Putin braucht es für seine Waffen – seltenes Metall könnte Trumps Schlüssel zum Frieden werden

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Donald Trump will den Ukraine-Krieg beenden, aber nicht mit aller Macht. Für den US-Präsidenten könnte ein seltenes Metall zum Schlüssel werden.

London – Als US-Präsident darf sich Donald Trump als mächtigster Mann der Welt bezeichnen. Wie viel Wahrheit in dieser Zuschreibung steckt, zeigte sich etwa, als der Republikaner bei seiner angekündigten Zollpolitik Ernst machte. Kurz darauf geriet beinahe die gesamte Weltwirtschaft in Schockstarre, Aktienkurse rauschten in den Keller und Politiker rund um den Globus sahen sich dazu genötigt, in Verhandlungen zu treten, um das Schlimmste irgendwie zu verhindern.

Manchmal aber überschätzt Trump seinen Einfluss dann doch gewaltig. Wie aktuell. Mit seiner gewagten These, Kreml-Chef Wladimir Putin bleibe den von Moskau angeregten Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs in Istanbul nur deshalb fern, weil Trump selbst ja nicht dabei sei. Sonst hätte der russische Präsident den Weg seiner Meinung nach auf sich genommen, versicherte Trump während seiner Reise durch die Golf-Region, die also ohne Abstecher in die Türkei zu Ende geht.

Trump und der Ukraine-Krieg: Schafft der US-Präsident mithilfe eines seltenen Metalls Frieden?

Doch wäre es wirklich so einfach, Putin selbst an den Ort möglicher Friedensgespräche zu locken, würde sich automatisch die Frage stellen: Warum hat Trump diese Chance dann nicht ergriffen, wäre es allein um seine Anwesenheit gegangen? Immerhin hatte er zu Beginn der Woche noch laut darüber nachgedacht, auch nach Istanbul zu fliegen.

Verhelfen schärfere Sanktionen zum Handel mit einem seltenen Metall zum Frieden im Ukraine-Krieg? US-Präsident Donald Trump (l.) will Kreml-Chef Wladimir Putin bislang nicht zu sehr unter Druck setzen. © IMAGO / ABACAPRESS, IMAGO / SNA

Seinem monatelang vollmundig angekündigten Ziel, den Krieg binnen 24 Stunden zu beenden, läuft der 78-Jährige bereits seit vielen Wochen hinterher. Und kommt dabei doch keinen Schritt voran.

Putin scheint er jedenfalls nicht zu beeindrucken. Wie Trump und auch die anderen Unterstützer von Kiew das ändern und Russlands Kriegsmaschinerie einen Schlag versetzen könnten, thematisiert nun die englische Zeitung Telegraph. Das Zauberwort heißt: Tantal. Dabei handelt es sich um ein sehr seltenes chemisches Element.

Putin und Tantal: Lange ließ Kreml-Chef das Metall in Kasachstan verarbeiten

Tantal wird etwa für die Herstellung von Kondensatoren benötigt. Kondensatoren, die auch in Waffensysteme verbaut werden, dem Bericht zufolge etwa in russische Marschflugkörper, Raketen, Drohnen und Panzer. Putins Problem: Zwar beherbergt auch Russland das Metall, aber nur eine relativ geringe Menge. Also muss es für die Waffenproduktion importiert werden. Und das soll sich durch die Sanktionen der USA und der Europäer kompliziert gestalten.

Shahed-Drohne aufrecht ausgestellt und Coltan in einem Glasbehälter
Im Einsatz für Wladimir Putin: Auch die iranischen Shahed-Drohnen sollen auf Tantal angewiesen sein - hier in Form von Coltan zu sehen. © IMAGO / photothek, IMAGO / NurPhoto

Die größten Tantal-Vorkommen gibt es in der Demokratischen Republik Kongo, in Ruanda, in Brasilien, in Nigeria oder in China, informierte die von ukrainischen Analysten betriebene Webseite Frontelligence Insight bereits im Januar. Demnach verfügt Russland auch nicht über moderne Verarbeitungsanlagen für Tantal und nutzte daher viele Jahre eine während der Sowjet-Zeit im heutigen Kasachstan gebaute Stätte. Das Nachbarland schloss sich jedoch den im Zuge des Überfalls auf die Ukraine verhängten Sanktionen an. Also muss Putin umdisponieren.

Trump und die Friedensmission: Auch US-Firmen offenbar in Tantal-Lieferungen nach Russland involviert

Auf der Suche nach alternativen Möglichkeiten soll Moskau zwei verschiedene Ansätze verfolgen. Da wäre der direkte Import von Tantal-Kondensatoren mit doppeltem Verwendungszweck, die also für kommerzielle Produkte konzipiert sind, aber auch in Waffen verwendet werden können. Als zweite Option wird der Erwerb von verarbeitetem Tantal zur Unterstützung der inländischen Produktion genannt.

