Dorfladen und MVV-Ticket: Besserung für Walchensee in Sicht – Campingplatz will Versorgungslücke schließen
Am Walchensee mangelt es an touristischer Infrastruktur. Ein Campingplatzbetreiber will eine Versorgungslücke nun schließen.
Walchensee – Urlaub machen in Walchensee ist eine zweischneidige Angelegenheit: Auf der einen Seite könnte die Landschaft kaum traumhafter sein, auf der anderen Seite mangelt es an touristischer Infrastruktur. So schloss im August 2023 der Dorfladen. Einfach mal frische Semmeln einkaufen, ist seither unmöglich. Seit der südliche Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen vor einem halben Jahr dem MVV-Gebiet beigetreten ist, können Gästekarten-Inhaber außerdem nicht mehr kostenlos mit dem Bus in Richtung Garmisch-Partenkirchen fahren. Doch in beiden Fragen scheint sich eine Besserung abzuzeichnen, wie in der Jahresversammlung des Verkehrsvereins deutlich wurde.
Thema MVV brennt den Vermietern unter den Nägeln
Das Thema MVV brenne jedem Vermieter in Walchensee unter den Nägeln, sagte der Vereinsvorsitzende Klaus Melf. Man könne nicht mehr kostenlos in Richtung Garmisch-Partenkirchen fahren, da der Nachbarlandkreis erst 2026 dem MVV-Gebiet beitreten wird. Die Fahrt nach Garmisch-Partenkirchen und zurück kostet nun 14 Euro. „In Einsiedl fahren unsere Gäste quasi gegen eine Wand“, sagte Melf. „Die Umstellung ist für uns ein bisserl unglücklich gelaufen.“

Die Verantwortlichen des Verkehrsvereins hätten darüber nachgedacht, einen Brief an die zuständigen Stellen zu verfassen, doch nun zeichne sich wohl eine Lösung ab. Dies bestätigte Bürgermeister Jens Müller. Am 30. April gebe es eine MVV-Versammlung: „Wenn da beschlossen wird, dass der RVO die Fahrkarten anerkennen darf, ist das Problem gelöst. Und danach sieht es momentan aus.“
Walchensee: Sorgen um fehlenden Dorfladen
Sorgen bereitet dem Verkehrsverein auch der fehlende Dorfladen: „Bei uns im Ort will niemand einen Großeinkauf machen“, sagte Melf. „Aber wenn man in einem touristischen Ort keine Semmeln, keine Butter, keine Marmelade und keine Zeitung kriegt, dann ist das extrem schwierig. Frische Semmeln sind ein Luxus, den ich haben möchte, wenn ich furtfahre.“ Sabine Gistl hat versucht, den Dorfladen wieder aufleben zulassen, doch sie musste nach einem Jahr aufgeben. Grund war der viel zu geringe Umsatz. Sie hoffte, dass sich Nachfolger finden würde, sprach mit Mitarbeitern des Landratsamts über dieses Thema: „Die haben nur gesagt: Damen um die 50 Jahre haben immer wieder so romantische Ideen. Am Anfang sind alle begeistert, und am Ende stehen sie alleine da.“ Sie sei nicht enttäuscht über das Ende des Dorfladens, „weil mir klar war, dass es so kommen wird. Alleine kann ich es nicht machen – ich bin weder eine Einzelhandelskauffrau noch eine Bäckerin.“ Die Situation um den Dorfladen könne sich aber „minütlich ändern“.
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Da schaltete sich Jürgen Garkisch in die Diskussion ein: „Wir als Campingplatz-Betreiber machen das ja eh schon. Bei uns gibt’s Semmeln und Zeitungen frisch auf Bestellung. Wenn ihr so was braucht, sind wir natürlich bereit, was zu machen, das können wir wuppen.“ Bislang habe man nicht für den Minimarkt am Campingplatz geworben, um einem möglichen Dorfladen-Konzept nicht entgegenzustehen. Melf zeigte sich erfreut: „Wenn da eine Möglichkeit besteht, wäre das mit Sicherheit eine gute Sache.“ (pr)