Gen Z faul bei der Arbeit? Junge Leute schauen laut Umfrage eine Stunde pro Arbeitstag fern

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Generation Z nutzt zunehmend mehrere Bildschirme gleichzeitig – auch während der Arbeitszeit. Dies führe zu Produktivitätsverlusten und kostet Unternehmen Geld.

Los Angeles – Serien gucken, am Smartphone daddeln – und das während der Arbeit. Für die Generation Z offenbar ganz alltäglich. Eine Umfrage von TollFreeForwarding.com zeigt: Junge Leute verbringen pro Arbeitstag runde eine Stunde vor dem Fernseher. Sie wurde mithilfe von Universitätsstudenten mittels eines Fragebogens und der Convenience Sampling Methode erhoben.

Die „Nebentätigkeit“ führe nicht nur zu einem finanziellen Verlust von jährlich 8241 US-Dollar – umgerechnet etwa 7300 Euro – pro Mitarbeiter, sondern stelle auch ein Symptom für einen größeren Trend dar: die sogenannte „Dual-Screen-Time“ – also die gleichzeitige Nutzung mehrerer Bildschirme.

Fernsehen bei der Arbeit: Wie Arbeitnehmer der Gen Z Unternehmen Geld kosten

Die Umfrageergebnisse sind alarmierend: Gen Z verbringt laut Studie jährlich fast zehn Arbeitstage damit, während der Arbeitszeit fernzusehen. Im Vergleich dazu kommen Millennials auf etwa vier Tage und Gen X auf acht Tage. Besonders auffällig ist, dass Gen Z demnach während der Arbeit fast doppelt so viel Zeit wie ältere Generationen vor dem Fernseher verbringt.

Viele in dieser Generation sehen den Fernsehkonsum während der Arbeit nicht als Problem, sondern als parallele Aktivität, die neben der Arbeit erledigt werden kann – ein Verhalten, das tief im multimedialen Lebensstil sogenannter „Digital Natives“ verankert ist.

Medienkonsum am Arbeitsplatz: Das Arbeitsverhalten der Generation Z berge für Unternehmen einen finanziellen Schaden. © IMAGO / Pond5 Images

Doch das Phänomen der Mehrfachnutzung von Bildschirmen bleibt nicht auf den Arbeitsplatz beschränkt. Die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit verschwimmen. Eine aktuelle Studie zum „Dual-Screening“ zeigt, dass Generation Z beim Fernsehen häufig Smartphones oder Tablets als zweite Bildschirme nutzt. Dabei sind Musikprogramme besonders beliebt und werden oft parallel mit dem Smartphone konsumiert, wobei soziale Netzwerke und Online-Shopping zu den häufigsten Aktivitäten gehören. Vor allem Frauen tendieren laut der Studie dazu, ihre mobilen Geräte zum Streamen von Serien oder zum Einkaufen zu nutzen, während sie fernsehen.

Generation Z als Digital Natives: Was bedeutet das eigentlich?

Digital Natives sind Personen, die zwischen 1981 und 2010 geboren wurden, also die Generation Y (1981–1995) und Generation Z (ab 1995). Sie sind von klein auf mit digitalen Technologien wie Internet und Smartphones aufgewachsen und nutzen diese im Alltag selbstverständlich. Digitale Kommunikation und Medienproduktion sind für sie Routine. Trotz ihrer Vertrautheit mit digitalen Medien haben sie oft Schwierigkeiten, einen moderaten Umgang damit zu finden. Übermäßiger Medienkonsum und ständige Erreichbarkeit können psychische Belastungen wie Überforderung, geringes Selbstwertgefühl oder Fear of Missing Out (FOMO) verursachen – die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen.

Quelle: Hanns Seidel Stiftung

Prokrastination und Medienabhängigkeit: Ist die Generation Z zu faul zum Arbeiten?

Die wachsende Dual-Screen-Nutzung während der Arbeitszeit wird oft als Zeichen von Prokrastination interpretiert. Doch es ist mehr als das – es zeigt eine tiefere Abhängigkeit von ständiger medialer Stimulation. Generation Z ist mit digitalen Medien aufgewachsen und hat eine höhere Toleranz für Multitasking entwickelt. Neben dem Fernsehen spielen, laut der Umfrage von TollFreeForwarding.com, viele während der Arbeitszeit auch Videospiele oder surfen im Internet. Demnach verbringen sie im Schnitt fast fünfeinhalb Tage im Jahr mit Videospielen während der Arbeitszeit.

Alex Beene, Dozent an der University of Tennessee, sieht das als Ergebnis der schulischen und universitären Erfahrungen dieser Generation. „Für die Generation Z ist das Ansehen von Videos auf ihren Smartphones, Computern und anderen Geräten etwas, was sie schon seit Jahren in der Schule tun, entweder als Ergebnis einer nachsichtigen Smartphone-Politik oder eines Mangels an strenger Durchsetzung“, sagt Beene der Newsweek. „Infolgedessen haben viele von ihnen geglaubt, dass sie in der Zeit, die sie eigentlich anderen Aufgaben widmen sollten, auf ihren Geräten alles tun können, was sie wollen.“ Mit anderen Worten: Der ständige Wechsel zwischen verschiedenen digitalen Aufgaben ist für viele zur Gewohnheit geworden und setzt sich im Berufsleben fort.

Auswirkungen der Gen Z auf Unternehmen: Produktivitätsverlust und neue Herausforderungen

Für Unternehmen könnte diese Art der Mediennutzung doppelte Verluste bedeuten: Einerseits geht wertvolle Arbeitszeit verloren und dazu könnte auch die Arbeitsqualität sinken, wenn die Aufmerksamkeit der jungen Mitarbeiter auf mehrere digitale Aktivitäten gleichzeitig verteilt wird. Auch die Motivation und Bindung an das Unternehmen können darunter leiden, da die ständige Ablenkung durch Smartphones und andere Geräte die Konzentration auf berufliche Aufgaben erschwert.

Zudem zeigt eine im Guardian thematisierte Studie des Personalvermittlers Robert Walters, dass 52 Prozent der Gen-Z-Arbeitnehmer keine Führungspositionen anstreben. Stattdessen legen sie mehr Wert auf Work-Life-Balance, persönliche Weiterentwicklung und Flexibilität – Werte, die nicht nur ihre beruflichen Erwartungen prägen, sondern auch ihr Medienkonsumverhalten beeinflussen.

Was können Unternehmen tun? Alternative Arbeitsmodelle von Home-Office bis Hybrid

Um produktive Arbeitsmodelle für die Generation Z zu entwickeln, könnten Unternehmen, laut TollFreeForwarding.com, klare Richtlinien zur Nutzung von Smartphones und anderen Geräten während der Arbeitszeit einführen. Gleichzeitig könnten, laut TollFreeForwarding.com, strukturierte Pausen, etwa durch die Pomodoro-Technik – eine Methode des Zeitmanagements – die Produktivität fördern, indem Mitarbeitern bewusst Zeit eingeräumt wird, ihre Geräte zu nutzen. Darüber hinaus kann das Schaffen von Arbeitsumgebungen, die die Konzentration unterstützen, einen positiven Effekt haben. Studien zeigen, dass natürliche Lichtquellen die Aufmerksamkeitsspanne verlängern und Schläfrigkeit reduzieren können. (ls)

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