Sanierungskonzept beschlossen - DB Cargo in Not: 2300 Stellen fallen weg, neue Einheiten sollen Effizienz steigern
Nach intensiven Verhandlungen mit Betriebsräten und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die Bahn-Güterverkehrstochter DB Cargo ein umfassendes Sanierungskonzept beschlossen. Dieses sieht unter anderem den Abbau von 2300 Arbeitsplätzen vor, so das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung.
Zusätzlich sollen neue Geschäftseinheiten entstehen, die sich stärker an den Bedürfnissen der Kunden orientieren. Betroffen sind dabei die Sektoren Stahl, Automotive, Chemie und Rohstoffe sowie Konsumgüter.
„Jede Geschäftseinheit arbeitet wie ein eigenverantwortlicher Betrieb, hat eigenes Personal, eigene Loks, eigene Güterwagen“, so DB Cargo. „Und: Sie hat die volle Verantwortung für die Qualität, die Transportleistung und das finanzielle Ergebnis.“
Kombinierter Verkehr bleibt im Konzern
Von der ursprünglich geplanten Auslagerung des sogenannten Kombinierten Verkehrs - etwa Containerverkehr von den Seehäfen oder Terminals - ist nun nicht mehr die Rede. Stattdessen bleibt der Kombinierte Verkehr unter dem Dach von DB Cargo. Diese Auslagerung war ein zentraler Streitpunkt zwischen den Arbeitgebern und den Betriebsräten.
Das Marktumfeld bleibt jedoch angespannt, wie ein Unternehmenssprecher betont: „Wir werden darauf reagieren und gehen von weiteren deutlichen Anpassungen aus.“ Weitere Arbeitsplätze, besonders in der Verwaltung, könnten betroffen sein.
Gesamtbetriebsrat stimmt DB-Cargo-Konzept zu
Laut Angaben des Gesamtbetriebsrats wurde dem Konzept nach weiteren Verhandlungen am Mittwoch zugestimmt, wodurch nach monatelangen Auseinandersetzungen eine Einigung über die Zukunft des Konzerns erzielt wurde.
„Die Zustimmung ist uns nicht leicht gefallen“, erklärte Cosima Ingenschay, stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sowie des Cargo-Aufsichtsrats, der Deutschen Presse-Agentur. „Die DB Cargo wurde durch Missmanagement und auch ein fehlendes politisches Umfeld in eine schwierige wirtschaftliche Lage gebracht.“
Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht geplant. Stattdessen wurde ein Sozialplan sowie ein Programm zum freiwilligen Ausscheiden beschlossen. „Auch das ist schwer gefallen, aber angesichts der aktuellen Situation eine tragbare Entscheidung“, betonte Ingenschay. Mit den vereinbarten Maßnahmen habe der Vorstand nun alle Instrumente, um den Konzern wieder auf Zukunftskurs zu bringen.
Langjährige Krise bei DB Cargo
DB Cargo beschäftigt nach eigenen Angaben 31.000 Menschen und verzeichnet seit Jahren hohe Verluste. Im ersten Halbjahr dieses Jahres betrug das operative Minus vor Zinsen und Steuern (Ebit) mehr als 260 Millionen Euro.
Ein Großteil der Verluste entsteht im sogenannten Einzelwagenverkehr, bei dem Ladungen direkt bei Industriekunden abgeholt und auf Rangierbahnhöfen zu langen Zügen zusammengestellt werden. Viele Experten halten dies für wirtschaftlich nicht tragbar, weshalb die Bundesregierung den Einzelwagenverkehr fördert.
EU-Beihilfeverfahren weiterhin offen
Noch offen ist ein Beihilfeverfahren der EU-Kommission. Diese untersucht seit Anfang 2022, ob der Verlustausgleich bei DB Cargo durch den bundeseigenen Bahn-Konzern im Rahmen eines Ergebnisabführungsvertrags zulässig ist. Es ist bereits absehbar, dass die Kommission dieses Vorgehen untersagen wird.