PSG zerlegt Real Madrid - Warnung an die Bayern
Der FC Bayern ist in die USA gereist, um mit dem Klub-WM-Titel eine gute Saison zu vergolden. Die Mission ist nicht gelungen, im Viertelfinale scheiterte der Rekordmeister an PSG.
München – Trotz der zusätzlichen Strapazen am Ende einer langen Saison vermittelten die Protagonisten des FC Bayern - Spieler, Trainer, Funktionäre - eine aufrichtige Vorfreude auf die erstmals im großen Format ausgetragene Klub-Weltmeisterschaft in den USA. Die Ambitionen waren groß, die Spielzeit 2024/25, die höchst unterschiedlich bewertet worden war, sollte erfolgreich, möglichst mit dem WM-Titel, dem dann fünften der Vereinsgeschichte, abgeschlossen werden.
Dabei galt es auch, eine Scharte auszuwetzen: Zwar konnte man sich die Meisterschale auf äußerst souveräne Weise aus Leverkusen zurückholen, in den Pokalwettwerben scheiterte man aber, wenn auch jeweils unglücklich, für die eigenen Ansprüche zu frühzeitig: Im DFB-Pokal im Achtelfinale und in der Champions League im Viertelfinale.
Der FC Bayern im „vorweggenommenen WM-Endspiel“
Die Leistungen des Rekordmeisters bei der Klub-WM waren dann auch - bis auf die erste Halbzeit gegen Benfica Lissabon, jedoch einer Totalrotation geschuldet - sehr ansprechend. Nach dem Achtelfinal-Sieg gegen die aktuell wohl beste südamerikanische Mannschaft FR Botafogo aus Rio de Janeiro (4:2) schätzte der Weltmeister von 2014, Sami Khedira, die FCB-Performance so hoch ein, dass er vor dem anstehenden Spiel gegen den Triple-Sieger Paris Saint-Germain von einem „vorweggenommenen Finale“ sprach.

Die Partie erfüllte dann auch alle hochgesteckten Erwartungen. Es war das bisher mit Abstand hochklassigste Match des Turniers, bis in die Schlusssekunden ausgeglichen und dramatisch. Aber wie zuletzt so häufig verloren die Bayern wieder eine wichtige, enge Partie - und mit Jamal Musiala - auf tragische Weise - einen Führungsspieler.
Erneute Kritik - trotz knapper Niederlage gegen „Übermannschaft“
Trotz der ausgezeichneten Leistung prasselte erneut scharfe Kritik auf die Münchner ein. Grundtenor: Wenn man immer auf so bittere Weise ausscheidet, wäre das schon nicht mehr Pech, sondern ein Muster, eine besorgniserregende Serie. Der FC Bayern hätte sich aus dem Bereich der Topvereine Europas verabschiedet, die Rückkehr wäre dornenreich und nur mit einem radikalen Personalumbruch (inkl. Jugendwahn) zu erreichen.
Dass die Pariser die „Übermannschaft“ des laufenden Kalenderjahres im Vereins-Weltfußball sind, wurde bei der Abwertung von Vincent Kompany, Max Eberl und Mannschaft als Argument quasi abgelehnt.
Anders als gegen Bayern: PSG deklassiert Real Madrid
Im WM-Halbfinale haben die Pariser nun die Königlichen aus Madrid in alle Bestandteile zerlegt. Xabi Alonsos Real hatte von der ersten Sekunde an nicht den Hauch einer Chance gegen ein in allen Bereichen überlegenes PSG. Bereits nach neun Minuten stand es nach zwei brutalen Böcken in der Real-Innenverteidigung 2:0, es hätte zu dem Zeitpunkt aber tatsächlich auch schon ein, zwei Tore höher stehen können. Nach dem 3:0 in der 24. Minute, dem zweiten Tor von Fabián Ruiz, war die Partie definitiv entschieden.
Wenige Minuten vor Ende der ersten Halbzeit wiesen die Statistiken 80 Prozent Ballbesitz und genau so viel(!) gewonnene Zweikämpfe für PSG aus. Ein königliches Desaster. Hätte sich ein in zunehmenden Maße unkonzentriertes Paris in Halbzeit 2 nicht an das teilweise unterirdische Niveau der sonst so stolzen Madrilenen angepasst, wäre ein episches Debakel möglich gewesen.
Trotz Kylian Mbappé, Vinicius Jr. und Shooting Star Gonzalo García in der Startformation hatte Real über 90 Minuten keine einzige hochkarätige Torchance. PSG machte es gnädig, nur noch Gonçalo Ramos traf zum 4:0. Selbst der polnische Schiedsrichter Szymon Marciniak hatte Mitleid und pfiff - trotz langer Trinkpause und zahlreichen Unterbrechungen - pünktlich nach exakt 90 Minuten ab.
Bayern besser als Real, Atlético Madrid, Inter Mailand
Vergleicht man die Leistungen gegen PSG, waren die Bayern sicherlich ein, wenn nicht sogar zwei Klassen besser als Real Madrid. Eine Genugtuung, aber auch ein Grund zum Ärgernis: Alonsos Truppe wäre in dieser Form auch gegen Bayern chancenlos und der fünfte Münchner WM-Titel ganz nahe gewesen.
Blickt man zudem auf die famosen Leistungen der Pariser der letzten Wochen und Monate, kann man feststellen, dass diese eigentlich nur vom FC Bayern so richtig gefordert wurden: Der 5:0-Finalsieg gegen Inter Mailand im CL-Finale war der höchste in der 70-jährigen Wettbewerbsgeschichte. Reals Lokalrivale Atlético Madrid, Diego Simeones Abwehrkünstler, gingen zum Start des WM-Turniers ebenfalls mit 0:4 unter. Messi und Inter Miami lagen im Achtelfinale schon zur Halbzeit mit 0:4 zurück.
PSG-„Verfolger“: Bayern dabei
Gehört der FC Bayern also tatsächlich nicht mehr zu den europäischen Topteams? So haben sich Manchester City (3:4 gegen AL Hilal aus Saudi-Arabien) und Inter Mailand (0:2 gegen Fluminense) bereits im Achtelfinale der Klub-WM sang- und klanglos bzw. blamabel verabschiedet.
Während sich der FC Barcelona und der FC Liverpool nicht für die Klub-WM qualifizieren konnten, könnte noch Conference League Gewinner Chelsea den Parisern den totalen Triumph vermasseln. Die Turnierleistungen der beiden Teams waren aber so unterschiedlich, dass die Londoner eigentlich am Ende mit einem 0:2 wie die Bayern zufrieden sein könnten. Die Münchner waren es gewiss nicht.
PSG, welches in der CL-Ligaphase kurz vor dem Ausscheiden stand und unter anderem beim FC Bayern mit 0:1 verlor, ist sicherlich die weltbeste Fußball-Vereinsmannschaft im Jahr 2025. Dahinter klafft aktuell eine Lücke, auch der deutsche Rekordmeister zählt aber zu ersten Verfolgern, die Paris an einem guten Tag bezwingen können. Diese Lücke gilt es nun zu schließen: Mit einer gelungenen unaufgeregten Kaderplanung - das Transferfenster schließt am 1. September - und in der großen Hoffnung, dass wichtige Spieler nach ihren Verletzungen wieder fit zurückkommen werden. Als Erster Minjae Kim, leider erst spät im Jahr Alphonso Davies, Hiroki Ito und vor allem Jamal Musiala.