Gingen Unions-Abweichler von falschen Tatsachen aus? Vielsagende Sätze aus der CDU
Friedrich Merz ist im ersten Wahlgang zum Kanzler gescheitert. Jetzt wird nach den Abweichlern gesucht. Ein CDU-Politiker bringt einen durchaus brisanten Verdacht auf.
Berlin – Am 06. Mai 2025 wurde in Berlin Geschichte geschrieben. Für die Union aus CDU und CSU allerdings wohl alles andere als die Geschichte, die man sich gewünscht hatte. Eigentlich sollte Friedrich Merz am Morgen im Bundestag zum Bundeskanzler gewählt werden. Doch der Kanzlerkandidat der CDU scheiterte im ersten Wahlgang. Das hatte es in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland noch nie zuvor gegeben.
Seither läuft die Ursachensuche. Wie konnte es dazu kommen, dass Merz nicht gar knapp eine Mehrheit verpasste, sondern ihm einige Stimmen zur Wahl des Bundeskanzlers fehlten? Mindestens 18 Abweichler muss es gegeben haben. Merz zog sich sofort zum Gipfel zurück, sprach mit seiner Familie und engen Vertrauten aus der Partei, wie etwa Jens Spahn. Auch Lars Klingbeil, Chef der SPD, ging mit Merz ins Gespräch, um die Ursache für diese heftige Pleite herauszufinden.
Merz scheitert im ersten Wahlgang: Wer sind die Abweichler? CDU-Mann hat brisante Erklärung
Die SPD weist eine mögliche Schuld in jedem Fall energisch von sich. Klingbeil versicherte schnell, dass es nicht an den Sozialdemokraten gelegen habe, dass die Wahl scheiterte. Er erklärte nach Angaben aus Fraktionskreisen, er habe „nicht den geringsten Hinweis, dass die SPD nicht vollständig gestanden hat“. Das deutliche Mitgliedervotum über den Koalitionsvertrag sei ein Auftrag an die Fraktion. „Und sie erfüllt diesen. Auf uns ist Verlass“, betonte der designierte Vizekanzler demnach.
Lagen die Abweichler also in den Reihen der CDU? Möglich ist das. Merz hatte auch nach der Verkündung der Minister für sein Kabinett etwa Kritik erhalten. Landesverbände fühlten sich nicht ausreichend repräsentiert. Auch die gemeinsame Abstimmung zum Migrationsgesetz im Bundestag vor ein paar Monaten könnte einige CDU-Mitglieder verstimmt haben. Ein Denkzettel also? Unbestätigt. Ein CDU-Mann hat jedenfalls einen Verdacht.
Wussten Unions-Politiker nicht über Kanzlerwahl-Abläufe Bescheid? Vielsagende Sätze nach Merz-Schlappe
Unions-Politiker Mathias Middelberg sagte, sein Eindruck sei, dass Abweichlern womöglich nicht so ganz klar gewesen sei, was sie mit einer Stimme der Enttäuschung oder des Denkzettels auslösen. „Die haben gedacht, da kommt gleich der zweite Wahlgang hinterher und dann können wir den Friedrich Merz ja wählen und dann ist alles gut“, sagte Middelberg, der geschäftsführender Fraktionsvize der Union ist. Wenn dem wirklich so wäre, wäre dies durchaus vielsagend. Es würde in gewisser Weise zeigen, dass sich einige Politikerinnen und Politiker offensichtlich kaum mit dem geltenden Recht für die Bundeskanzler-Wahl auskennen. Ein Fakt, der in diesem Fall offensichtlich zu Chaos führte. (han/dpa)