Fördermittel winken: Mehr Grün statt Schottergärten und trostlose Fassaden

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Auf jede Frage eine fachkundige Antwort hatten Weilheims Stadtgrün-Expertinnen bei der Bürgersprechstunde. © Ralf Ruder

Rasen und Büsche statt Asphalt und Kies, bewachsene Hauswände statt kahle Fassaden: Darauf hofft die Stadt Weilheim - und bietet Unterstützung an.

Weilheim – Wer plant, Hausfassade, Garagendach oder Vorgarten von Kies und Beton zu befreien und stattdessen mit Kletterpflanzen, Gräsern oder Kräutern zu versehen, kann sich in Weilheim Hoffnungen auf eine Aufnahme in das Förderprogramm „Stadtgrün“ machen. „Viele wissen noch gar nicht so richtig Bescheid“, sagte Heike Grosser, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege. Bei den Verantwortlichen der Stadt Weilheim, des Arbeitskreises Natur & Artenvielfalt, des Verschönerungsvereins Weilheim sowie der Kreisfachberatung war daher der Plan zu einem Kooperationsprojekt gereift und auf dem Weilheimer Marienplatz zur Bürgersprechstunde geladen worden. Winddicht eingepackt und ausgerüstet mit Flyern sowie der nötigen Fachkompetenz, standen dort unter anderem Heike Grosser und Weilheims Klimaschutzmanagerin Angelika Baur den interessierten Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort.

Ein wahrer Massenansturm herrschte an jenem Vormittag allerdings nicht. Schuld daran dürften unter anderem die orkanartigen Böen gewesen sein, die den Frauen in regelmäßigen Abständen die Broschüren und Infozettel von den Auslagen fegten. Dennoch konnte Grosser von „interessanten Gesprächen“ berichten. Die meisten Menschen hätten sich aber vorrangig nach den bestehenden Fördermaßnahmen erkundigt. Fragen zur Begrünung seien hingegen deutlich in der Minderheit gewesen, merkte sie an. Doch es gab sie, die konkreten Fragen.

Pflanzen dienen der Klimatisierung

Ein Besucher des Standes erzählte beispielsweise von seinem Plan, ganze Quartiersflächen bepflanzen zu wollen, und war vorbeigekommen, um bei Heike Grosser und Angelika Baur wertvolle Ratschläge einzuholen. „Die Offenheit ist da. Man merkt, dass es die Leute interessiert“, freute sich Baur. Manche möchten sich auch einfach nur austauschen, berichtete Grosser von ihrem Gespräch mit einem Paar aus Feldafing.

Es sei zudem ein deutlicher „Nachbarschaftseffekt“ erkennbar, erklärten die beiden. Einige Menschen würden sich noch nicht so recht trauen, die Fassaden- oder Dachbegrünung anzupacken und zunächst abwarten und beobachten, was sich in ihrem unmittelbaren Umfeld so tut. Oftmals brauche es jemanden, der den ersten Schritt wagt, andere mitzieht und dann mit neu gewonnener Fachkompetenz unterstützen kann, so Grosser und Baur.

Die Begrünung des Eigenheims sei Angelika Baur zufolge allerdings weit mehr als nur eine Möglichkeit, gegen den Klimawandel vorzugehen. Durch die Verdunstungskälte leisten die Pflanzen nämlich einen erheblichen Beitrag zur Klimatisierung der Räumlichkeiten. „Ein guter Hitzeschutz“, meinte die Klimaschutzmanagerin. Überzieht man seine Fassade mit Nutzpflanzen wie beispielsweise Holunder, profitiert man gleich doppelt und schafft zudem einen Anziehungspunkt für Bestäuber.

Schottergärten ein Albtraum für Insekten

„Schottergärten waren ja auch mal in“, ergänzte Angelika Baur. Die findet die Klimamanagerin aber allein aus nachhaltiger Sicht „schrecklich“. Durch das Fehlen jeglicher Begrünung würden zahlreiche Menschen die Insektenwelt nahezu vollständig aus ihrem Garten verbannen, bedauerte sie. Wer jedoch einen wertvollen Beitrag leisten möchte und sich für eine Begrünung entscheidet, der solle zu heimischen Pflanzen greifen, empfiehlt Angelika Baur. Hochgezüchtete Sorten wie verschiedene Rosenarten würden bisweilen überhaupt keinen Nektar produzieren und folglich von Bienen keine Beachtung erhalten.

Eine finanzielle Förderung stellt die Stadt dabei nicht allein für die Begrünung in Aussicht. Auch bei einer fachgerechten Planung will sie ihren Bürgern unter die Arme greifen. Selbst bei Rückbau und Entsorgung der bestehenden Versiegelung lohnt sich die Bemühung um eine finanzielle Unterstützung. Hinsichtlich Dach- und Fassadenbegrünung belaufen sich die Zuschüsse auf 30 Prozent der förderfähigen Kosten – höchstens 1000 Euro pro Gebäude. Ebenso verhält es sich bei der Hofentsiegelung sowie der Begrünung von Freiflächen. Hier wird allerdings pro Grundstück gerechnet.

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