Auszeichnung für Jahrhundert-Projekt: Teilerneuerung der Echelsbacher Brücke gewinnt Ingenieurpreis

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Seit fast einem Jahrhundert überspannt die Echelsbacher Brücke die Ammerschlucht bei Rottenbuch. Die gelungene Teilerneuerung des denkmalgeschützten Bauwerks ist jetzt mit dem Bayerischen Ingenieurspreis ausgezeichnet worden. © Hans-Helmut Herold

Die Teilerneuerung der Echelsbacher Brücke war ein Jahrhundert-Projekt. Gut drei Jahre nach der Wiederöffnung des Bauwerks ist die aufwendige Instandsetzung nun mit dem Bayerischen Ingenieurpreis gewürdigt worden.

Alle zwei Jahre zeichnet die bayerische Ingenieurekammer-Bau Projekte aus, die auf besondere Weise herausstechen. Als Kammerpräsident Norbert Gebbeken und der bayerische Bauminister Christian Bernreiter am vergangenen Freitag im Rahmen der Baumesse in München die diesjährigen Gewinner würdigten, war beim Staatlichen Bauamt in Weilheim als Bauherr und dem Kemptener Ingenieursbüro Dr. Schütz Ingenieure die Freude groß. Nachdem der Entwurf für die Teilsanierung der denkmalgeschützten Echelsbacher Brücke über die Ammerschlucht schon 2017 den Deutschen Ingenieurpreis in der Kategorie Baukultur gewonnen hatte, kam nun auch noch der dritte Platz beim bayerischen Pendant hinzu.

Dass der Peißenberger CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt die Echelsbacher Brücke einst als „Golden Gate Bridge des Oberlands“ bezeichnete, kommt nicht von ungefähr. 1928 binnen eines Jahres erbaut, ist sie mit 130 Meter Spannweite in Melanbauweise die größte ihrer Art in der Welt. Entsprechend groß war die Herausforderung für die Ingenieure, als es nach knapp 90 Jahren an die Erneuerung ging. Schließlich sollte die denkmalgeschützte Brücke zum Teil erhalten werden. Berücksichtigt werden musste auch, dass sich Fledermäuse in den Hohlräumen der alten Bögen eingenistet hatten. „Das hat einen großen Einfluss auf den Entwurf gehabt“, blickt Gerhard Pahl vom Ingenieurbüro zurück.

Während den Bauarbeiten an der Echelsbacher Brücke gelangte der Verkehr über die daneben errichtete Behelfsbrücke auf die andere Seite der Ammerschlucht.
Während den Bauarbeiten an der Echelsbacher Brücke gelangte der Verkehr über die daneben errichtete Behelfsbrücke auf die andere Seite der Ammerschlucht. Sie war mit 266 Metern die längste, die in Deutschland bis dato gebaut wurde. © Hans-Helmut Herold

2017 fiel der Startschuss für das Jahrhundert-Projekt, in dessen Zug zuerst eine Behelfsbrücke errichtet wurde, damit der Verkehr während der Bauarbeiten weiter über die Ammerschlucht fließen konnte. Anschließend wurde die alte Brücke bis auf die Bestands-Bögen zurückgebaut und diese saniert, um dann darüber den Neubau zu errichten. Eine Herangehensweise, die die Jury überzeugte.

Jury lobt „Vorbildcharakter“ des Projekts

Die fast 100 Jahre alte Brücke sei „mit technischer Kreativität und unter Wahrung der Wirtschaftlichkeit“ modernisiert worden, was dem Projekt Vorbildcharakter verleihe, heißt es in ihrer Bewertung. Diese Balance zwischen Erhalt und Innovation mache es „zu einem herausragenden Beispiel für nachhaltiges und wirtschaftliches Bauen im Bestand“. Auch den vielfältigen Aspekten des Naturschutzes sei dank einer ausgefeilten Planung in idealer Weise Rechnung getragen worden, lobten die Jury-Mitglieder.

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Beim Staatlichen Bauamt Weilheim sieht man die Auszeichnung nicht nur als „eine Würdigung der hervorragenden Ingenieursleistung des Ingenieurbüros Dr. Schütz Ingenieure“, sondern auch als einen „Beleg für die hohe Qualität und den erfolgreichen Verlauf des Projekts“, so Behördenleiter Stefan Scheckinger. Die Echelsbacher Brücke stelle ein bedeutendes Bauwerk dar, das durch „innovative Lösungen und eine sorgfältige Planung“ nachhaltig instand gesetzt worden sei. „Wir sind der festen Überzeugung, dass dieser Preis gerechtfertigt ist.“

33. Bayerischer Ingenieuretag
Bauminister Christian Bernreiter (li.) und Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau (re.), übergaben den Ingenieurspreis an Gerhard Pahl vom Ingenieurbüro Dr. Schütz Ingenieure. © Tobias Hase / BayIKa

Seit dem Rückbau der Behelfsbrücke, der im Herbst 2022 seinen Abschluss fand, und den Renaturierungsmaßnahmen im darauffolgenden Frühjahr gilt das rund 37,7 Millionen Euro teure Brückenbau-Projekt offiziell als abgeschlossen. Was jedoch nach wie vor fehlt, ist der geplante Info-Pavillon, den die Gemeinden Rottenbuch, Wildsteig und Bad Bayersoien gemeinsam umsetzen wollen. Dieser soll nicht nur Besuchern Wissenswertes zur Ammerschlucht, den Gemeinden und der Geschichte der Echelsbacher Brücke vermitteln, sondern auch einen Gedenkraum enthalten, der an das traurige Kapitel der Echelsbacher Brücke als Anziehungspunkt für Suizide erinnert.

Die Planung dafür ist längst fertig und auch der Bauantrag bereits genehmigt. Bei der Finanzierung jedoch klafft derzeit noch eine große Lücke. Zwischen 50 000 und 100 000 Euro müssten für eine Umsetzung noch an Drittmitteln aufgebracht werden, sagt Rottenbuchs Bürgermeister Markus Bader. Vielleicht helfe da ja der Preis, den das Brücken-Projekt jetzt gewonnen habe. „Die Planung für den Pavillon hat das gleiche Büro gemacht, wenn es so umgesetzt wird, wäre architektonisch alles aus einem Guss.“

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