Köche mischen Blei in Kindergarten-Essen – um es „optisch ansprechender“ zu machen
Sie aßen gedämpfte Dattelküchlein und Maisbrötchen mit Wurst – danach kamen sie ins Krankenhaus. 235 Kinder eines privaten Kindergartens im Nordwesten Chinas litten unter Symptomen einer schweren Bleivergiftung. Was zunächst nach einem Einzelfall aussah, entpuppte sich nun als systematischer Skandal, bei dem Dutzende Funktionäre und Klinikpersonal versucht haben, die Wahrheit zu vertuschen. Darüber berichtet die britische BBC.
Eine offizielle Untersuchung offenbart ein schockierendes Ausmaß: „Die Testergebnisse wurden manipuliert, Sicherheitsinspektionen ignoriert, Beamte bestochen.“ Die Provinzregierung Gansu veröffentlichte am Sonntag einen ausführlichen Bericht zu den Vorfällen im Kindergarten Peixin in der Stadt Tianshui.
Skandal in China-Kindergarten: Köche mischten giftige Farbe ins Essen
Besonders grotesk: Die Köche des Kindergartens sollen ungenießbare Farbe in das Essen gemischt haben, um die Speisen „optisch ansprechender“ zu machen und so mehr zahlende Eltern anzulocken. „Die Bleiwerte in den Mahlzeiten lagen bis zu 2000-fach über dem nationalen Grenzwert,“ heißt es in dem Bericht.
Die Reaktion der lokalen Behörden: Vertuschung. Laut BBC „nahmen die Verantwortlichen die Arbeit nicht ernst“, der Leiter der Blutuntersuchungen habe „die Vorschriften grob missachtet und dadurch die Ergebnisse verfälscht“. Auch das Personal des städtischen Volkskrankenhauses Nr. 2 habe sich laut Bericht in einem Zustand „chaotischer Nachlässigkeit“ befunden.

6 Personen verhaftet - Wut und Empörung in sozialen Medien
Insgesamt wurden sechs Personen verhaftet – darunter die Leiterin des Kindergartens, zwei Köche und ein Investor. Weitere Beamte erwarten Disziplinarmaßnahmen oder strafrechtliche Konsequenzen. Zehn Personen sollen sich offiziellen Rechenschaftsverfahren stellen, 17 weitere sind im Visier interner Untersuchungen.
Der Fall löste in chinesischen sozialen Medien Empörung und wütende Reaktionen aus. Manche lobten zwar die Transparenz des Untersuchungsberichts, viele jedoch forderten harte Strafen: „Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden. So etwas darf nie wieder passieren.“
Regierung in Peking erlässt neue Richtlinien
Unter öffentlichem Druck veröffentlichte die Regierung in Peking neue landesweite Richtlinien zur Essensversorgung in Bildungseinrichtungen, berichtet die BBC weiter. Künftig müssen alle Lebensmittellieferungen einzeln getestet werden; Grundnahrungsmittel wie Reis, Mehl und Öl dürfen nur noch über zentrale Einkaufsstellen bezogen werden.
Betroffene Kinder erhalten laut Behörden nun kostenlose medizinische Versorgung und rechtliche Unterstützung. Der Kindergarten Peixin wird vorerst von einer staatlichen Einrichtung übernommen.

Hintergrund: China - ein Land voller Lebensmittelskandale
Der aktuelle Fall ist kein Einzelfall in Chinas jüngerer Geschichte. Immer wieder erschüttern Berichte über giftige oder verunreinigte Nahrungsmittel das Vertrauen der Bevölkerung. Besonders bekannt: Der Melamin-Milchskandal von 2008, bei dem mehr als 300.000 Babys erkrankten, nachdem mit Chemikalien versetzte Säuglingsnahrung in den Handel gelangt war.
Auch Skandale um verdorbenes Fleisch, Pestizid-Belastungen und künstlich gestreckte Produkte haben das Vertrauen der Öffentlichkeit immer wieder erschüttert.