FOCUS Briefing von Thomas Tuma - Vier-Tage-Woche: „Ein netter, aber altlinker Traum“

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Vier-Tage-Woche ist  ein netter, aber altlinker Traum , der mit der Realität in Deutschland 2024 nichts zu tun hat.

Bosch und Zalando winken ab

Am heutigen Freitag sollen in Düsseldorf die Ergebnisse eines im Frühjahr gestarteten Testlaufs vorgestellt werden, der nicht nur daran krankt, in keiner Weise repräsentativ zu sein. Mitgemacht haben bundesweit lediglich 45 Arbeitgeber.  Große Unternehmen von Bosch bis Zalando  winkten gleich ab. Am Ende spielten kleinere Handwerksbetriebe und soziale Träger mit wie eine Wohngruppe des Gemeinschaftsdienstes in Iserlohn.

Schon ein  Zwischenbericht  im Sommer zeigte, dass das Gros trotz sicher guten Willens nicht mal das Vier-Tage-Zeit-Ziel erreichte. Irgendwer muss halt am Ende des Tags doch die Arbeit machen.

Irgendwas zwischen Lüge und Selbstbetrug

Die Vier-Tage-Woche ist letztlich nicht mehr als die Forderung einer 20-prozentigen Lohnerhöhung durch die Hintertür. Eine falsche Antwort auf die falsche Frage.  Irgendwas zwischen Lüge und Selbstbetrug.

Im internationalen Vergleich gelten wir eh längst als Faulenzer, was die durchschnittlichen Wochenarbeitszeiten angeht, die seit 1991 kontinuierlich zurückgehen. Auf aktuell nur noch 34,3 Stunden. Das wiederum hat nicht nur, aber auch mit unserer  hohen Teilzeitquote  zu tun.  „Dabei bräuchten wir viel mehr Vollzeitkräfte“ , warnt Stepstone-Chef Sebastian Dettmers. „Wir sitzen in einer  Teilzeitfalle  – vor allem die Frauen.“ Und nicht nur das.

Ein Drittel der heute Beschäftigten wird in die Rente verschwinden

In den nächsten Jahren wird  mit den Boomern fast ein Drittel der heute Beschäftigten in die Rente verschwinden . Die nachwachsenden Jahrgänge der Gen Z sind nur noch halb so groß. Mit den bisherigen Einwanderern wird sich das nie ausgleichen lassen. Die Pro-Kopf-Produktivität sinkt generell schon seit Jahren.

Dabei benötigen wir ganz dringend Pflegekräfte, Busfahrer, Ärzte, Mechatroniker, IT-Kräfte etc. Begriffe wie Fleiß, Ausdauer, Ehrgeiz bräuchten einen dringenden Neustart. Wer da aber wie  SPD-Chefin Saskia Esken  immer noch eine Vier-Tage-Woche zum Preis von fünfen propagiert, hat schon bisher ein eher schwieriges Verhältnis zum Thema Arbeit, fürchte ich.

Apropos: Am Samstag findet  der Bundesparteitag der Linken  statt. Es gibt wohl keine Partei, die so gekonnt zeigt, wie man sich selbst marginalisiert mit Themen, die an der Kernklientel glatt vorbeigehen. Die Vier-Tage-Woche war nur eines davon.