Bayerischer Auto-Zulieferer hat 400 Stellen gestrichen – IG Metall schimpft: „Das ist absurd“

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Im Schongauer Hirschvogel-Werk arbeiten noch etwas mehr als 800 Mitarbeiter. © Hirschvogel

Mit der Nachricht, 500 Stellen vor allem an den deutschen Standorten abzubauen, hat der Automobilzulieferer Hirschvogel vergangenen November für Schockwellen gesorgt. Mittlerweile ist das Ziel fast erreicht, sagt Hirschvogel.

Schongau/Denklingen – 220 Stellen am Stammsitz in Denklingen, 120 im Werk Schongau, 30 in Marksuhl (Thüringen) sowie 130 weitere im Verwaltungsbereich an allen drei Standorten – mit diesem Ziel war Hirschvogel im November in die Gespräche mit den Betriebsräten gegangen und hatte ein Freiwilligenprogramm mit Abfindung und Rentenbrücke angeboten.

Stellenabbau bei bayerischem Auto-Zulieferer: IG Metall schimpft

Das wiederum hat die IG Metall kritisiert. „Das war ein bisschen wie ein Pokerspiel, weil normalerweise zuerst ein Sozialplan ausgearbeitet wird und die Hirschvogel-Mitarbeiter gar nicht wussten, was sie bekommen“, sagt der IG Metall-Bevollmächtigte Karl Musiol. Ist die Abfindung beim freiwilligen Ausstieg besser oder doch die Kündigung durch das Untzernehmen? Das sei unklar gewesen, so Musiol. Weil Hirschvogel keine Tarifbindung habe, sei man nur am Spielfeldrand gewesen und konnte die Gewerkschaftsmitglieder beraten, aber nicht bei den Verhandlungen mitreden.

Das Unternehmen ist mit dem Ergebnis des Freiwilligenprogramms dennoch zufrieden: „Es wurde gut angenommen“, sagt Hirschvogel-Pressesprecherin Michaela Heinle. 160 Mitarbeiter hätten es in Anspruch genommen – je nach Alter habe es ein Abfindungspaket inklusive Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung gegeben oder den Eintritt in den Vorruhestand. Dazu kamen natürliche Fluktuation, auslaufende Befristungen und Abmeldung von Zeitarbeitern, sodass von den insgesamt 500 zu streichenden Stellen bereits rund 400 abgebaut seien. „Betriebsbedingte Kündigungen im Rahmen eines Sozialplans waren nicht notwendig“, so Heinle. Wie viel Abfindung und bis zu welcher Höhe gezahlt wurde, wollte das Unternehmen nicht mitteilen.

IG Metall: Stimmung im Schongauer Werk ist schlecht

Damit arbeiten in Denklingen derzeit noch etwas mehr als 2200 Mitarbeiter, in Schongau sind es über 800. Wobei vor allem in Schongauer Werk die Stimmung schlecht sei, wie Musiol aus Gesprächen mit Mitarbeitern weiß. „Denn es war nicht so, dass es dort keine Arbeit gab. Die Leute fehlen jetzt an den Maschinen und die anderen haben Mehrarbeit.“ Da würde sogar schon wieder eingestellt und Mitarbeiter mit Prämien belohnt, wenn sie jemanden neuen vermitteln, sagt Musiol kopfschüttelnd, „das ist absurd“.

Hirschvogel beschreibt die Auslastung der Werke im ersten Halbjahr als „zufriedenstellend“. Im zweiten Halbjahr rechne man aufgrund der Absatzprobleme vieler Autohersteller eher mit rückläufigen Abrufzahlen, so Heinle. Und auch international sind die Aussichten alles andere als rosig: „Die durch die US-Zollpolitik entstandene Unsicherheit hat die Arbeit unseres Werks in Mexiko erschwert“, sagt Heinle. Durch die Überkapazitäten und den extremen Preiskampf im chinesischen Markt habe sich auch der Kostendruck auf das Hirschvogel-Werk in Pinghu erhöht. „Die aktuelle Phase der Marktbereinigung in China wird sich auf den weltweiten Automobilmarkt auswirken“, prophezeit Heinle.

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