Nordkorea-Soldaten an der Front im Ukraine-Krieg waren offenbar Kims Idee
Kreml-Chef Wladimir Putin ist überzeugt, dass die russischen Truppen an allen Fronten des Ukraine-Kriegs im Vorteil sind. Es soll Kims Initiative gewesen sein, nordkoreanische Truppen in den Krieg zu entsenden.
Moskau/Pjöngjang – Im Herbst dieses Jahres sorgte die Ankunft erster nordkoreanischer Truppen in Russland für Spekulationen westlicher Politiker, dass der Kreml dringend zusätzliche Soldaten benötigte. Doch US-Geheimdienste kamen mittlerweile zu dem Schluss, dass die Entscheidung, nordkoreanische Soldaten nach Russland zu entsenden, nicht auf einem Wunsch des Kremls beruhte.
Es soll eine Initiative Nordkoreas gewesen sein, berichte die New York Times. Trotz dieser Erkenntnis soll der russische Präsident Wladimir Putin die Stationierung der Truppen umgehend begrüßt haben, berichten US-Beamte.
Nordkoreas Soldaten im Ukraine-Krieg – Kim Jong-un hofft auf künftige Unterstützung von Moskau
Laut ukrainischen und westlichen Schätzungen schickte der nordkoreanische Führer Kim Jong-un bislang mindestens 10.000 Soldaten nach Russland. Diese Truppen wurden überwiegend in russische Einheiten integriert, die eine Gegenoffensive gegen ukrainische Soldaten führen, die seit dem Sommer Gebiete in der russischen Region Kursk kontrollieren.
US-Beamte gehen nicht davon aus, dass Kim Jong-un für den Einsatz seiner Truppen unmittelbar eine direkte Gegenleistung erhalten hat. Vielmehr scheine es so, als hoffe der nordkoreanische Führer darauf, dass Russland ihm in Zukunft einen Gefallen erweisen wird. Dabei denkt Kim offenbar an diplomatische Unterstützung in internationalen Konflikten, Hilfe im Krisenfall und möglicherweise Zugang zu russischer Technologie.

Nordkoreanische Soldaten kämpfen aktiv an den Frontlinien des Ukraine-Kriegs und erleiden Verluste
Der nationale Sicherheitssprecher des Weißen Hauses, John F. Kirby, sagte letzte Woche: „Wir haben gesehen, wie diese nordkoreanischen Soldaten von der zweiten Linie des Schlachtfelds an die Frontlinien des Schlachtfelds gezogen sind, wo sie aktiv an Kampfhandlungen teilnehmen sollen.“ Weiter sei es „natürlich auch nicht überraschend, dass nordkoreanische Soldaten jetzt auf dem Schlachtfeld Verluste erleiden.“
Laut dem Bericht sollen nordkoreanischen Soldaten offenbar eine bessere medizinische Versorgung als ihre russischen Kameraden erhalten. Verwundete sollen direkt in größere Krankenhäuser in der Stadt Kursk gebracht werden.
US-Regierungsvertreter betonten, dass es für Russland von großer Bedeutung sei, die Unterstützung Nordkoreas und des Iran zu sichern, da beide Länder während des Krieges militärische Hilfe geleistet haben. Diese Zusammenarbeit ermöglichte es Russland, einen intensiven Artilleriebeschuss an der Front aufrechtzuerhalten und ukrainische Städte durch Drohnenangriffe auf kritische Infrastruktur weiter unter Druck zu setzen.
Südkoreanischer Geheimdienst: Nordkorea könnte zusätzliche Truppen in den Ukraine-Krieg entsenden
Nordkorea könnte nach Einschätzung des südkoreanischen Geheimdienstes weitere Truppen in den Ukraine-Krieg schicken. Der Geheimdienst NIS sehe Anzeichen dafür, dass Machthaber Kim Jong-un Vorbereitungen für die Ausbildung und Entsendung einer zusätzlichen Spezialeinheit trifft, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Sie berief sich dabei auf Informationen aus einer nicht öffentlichen Sitzung des Geheimdienstausschusses der Nationalversammlung, die ein Abgeordneter später mit Reportern teilte. Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt.
Der Geheimdienst geht demnach zudem davon aus, dass bisher mindestens 100 nordkoreanische Soldaten im Kampf gegen die Ukraine gefallen und bis zu tausend weitere Soldaten verletzt worden sind. Auch Kiew und Washington gehen von hohen Verlusten bei den Nordkoreanern aus.
Laut Selenskyj sollen Nordkoreaner im Ukraine-Krieg bereits mehr als 3000 Soldaten verloren haben
Die unter der russischen Fahne kämpfenden Nordkoreaner haben im Kampf gegen ukrainische Truppen bereits mehr als 3000 Mann verloren, die getötet oder verwundet wurden. Diese nicht unabhängig überprüfbare Schätzung nannte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach einer Sitzung der Stawka, des Oberkommandos der ukrainischen Streitkräfte. „Nach vorläufigen Angaben übersteigt die Zahl der getöteten und verwundeten nordkoreanischen Soldaten in der Region Kursk 3000“, schrieb Selenskyj auf X.
Daraus entwickle sich die Gefahr, dass Nordkorea zusätzliche Soldaten und militärische Ausrüstung an die russische Armee schicken könnte. „Wir werden darauf eine Antwort haben“, sagte Selenskyj. Offizielle russische Stellen oder Medien haben sich bisher nicht zu möglichen Verlusten der Nordkoreaner geäußert. (jal/dpa)