BVB geht nach Klub-WM mit vielen Millionen und vielen Sorgen in neue Saison
Der BVB ist bei der FIFA Klub-WM an Real Madrid gescheitert. Rund 50 Millionen Euro Prämien sind im Gepäck, doch in den USA offenbarten sich auch Schwächen.
Dortmund – Das Abenteuer FIFA Klub-WM ist für Borussia Dortmund beendet. Nach dem 2:3 gegen Real Madrid im Viertelfinale ist der BVB mit rund 50 Millionen Euro Prämien im Gepäck zurück nach Deutschland geflogen.
Während Geschäftsführer Lars Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl die positiven Aspekte betonen, offenbart ein nüchterner Blick auf die drei Wochen in den USA auch beunruhigende Erkenntnisse.
Was von diesem Turnier wirklich bleibt, sind nicht nur Millionen-Einnahmen, sondern auch ernste Fragen zur Leistungsfähigkeit – und mögliche Probleme für die kommende Saison.
BVB zeigt schwache Leistungen gegen vermeintlich einfache Gegner
Die Zahlen sprechen zunächst für den BVB: „Wir sind unter den top Acht im europäischen Ranking, standen im Viertelfinale der Champions League und sind nun unter den besten Acht der Welt. Das kann sich sehen lassen. International war in den vergangenen beiden Jahren keine deutsche Mannschaft besser als wir“, betonte Lars Ricken selbstbewusst.
Doch die Resultate täuschen durchaus über die tatsächlichen Leistungen hinweg. Gegen die schwächeren Gegner Fluminense, Mamelodi Sundowns, Ulsan HD und CF Monterrey hat sich der BVB keineswegs mit Ruhm bekleckert. Beim ersten wirklich starken Gegner Real Madrid wurden die Defizite dafür schonungslos offengelegt. Gerade in der ersten Halbzeit wurde ein Klassenunterschied deutlich.
Spielerisch wusste die Mannschaft in den USA nur in Ansätzen zu überzeugen. Besonders alarmierend aber: Defensiv war das Team in jeder Partie anfällig. Dass Gregor Kobel zum klar besten Dortmunder des Turniers avancierte, spricht Bände: Der Torhüter durfte sich auszeichnen, weil er stark gefordert war.
Kovač muss sich beim BVB neu beweisen
Trainer Niko Kovač fiel in den USA mit seiner Milde gegenüber dem eigenen Team auf. „Unter diesen Bedingungen kann man keinen hochintensiven Fußball spielen. Das geht nicht. Dadurch geht das verloren, was den Fußball ausmacht: die Intensität, die Aggressivität, das Hin und Her“, sagte Kovač bei DAZN nach dem Aus gegen Real.
Dennoch stellt sich infolge des Auftritts bei der Klub-WM unweigerlich die Frage: War der starke Endspurt in der Bundesliga-Saison unter Kovač nur ein Formlauf? Durch die Pause nach dem 34. Spieltag wurde der Run unterbrochen. In den USA stimmten zwar die Resultate weitgehend, aber keineswegs die Leistungen.

Natürlich ist der Hinweis auf die Belastung gerechtfertigt. Kapitän Julian Brandt sprach nach dem Spiel gegen Real Klartext. „Ich sage ganz ehrlich: Es gibt bei uns einige Spieler, die froh sind, dass es jetzt ein bisschen Ruhe gibt. Im Grunde stehen wir schon vor den nächsten zwölf Monaten.“
Daraus resultiert die nächste Sorge für BVB-Fans. Die Folgen der Klub-WM dürften sich in der neuen Saison bemerkbar machen.
BVB nimmt Rückstand in die neue Saison
Die Erfahrung lehrt Vorsicht. Der BVB hat sich in den vergangenen Jahren regelmäßig eine Herbstkrise gegönnt, die dann im zweiten Halbjahr mühsam korrigiert werden musste. Dieses Spiel mit dem Feuer wird irgendwann nicht mehr gut gehen. Und jetzt sind die Vorzeichen besonders kritisch.
Während andere Bundesligisten bereits die Vorbereitung zur neuen Saison aufgenommen haben, geht der BVB jetzt erst in den späten Sommerurlaub. Am 26. Juli startet die Vorbereitung auf die kommende Spielzeit. Keiner weiß, welche Folgen es für Dortmund haben wird, bis Anfang Juli im Spielbetrieb gewesen zu sein.
„Ich hoffe, dass die Zeit hier in den USA unsere Mannschaft zusammengeschweißt hat“, sagt Ricken optimistisch. „Es war sehr lehrreich und interessant. Ich habe bei der Abreise ein positives Gefühl, was die neue Saison angeht“, erklärte auch Pascal Groß.
BVB beginnt mit einem Lackmustest im DFB-Pokal
Das erste Pflichtspiel Mitte August im DFB-Pokal gegen RW Essen wird zum frühen Lackmustest. Ein schweres Los: Der Lokalrivale aus der dritten Liga wird mutmaßlich mit einem Fitness-Vorsprung in das Duell gehen. Für den BVB könnte es zum Stolperstein werden, wenn die Klub-WM-Strapazen nachwirken.
Parallel dominiert jetzt der Blick auf das Transfergeschehen. Neben Zugängen stehen weitere Abgänge zu erwarten. Giovanni Reyna, Sébastien Haller und Salih Özcan sind nur drei Namen auf der Liste.
Sebastian Kehl verspricht Investitionen: „Wir werden uns mit den Einnahmen, die wir generiert haben, Gedanken machen, wie wir sie investieren.“ Der BVB werde „sicher noch etwas tun“ und die Mannschaft „besser machen als im vergangenen Jahr“.
Die rund 50 Millionen Euro Klub-WM-Prämien, kombiniert mit den Verkäufen von Jamie Gittens (65 Mio. Euro), Youssoufa Moukoko (5 Mio. Euro) und dem bevorstehenden Wechsel von Soumaïla Coulibaly (7,5 Mio. Euro), verschaffen dem Klub Spielraum, den Ricken allerdings bereits vorsorglich eingeschränkt hat.
Wie viel Geld von der Klub-WM wirklich in die Mannschaft investiert werden kann, bleibt abzuwarten. Ebenso offen, wie Dortmund das Abenteuer in den USA verkraftet.