geschichte der britischen Monarchie, dass die einstige Geliebte des Königs gekrönt wird."

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