Baum-Massaker sorgt für Entsetzen: Mitarbeiter rodet 50 Jahre alte Weiden ohne Erlaubnis

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Im unterfränkischen Bergtheim (Landkreis Würzburg) wurden mehr als 20 alte Weiden gefällt – scheinbar ohne Genehmigung. Auch der Bürgermeister will von dem Vorhaben nichts gewusst haben

Bergtheim/Opferbaum – Es ist fast schon ein Skandal für die kleine Gemeinde Bergtheim im unterfränkischen Landkreis Würzburg. Im Ortsteil Opferbaum entlang des Brummbachs standen bis vor kurzem noch mehrere 50 Jahre alte Weiden – nun liegt ein Großteil von Ihnen abgeholzt am Wegesrand. Gerodet von einem Bauhof-Mitarbeiter der Gemeinde. Und das, obwohl eine Rodung in diesem Ausmaß nicht nötig gewesen wäre. Dementsprechend groß ist das Entsetzen der Anwohner. Wie es dazu kommen konnte, kann sich auch der erste Bürgermeister der Gemeinde, Konrad Schlier, nicht erklären.

Bauhof-Mitarbeiter habe die Rodung eigenmächtig durchgeführt

„Der Mitarbeiter sollte nur kaputte und morsche Bäume herausnehmen – das war sein Auftrag“, sagt Schlier. „Er war aber anscheinend der Auffassung, dass die Bäume sowieso wegmüssten.“ Grund: Entlang des Brummbachs sei ein neuer Radweg geplant. Da dadurch auch die Wurzeln der angrenzenden Weiden beschädigt werden könnten, habe der Mitarbeiter wohl angenommen, dass die Standfestigkeit der Bäume dann auch nicht mehr garantiert sei, erklärt Schlier. „Was er sich sonst dabei gedacht hat, weiß ich nicht. Er hat sich definitiv mehr erlaubt als meinerseits angeordnet war.“

In der unterfränkischen Gemeinde Bergtheim wurden zahlreiche 50 Jahre alte Weiden gefällt – ohne Genehmigung. Der Bürgermeister will von dem Vorhaben nichts gewusst haben. © News5/Höfig/Canva Collage

Rodung der Weiden: „Das ist der reinste Wild-West-Stil, der hier praktiziert wurde“

Ein Umstand, den Steffen Jodl vom BUND Naturschutz nicht nachvollziehen kann. „Es verwundert mich schon sehr, dass der Bürgermeister von so einer Aktion nichts weiß“, sagt Jodl, der Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg. „Zumal die stellvertretende Bürgermeisterin relativ zeitig angekündigt habe, dass Weidenholz abzuholen sei.“

Hinzu käme für ihn die Dimension der Rodung: „Das ist der reinste Wild-West-Stil, der hier praktiziert wurde. Ich kann mir schwer vorstellen, dass das nur einer alleine war.“ 23 mächtige Bäume zu roden, bedürfe einer Vorbereitung. Beweisen könne er es freilich nicht, sagt Jodl, doch die Zweifel am genauen Ablauf ließen sich für ihn nicht von der Hand weisen.

Engere Absprachen wären notwendig gewesen.

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, wertet der Bürgermeister auch als Kommunikationsfehler. „Engere Absprachen wären notwendig gewesen“, sagt Schlier. Über den Kahlschlag sei auch er entsetzt. „Das ärgert mich genauso wie die Anwohner. Ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Aber natürlich trage ich als Bürgermeister die Verantwortung.“

Ersatz für gerodete Bäume bereits geplant

Eine Ersatzmaßnahme für die gefällten Bäume sei bereits in Planung, versichert Schlier. „Ich habe mich mit dem Förster beraten. Wir werden dort Ulmen nachpflanzen. Erstens, weil es ein sehr schöner Baum ist, der schnell wächst. Und weil es ein Pfahlwurzler ist.“ Heißt: Die Bäume wurzeln erst tief und bilden dann eine Herzwurzel aus, was sie letztlich auch stabil macht. So dürfte es auch mit dem geplanten Radweg keinerlei Problem geben.

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BUND Naturschutz erstattet Anzeige gegen Bürgermeister

Letztlich sei ein solcher Ausgleich für die gefällten Bäume auch erforderlich, so Jodl. Denn die Rodung hätte überhaupt nicht stattfinden dürfen, da Artikel 16 des Bayerischen Naturschutzgesetzes dies verhindere. Laut diesem Gesetz, so erklärt es Jodl, dürfe nicht einmal eine Beschneidung eines solchen Baumbestandes stattfinden, ohne dass die Untere Naturschutzbehörde nicht davor informiert wurde. „Aber diese wurde gar nicht gefragt“, sagt Jodl. Hinzu komme, dass es sich um ein Gehölz in Ufernähe handelt und um eine Allee – beide seien aber streng geschützt. „Wir haben also gleich zwei Tatbestände, die dagegen verstoßen“, sagt Jodl.

Dafür muss sich der Bürgermeister nun verantworten: „Wir vom BUND Naturschutz sehen das als klaren Verstoß gegen Artikel 16 und haben Anzeige bei der zuständigen Polizei erstattet“, sagt Jodl. Ob es nun eine eigenmächtige Entscheidung des Bauhof-Mitarbeiters war oder eine unzureichende Kommunikation der Verwaltung – für den Bürgermeister dürfte dieser Vorfall auch persönliche Konsequenzen mit sich bringen. „Vor einigen Jahren hatten wir einen ähnlichen Fall“, erklärt Jodl. „Das waren dann über 4000 Euro, die der Bürgermeister aus eigener Kasse zahlen musste.“

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