Mit diesen Tricks entlarvt man falsche Fotos

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Echt fotografiert – oder von KI erzeugt? Fake-News-Jägers Andre Wolf bei seinem Vortrag. © Raffel Scherer

Im Internet treiben viele Betrüger ihr Unwesen. So könnt Ihr Euch schützen:

Erding – Erst kürzlich hatte Religionslehrerin Dagmar von Aschen mit ihrer 9. Klasse das Thema Fake News in der Diskussion: „Nur weil eine Nachricht von meiner Freundin kommt, dann muss das so nicht stimmen und ist nicht immer ganz koscher“, versuchte sie den Mädchen beizubringen. Auch ihr Ehemann, der Evangelische Pfarrer Henning von Aschen, berichtet, dass sein Sohn ihm bei dem Thema bereits „Nachholbedarf“ diagnostiziert habe. Darum hat sich die Pfarrersfamilie im evangelischen Gemeindehaus der Erlöserkirche Erding eingefunden, um dem Vortrag des Fake-News-Jägers Andre Wolf zu lauschen.

Er ist hauptamtlich aktiv bei Mimikama, einem Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch, und klärt in Österreich und Deutschland über einen verantwortungsbewussten Umgang mit Social Media auf. „Ich rede dabei nicht von Sozialen Netzwerken, weil ich den Begriff ,sozial’ an dieser Stelle für schief übersetzt halte“, erklärt er. Schließlich verbinde man das Wort „sozial“ im Deutschen sonst mit „karitativen, hilfsbereiten, netten“ Organisationen.

Bei „Social Media“ handelt es sich zwar um gesellschaftliche, aber kommerzielle Netzwerke mit Gewinnorientierung durch Werbung und Datenverkauf. Und es kann, im Gegensatz zu Medien wie Zeitung, Radio oder Fernsehen, eben jeder in Echtzeit Inhalte veröffentlichen.

Deshalb sei es dort umso wichtiger, Posts stets mit einem kritischen Blick zu hinterfragen – umso mehr in Wahljahren und bei Kriegsthemen. Ein wichtiges Werkzeug dabei ist die Frage nach dem Ursprung des geposteten Fotos. Dazu geht es an die Bildanalyse, das sogenannte Geoguessing. „Ich schaue mir so ein Bild an und sauge alles an Informationen heraus.“

Von Gebäuden oder Straßen im Hintergrund über die Jahreszeit, erkennbar etwa an Wetter und Bäumen, bis hin zu Schriftzügen von Postern oder Straßennamen lässt sich so recherchieren, wo und wann der ursprüngliche Fotograf des Bildes stand. Das kann auch mal – statt wie angegeben in Deutschland – in den USA sein, zeigte Wolf an einem Beispiel des Fotos eines Washingtoner Buswartehäuschens mit gefälschtem Merkel-Plakat.

Ein weiteres Werkzeug ist die umgekehrte Bildersuche. Mithilfe von Suchmaschinen wie Google Lens lässt sich zurück recherchieren, wann ein Bild zuerst im Netz aufgetaucht ist. Beim Anzeigen von ähnlichen Bildern findet sich dabei oftmals das ursprüngliche, unbearbeitete und nicht zugeschnittene Foto, häufig mit komplett anderem Kontext.

Auf die Nachfrage eines der rund 15 Besucher, dass das „ja extrem zeitaufwendig“ sei, erklärte Wolf: „Ja, Zeit ist wichtig, Wir müssen uns entschleunigen, denn wir konsumieren extrem schnell.“ Selbstverständlich könne man nicht jedem einzelnen Inhalt privat hinterher recherchieren, aber gerade bei auf die Schnelle verdächtig wirkenden Meldungen lohne sich ein zweiter Blick.

Doch wenn sich bei der Bildrecherche gar keine ähnlichen Bilder finden lassen, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um von Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Fotos. Denn jene könne ein Bild nicht mehrmals exakt gleich hervorbringen, erklärt Wolf.

Um KI-Bilder zu entlarven, lohne es sich, auch die Umgebung um das Hauptgeschehen herum zu betrachten. Sind Bilder „zu perfekt“, egal ob in der Beschaffenheit der Gebäude, zu detailreich nah am Geschehen, oder verhalten sich alle Personen sehr ähnlich, ohne dass etwa eine Person abgelenkt neutral in eine andere Richtung schaut, spreche das für KI. Vor allem Arme und Beine lohnen sich, genauer betrachtet zu werden, da hier die Generatoren mit der richtigen Darstellung auch in nächster Zeit noch zu kämpfen haben werden.

Religionslehrerin von Aschen hat definitiv eine Menge gelernt, sagte sie nach dem eineinhalbstündigen Vortrag, als um sie herum die Stühle wieder zusammengeschoben werden. „Ich werde in Zukunft bei Bildern genauer drauf schauen“, so ihr Fazit. Und das eine oder andere gerade Gehörte kann sie sicher auch ihren Schülerinnen weitergeben. rs

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