Beides ist mit erheblichen Hindernissen verbunden – wegen der Sanktionen und des Mangels an modernen Verarbeitungsanlagen. „Für Russland geht es darum, diese Engpässe zu überwinden, um den Zusammenbruch mehrerer staatlicher Militärs zu verhindern“, schreiben die Analysten.

Putin kommt weiter an Tantal für seine Waffen heran: Einfuhr laut Recherchen über Litauen

Recherchen der russischsprachigen Internetzeitung The Insider zufolge weiß sich Russland jedoch zu helfen. Dabei werden auch Routen durch Länder genutzt, die als Verbündete der Ukraine gelten. So würden die Kondensatoren in Israel und in El Salvador hergestellt – in letzterem werde eine japanisch-amerikanische Produktionsstätte genutzt – und dann über China und Hongkong, aber auch über Zypern, Ungarn und Litauen in Putins Reich geschafft.

In dem Bericht aus dem April 2024 werden mehrere Unternehmen mit Hauptsitz in den USA genannt, deren Produktionsteile sich in Raketen und Drohnen im Besitz von Russland wiedergefunden hätten. Dabei sei für den Export von Tantal-Kondensatoren nach Russland für US-Firmen seit Anfang 2023 eine Sondergenehmigung nötig.

Brisant aus europäischer Sicht: Obwohl die Route von El Salvador, Israel oder China aus über Litauen nach Russland geographisch einen Umweg bedeutet, ergaben die Recherchen, dass „der Weg durch die Europäische Union für Güter mit doppeltem Verwendungszweck trotz aller Sanktionen der bequemste“ zu sein scheint. Litauische Zollmakler hätten bei der Einfuhr der Tantal-Kondensatoren geholfen.

Der südlichste der drei baltischen Staaten zählt wie auch Estland und Litauen zu jenen Nato-Ländern, die einen Einmarsch von Putins Armee besonders fürchten. Auch die Bundeswehr ist in Litauen vor Ort, um die Ostflanke des transatlantischen Bündnisses zu sichern.

Wissenswertes zu Tantal

Symbol: Ta

Ordnungszahl: 73

selten vorkommendes, duktiles, graphitgraues, glänzendes Übergangsmetall

wird vorwiegend für Kondensatoren mit hoher Kapazität bei gleichzeitig geringer Größe verwendet

wird auch für Implantate, etwa als Knochennagel, eingesetzt

Entdecker: Anders Gustav Ekeberg (1802 in einem finnischen Columbit-Erz)

Schmelzpunkt: 3017 °C

Siedepunkt: 5458 °C

Quelle: Institut für seltene Erden und Metalle

Russland umgeht Sanktionen bei Tantal-Handel: Für Putin werden Importe aber teurer

Frontelligence Insight betont, trotz der Enthüllungen sei keineswegs sicher, dass die Unternehmen aus den USA direkt am Verkauf nach Russland beteiligt sind. Die Ergebnisse werden sogar positiv gesehen, denn Sanktionen seien zwar nicht vollkommen, aber sie würden tatsächlich funktionieren. Für Moskau ergeben sich Möglichkeiten zur Umgehung der Sanktionen, damit würden jedoch auch die Kosten kontinuierlich steigen.

„Die Erhöhung der finanziellen, logistischen und zeitlichen Kosten für Russland hat direkte Auswirkungen auf seine Fähigkeit, staatliche Militäraufträge zu erfüllen“, schreiben die Ukrainer. Auch beteiligte Unternehmen müssten jedoch mit härteren Strafen belegt werden, sollte ihr Tantal-Handel mit Russland auffliegen. Denn erst, wenn die mit dem Geschäft verbundenen Risiken die potenziellen Vorteile überwiegen würden, dürften sich die Firmen tatsächlich abwenden.

Tantal-Kondensatoren und Wladimir Putin sitzt an einem Mikrofon und gestikuliert
Auf sie baut auch sein Krieg auf: Diese Tantal-Kondensatoren sind in vielen Waffen verbaut, mit denen Russlands Präsident Wladimir Putin die Ukraine überfallen lässt. © IMAGO / Dreamstime, Alexander NEMENOV / POOL / AFP

Lohnen würde es sich allemal, stellen die Analysten klar: Denn versiege der Tantal-Fluss nach Russland, würden ganze Produktionsketten in mehreren militärischen Bereichen zum Erliegen kommen. Das würde auch Putin zu spüren bekommen.

Trump und Tantal als Schlüssel zum Frieden: US-Präsident sollte sich mit seltenem Metall beschäftigen

Der Telegraph ergänzt aber, dass es besonders auf Trump ankommen wird. Denn ohne eine Beteiligung der USA hätten die Verbündeten der Ukraine keine Aussicht auf strengere Sanktionen, auch was Tantal angeht.

Vom mächtigsten Mann der Welt ist längst bekannt, dass er sich für seltene Erden begeistert. Siehe Grönland. Siehe seinen Rohstoff-Deal mit Kiew.

Vielleicht beschäftigt sich Trump demnächst mit Tantal. Und findet so den Schlüssel, um Putin tatsächlich an den Verhandlungstisch zu zerren. (mg)

Auch interessant

Kommentare