Experten warnen vor Merz-Plänen: Aktivrente kostet Milliarden und ist wirkungslos

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Die von der Regierung geplante Aktivrente soll eigentlich das Rentensystem entlasten. Doch die Steuerausfälle würden sich in Milliardenhöhe bewegen, warnt jetzt das IW.

Berlin – Für das von der Merz-Regierung beschlossene Rentengesetz gab es heftige Kritik von zahlreichen Ökonomen: Die Ausweitung der Mütterrente und das Stabilisieren des Rentenniveaus würde hohe Kosten verursachen und jüngere Generation stark belasten. Nur die geplante Aktivrente kommt bei aller Rentenkritik einigermaßen gut weg. Doch nun zeigen Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) dass diese Steuerausfälle in Milliardenhöhe verursachen könnte. Zudem wird an der Wirksamkeit gezweifelt.

Aktivrente: Das plant die Merz-Regierung

Die Aktivrente ist im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbart. Für die Zeit nach der Sommerpause hat Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) einen Gesetzentwurf angekündigt. Den Plänen zufolge soll man als Rentner oder Rentnerin bis zu 2.000 Euro im Monat oder 24.000 Euro im Jahr steuerfrei dazuverdienen können. Damit sollen ältere gesunde Menschen zum längeren Arbeiten animiert werden, und so das Rentensystem entlasten. Die schwarz-rote Koalition hofft zudem, mit diesem Vorhaben den Fachkräftemangel zu lindern.

Berlin, Deutschland. Kabinettssitzung: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) mit Sozialministerin Bärbel Bas (SPD).
Für das von der Merz-Regierung beschlossene Rentengesetz gab es heftige Kritik von zahlreichen Ökonomen. © IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Studie: Aktivrente könnte Steuerzahler Milliarden kosten

Die Idee bedeutet aber auch, dass es zu Steuerausfällen in den öffentlichen Haushalten kommt. So heißt es in einem IW-Kurzbericht, dass schon bei den gut 600.000 Menschen, die Ende 2023 im Rentenalter beruflich tätig waren, „Mitnahmeeffekte“ von 2,8 Milliarden Euro gäbe. Die meisten von ihnen hätten weniger als 24.000 Euro im Jahr verdient, hieß es. Ausnahme seien viele Selbstständige im Rentenalter: Mehr als die Hälfte von ihnen habe mehr als 24.000 Euro erzielt, und zwar im Schnitt rund 68.000 Euro im Jahr. Allein für diese Gruppe würde die Aktivrente die Steuerzahler knapp 1,2 Milliarden Euro im Jahr kosten, rechnete das IW vor. 

Besonders kritisch sieht das IW eine mögliche Variante der Regierungspläne, auch Menschen die Steuervorteile zu gewähren, die vor der Regelaltersgrenze in Rente gehen - entweder als „besonders langjährig Versicherte“ mit 45 Beitragsjahren oder mit Abschlägen. Dies könnte „Ältere ab 63 Jahren dazu motivieren, ihren Renteneintritt vorzuziehen und parallel zur Altersrente weiterzuarbeiten“, heißt es in dem Kurzbericht.

Aktivrente wirkungslos? Ältere Menschen arbeiten wohl eher weiter, wenn sie Spaß haben

Die Deutsche Bundesbank erwartet einer älteren Untersuchung zufolge außerdem nur geringe Effekte durch die Einführung der Aktivrente. Demnach seien finanzielle Gründe nicht der Hauptfaktor für die Entscheidung älterer Menschen, im Ruhestand weiterzuarbeiten. Eine ASID-Umfrage zeigt laut dem Alterssicherungsbericht 2024, dass 27 Prozent der Befragten als Hauptgrund den Spaß an der Arbeit nennen, warum sie weiterarbeiten. 21 Prozent nennen soziale Aspekte und nur 14 Prozent finanzielle Notwendigkeit. „Insoweit ist bei einer finanziellen Vergünstigung eher mit Mitnahmeeffekten zu rechnen“, resümiert die Bundesbank, die empfiehlt, „eher an den Altersgrenzen anzusetzen.“

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann verteidigt dagegen das Vorhaben: „Die Aktivrente ist eine vollkommen neue Idee“, sagte er laut Süddeutscher Zeitung. „Alle bisherigen Studien greifen daher nur auf Annahmen zurück. Sicher ist aber, dass es ein großes Potenzial gibt.“ (lma mit dpa)

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