Nachwuchswerbung mit Ozelot und Gürteltier: Zollamt hat „großen Personalbedarf“

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Kuriose Gegenstände zeigten Jasmin Hamm (li., Zollobersekretärin) und Marion Dirscherl (Pressesprecherin) vom Hauptzollamt in Rosenheim an ihrem Stand in der Marktstraße. © Arndt Pröhl

Das Hauptzollamt Rosenheim wirbt in der Tölzer Markstraße mit kreativen Mitteln um Nachwuchs. Der Personalbedarf der Behörde ist immens.

Bad Tölz – Ein ausgestopftes Gürteltier, das Fell eines Ozelots, diverse Medikamente: All das entdeckt der Zoll immer wieder bei seinen Ermittlungen. Einige der beschlagnahmten Objekte stellte das Hauptzollamt Rosenheim in der Tölzer Marktstraße aus. Ziel der Aktion war es, junge Menschen für das Zollamt anzuwerben. Die ausgestellten Gegenstände und das blau-gelb gestreifte Fahrzeug zogen die Aufmerksamkeit auf sich – immer wieder blieben Menschen am Stand stehen. Zollobersekretärin Jasmin Hamm und Pressesprecherin Marion Dirscherl standen für Fragen zur Verfügung.

Mangel an Nachwuchs: Ausbildung oder Studium dauern zwei bis drei Jahre

„Wir haben momentan großen Personalbedarf“, sagte Dirscherl. Gerade bei jungen Menschen bestehe durchaus Interesse. „Aber es bewerben sich trotzdem nicht genug. Und viele Dienstältere gehen momentan in den Ruhestand.“ Wer Zöllner werden will, kann entweder eine zweijährige Ausbildung im Mittleren Dienst machen oder drei Jahre dual studieren im gehobenen Dienst. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Oktober, die Ausbildung beginnt am 1. September im Folgejahr. Im theoretischen Teil lernen die Anwärter unter anderem das Zollrecht kennen. „Es ist wichtig, dass man Gesetze richtig lesen und anwenden kann“, erklärte die Pressesprecherin. Auch müssen Zollbeamte des Öfteren vor Gericht aussagen.

In der praktischen Ausbildung führen angehenden Zöllner im Team bereits ihre ersten Einsätze durch und bereiten sich auf ihre Arbeit vor. Dabei lernen sie den gesamten Zuständigkeitsbereich des Hauptzollamts Rosenheim kennen, von Garmisch-Partenkirchen bis zum Berchtesgadener Land. Eine Aufgabe ist zum Beispiel die Verzollung, bei der die Beamten eingeführte oder ausgeführte Waren überprüfen und Abgaben berechnen. Oft werden Medikamente geschmuggelt, die in Deutschland nicht zugelassen seien, so Dirscherl. „Außerdem kontrollieren wir, ob das Artenschutzgesetz eingehalten wird“, sagte sie und zeigte auf das Gürteltier.

Schwarzarbeit und Menschenhandel sind Alltag für die Zollbeamten

Besonders häufig kommen Fälle von Schwarzarbeit vor, auch in Verbindung mit Schleusung und Menschenhandel. „Die Menschen werden ausgebeutet. Oft bekommen sie kein Gehalt oder nur geringen Stundenlohn“, so Dirscherl. Erst vor wenigen Wochen sei der Besitzer eines Nagelstudios in Traunstein wegen Verdachts auf Schleusung und Zwangsarbeit festgenommen worden. Sechs Arbeiter aus Vietnam waren illegal und für wenige Euro pro Stunde bei ihm angestellt.

Die Zollbeamten überprüfen bei Betrieben die Sondergenehmigungen, das Gehalt und die Urlaubstage der Arbeiter. Das kommt nicht immer gut an. „Manche Arbeitgeber freuen sich aber auch, wenn wir vorbeikommen, weil sie zeigen wollen, dass sie ihre Arbeitnehmer gut behandeln.“ (Amina Nuissar)

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