Nach einem Zerwürfnis mit dem Kirchenvorstand wurde Dekan Soffel wegen „nachhaltiger Störung“ abgesetzt. Pfarrer Erwin Sergel übernimmt kommissarisch.
Landkreis – Der Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern hat am Freitag seine Entscheidung mitgeteilt, dass Dekan Heinrich Soffel (58) seinen Dienst im Dekanatsbezirk Bad Tölz, zu dem auch der Kreis Miesbach gehört, nicht mehr wahrnehmen kann. Als Grund wird eine „nachhaltige Störung“ genannt.
Zerrüttetes Verhältnis nach Streit um Kinderbetreuung und Aufnahme von Geflüchteten
Vorausgegangen seien „intensive Vermittlungsversuche und Gespräche mit den Beteiligten vor Ort“, heißt es in einer Pressemitteilung. Es habe eine „umfassende Untersuchung“ durch einen Juristen des Landeskirchenamts gegeben. Bei der Entscheidung handle es sich nicht um ein Disziplinarverfahren. „Es liegen keine disziplinar- oder strafrechtlich relevanten Vorwürfe vor.“ Mit „nachhaltige Störung“ beschreibe man im kirchlichen Dienst anhaltende Unstimmigkeiten oder Konflikte, die die Ausübung des Dienstes beeinträchtigen. „Es ging und es geht nicht um die Frage von Schuld.“
Das Zerwürfnis entstand im Nachgang zu einer Kirchenvorstandssitzung in Bad Tölz im April 2022, in der es zum Streit um die Betreuung von Schulkindern und um die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine im Gemeindehaus ging. „Das Verhältnis zwischen den Beteiligten blieb zerrüttet“, heißt es seitens der Landeskirche. Deshalb soll es nun einen Neustart geben. Soffel durfte bereits seit Anfang 2023 keine dienstlichen Aufgaben mehr wahrnehmen.
Soffel stellt die Situation anders dar
Der Geschasste selbst ist enttäuscht, sieht sich als Opfer einer Kampagne. So hätten sich sowohl der Kirchenvorstand als auch der Dekanatsausschuss gegen ein Verfahren ausgesprochen. Angestrengt hätten dies nur fünf Personen und der damalige Regionalbischof Christian Kopp, dessen Situationsbericht von einer Zeugin aber widerlegt worden sei. Die Landeskirche bestreitet den Kampagnen-Vorwurf.
Zuständig sind für die rund 30 000 Protestanten in zwölf Kirchengemeinden nun weiterhin die Stellvertretenden Dekane Pfarrer Erwin Sergel (Miesbach) und Pfarrer Josef Gruber (Wolfratshausen).