Verkehrsschild mit Nagetier: Das steckt hinter dem seltenen Warnzeichen
Verkehrsschilder, die Autolenker vor Wildwechsel warnen, sind wohl jedem bekannt. In NRW ziert nun ein anderes Tier ein Verkehrsschild. Was bedeutet es?
Kassel – Ein Verkehrsschild mit einem Biber bekommen Autofahrer nicht überall in Deutschland zu sehen. In Nordrhein-Westfalen würde jüngst ein solches Warnschild angebracht. Was es damit auf sich hat und warum die Hintergründe durchaus auch erfreulich sind.
Ungewöhnliches Verkehrsschild aufgetaucht: Die Biber-Population in Nordrhein-Westfalen wächst
„Der Biber ist inzwischen fast in jedem Flusssystem zu finden“, erklärte Lutz Dalbeck mit Blick auf die Nagerpopulation in Nordrhein-Westfalen. Dalbeck ist Biber-Experte von der Biologischen Station im Kreis Düren. Das macht deutlich, weshalb ein solches Verkehrsschild als notwendig betrachtet wurde. Die Population habe sich sehr gut entwickelt, fuhr er fort.
Nachdem der Biber einst ausgerottet wurde, nahm die Rückkehr der Tierart nach Nordrhein-Westfalen mit einem Wiederansiedlungsprojekt in der Nordeifel ihren Startschuss. Darüber informiert der BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen. „Nach mehrjährigen Etablierungsphasen breitet sich der Biber mittlerweile mit wachsendem Tempo selbstständig entlang der Flüsse aus“, heißt es dort.

Laut Dalbeck sollen in NRW zwischen 1500 und 2000 Tiere leben. Schwerpunkte bilden demnach die Eifel und der Niederrhein. Der Biber sei jedoch auch an der Lippe, der Ruhr, der Sieg und deren Nebenflüssen vorzufinden.
Verkehrsschild zeigt Biber – als Warnung für Autofahrer
Die Entwicklung der Population hatte nun das besondere Warnschild zur Folge. Wie der Landesbetrieb Straßen NRW auf Anfrage von IPPEN.MEDIA erklärt, wurde es „auf Höhe der Teiche in Taubenborn auf der B64 zwischen Höxter und Höxter-Godelheim“ angebracht. Das Verkehrsschild soll Verkehrsteilnehmer auf das Tier aufmerksam machen und sie dazu veranlassen, dort „möglichst umsichtig zu fahren“.
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Wie auf Fotos zu erkennen ist, warnt das Schild vor die Straße kreuzenden Bibern in einem Zeitraum zwischen 19 Uhr abends und sieben Uhr morgens. Der Landesbetrieb Straßen NRW teilt unserer Redaktion mit: „Bei dem Biber-Warnschild handelt es sich nicht um ein offizielles Verkehrsschild, das bei den Straßenverkehrsbehörden angefordert werden könnte.“ Es sei im Auftrag des Landesbetriebs Straßen NRW erstellt und in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde aufgestellt worden. Zuvor hatte auch der WDR berichtet.
Ob es das einzige Biber-Schild in Nordrhein-Westfalen ist, bleibt jedoch zunächst ungeklärt. „Wir führen keine Statistik, wie häufig das Biber-Schild an Bundes- und Landesstraßen in NRW eingesetzt wird und können dazu folglich keine Angaben machen“, heißt zu IPPEN.MEDIA. Öfter auf den Straßen zu Gesicht bekommen dürften Autofahrer aber auf jeden Fall das Verkehrsschild mit schwarzem Strich.
Seltenes Verkehrsschild in NRW hat erfreulichen Hintergrund – Nabu-Sprecherin ordnet ein
Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt eine Sprecherin des Naturschutzbund Nabu NRW: „Für die Natur und die Artenvielfalt sind Biber eine absolute Bereicherung. Auch auf die Wasserqualität und den Hochwasserschutz wirkt sich seine Bautätigkeit positiv aus.“ Angestaute Bäche und Flüsse und die damit entstehenden Biberteiche hätten jedoch einen massiven Einfluss auf die umgebende Landschaft.
Nicht immer sei der Biber deshalb erwünscht. Die Sprecherin führt aus: „Bei Flussrenaturierungen im Rahmen von Life-Projekten wie an der Lippe ist dies oft erwünscht, in anderen Fällen (z.B. Überflutung von Ackerflächen) ist der Biber weniger gern gesehen. Ein landesweites Bibermanagement ist das Mittel der Wahl, um Konflikte durch die Rückkehr des Bibers mit Landwirtschaft und Gesellschaft möglichst zu vermeiden.“ Ein Leitfaden des Landes Nordrhein-Westfalen hierzu würde sich bereits in Bearbeitung finden. (mbr)