Seltene Krebsarten: Deutsche Krebshilfe setzt auf neue Behandlungsmöglichkeiten in der Immuntherapie

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Dank der Forschung entwickeln Mediziner zunehmend gezielte Therapien. Insbesondere fortgeschrittene Krebserkrankungen sollen dadurch besser behandelt werden können.

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 500.000 Personen neu an Krebs. Umso wichtiger ist es, neue Therapiemöglichkeiten zu erforschen und diese weiterzuentwickeln, wie Prof. Reinhard Büttner, Direktor des Instituts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie der Uniklinik Köln im Rahmen des Deutschen Krebskongress 2024 erläutert. Als Kongresspräsident möchte er zusammen mit der Deutschen Krebshilfe auf die Bedeutung der Erforschung neuer Wirkstoffe auch bei seltenen und schwer therapierbaren Krebserkrankungen wie Weichteilsarkome oder Bauchspeicheldrüsenkrebs aufmerksam machen. Die Weiterentwicklung der Immuntherapie steht dabei unter anderem im Fokus.

Krebs bekämpfen: Neue Wirkstoffe werden entwickelt

Labor
Neue Wirkstoffe auf sogenannter niedermolekularer Basis, das heißt mit einer Masse von weniger als 800 g/mol, sollen gerade bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen neue Behandlungsmöglichkeiten bieten. © Peopleimages/Imago

Die gegenwärtige Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung von Substanzen, die im Rahmen von Immuntherapien eingesetzt werden können, sowie auf sogenannte niedermolekulare Wirkstoffe. Letztere haben aufgrund ihrer geringen Größe die Fähigkeit, direkt in erkrankte Zellen einzudringen und dort ihre Wirkung zu entfalten. Immuntherapien sind erst seit kurzem für die Krebstherapie zugelassen – unter anderem zur Behandlung von Lungenkrebs, Hautkrebs, Nierenkrebs, Blasenkrebs sowie Kopf-Hals-Tumoren –, während niedermolekulare Wirkstoffe an sich keine Neuheit darstellen. Allerdings liefern fortlaufende Erkenntnisse über die molekularen Steuerungsprozesse in Tumorzellen neue vielversprechende Ansatzpunkte für Medikamente, wie es in einer Pressemitteilung des Deutschen Krebskongresses lautet.

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Unter Berücksichtigung dieses Wissens entwickeln Forschungsteams in den durch die Deutsche Krebshilfe geförderten Projekten Wirkstoffe gegen Tumore, die unter anderem auf herkömmliche Therapeutika aufgrund von Resistenzmechanismen nicht ansprechen. Gleichzeitig soll die gezielte Wirkung der neu entwickelten Arzneimittel dazu beitragen, die Nebenwirkungen der Krebstherapie zu reduzieren.

Warum Krebs dem natürlichen Immunsystem entkommt

Das angeborene Immunsystem beseitigt schädliche Substanzen im Körper, indem es unspezifische Krankheitserreger bekämpft und den Körper vor den meisten Infektionen schützt. Die adaptive oder erlernte Immunantwort hingegen reagiert mithilfe von T- und B-Zellen spezifisch auf bestimmte Strukturen von Erregern und Zellen, sogenannte Antigene. T-Zellen sind mit Antigenrezeptoren auf ihrer Oberfläche ausgestattet, um Antigen-tragende Zellen zu erkennen und zu eliminieren. Das adaptive Immunsystem verfügt über eine Art Gedächtnis, das es ihm ermöglicht, ein Antigen wiederzuerkennen und darauf zu reagieren, wenn es zuvor damit in Kontakt gekommen ist.

Damit Krebszellen vom Immunsystem erkannt werden können, müssen sie tumorassoziierte Antigene (TAA) an ihrer Oberfläche tragen. Allerdings haben viele Tumorarten Strategien entwickelt, um ihre bösartigen Eigenschaften unkenntlich zu machen, beispielsweise indem sie keine Antigene präsentieren oder diese als körpereigene Substanzen erscheinen lassen.

Bedeutung der Immuntherapie in der Krebsbehandlung

Ein Schlüsselansatzpunkt in der Immunonkologie sind nun die sogenannten Checkpoints, die sich auf den T-Zellen befinden und normalerweise eine übermäßige Immunreaktion verhindern sollen. Krebszellen können jedoch diesen Mechanismus nutzen, um sich zu verbergen. Hier setzen Medikamente beziehungsweise Wirkstoffe mit Checkpoint-Inhibitoren an: Sie heben die durch Krebs verursachte Blockade auf und aktivieren das Immunsystem, um Tumorzellen zu identifizieren und zu zerstören. Das erste zugelassene Medikament dieser Art war 2011 der Checkpoint-Hemmer Ipilimumab zur Therapie von bösartigem (schwarzem) Hautkrebs, so die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG). Ein weiterer Checkpoint-Hemmer, Nivolumab, ist seit 2015 als Medikament für fortgeschrittenen Lungenkrebs verfügbar – klinische Studien zeigen, dass die Lebenserwartung der Patienten sich durch die Therapie signifikant verbessert.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

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