IfW fordert andere Energiepolitik - Dunkelflauten führen zu extremen Strompreis-Anstiegen
IfW-Ökonom Stefan Kooths attackiert die Energiepolitik: „Nur auf Erneuerbare zu setzen, wird auf Dauer sehr, sehr teuer.“
Versäumnisse in der Energiepolitik wirft der Konjunkturchef des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), Stefan Kooths, der scheidenden Bundesregierung vor.
„Wenn wir in Deutschland – anders als in anderen Ländern – perspektivisch nur auf Erneuerbare setzen und eben keine konventionellen Energiequellen behalten, wird die Produktion gerade in energieintensiven Bereichen sehr, sehr teuer“, sagte Kooths gegenüber FOCUS MONEY.
Auch staatliche Hilfen zum Ausgleich der steigenden Energiekosten, etwa über das umstrittene Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP), hält Kooths nicht für geeignet. Bei staatlichen Hilfen würden „die Kosten nur auf andere abgewälzt“. Den entsprechenden Steuern stünde kein Standortvorteil gegenüber, mahnt der Ökonom.
Mitte Dezember sprang Strompreis auf das Zwölffache
Mitte Dezember war der Strompreis im kurzfristigen Handel in Deutschland im Tagesverlauf auf 936 Euro pro Megawattstunde geklettert. Das war gut zwölfmal so viel wie üblich. Einige energieintensive Betriebe wie Gießereien mussten daher ihre Produktion einstellen.

Bei dichten Wolken und wenig Wind stockt die Stromgewinnung
Auslöser war eine sogenannte Dunkelflaute, bei der Fotovoltaikanlagen und Windräder wegen dichter Wolken und wenig Wind kaum Strom produzieren. Bundesweit kommt inzwischen gut die Hälfte des in Deutschland benötigten Stroms aus alternativen Energiequellen.
Weil gleichzeitig kurzfristig verfügbare Kraftwerkskapazitäten fehlen, muss Strom im Ausland eingekauft werden. Allerdings sind die Leitungskapazitäten für Importe begrenzt. Dann wird es eng – und die Preise steigen.
IfW-Konjunkturchef fordert „eine verlässliche Politik“
Mit Blick auf die bevorstehende Neuwahl des Bundestags sprach sich der IfW-Konjunkturchef erneut gegen staatliche Interventionen aus. Gefragt sei stattdessen „eine verlässliche Politik“. Unternehmen und private Haushalte müssten wieder abschätzen können, wie sich die Rahmenbedingungen entwickeln.
Dann könne auch „der lähmende Attentismus“ durchbrochen werden, also eine untätige, abwartende Haltung. „Das würde mehr helfen als jede Einzelmaßnahme für sich.“
UTZ