Deutschland erlebt den schwersten Vogelgrippe-Ausbruch seit Jahren. Über 240.000 Tiere mussten bereits gekeult werden, dabei ist die Phase laut Experten noch früh.
München – Die Vogelgrippe erwischt Deutschland mit voller Wucht, angesichts der Lage hat das Friedrich-Loeffler-Institut eine dramatische Neubewertung der Lage vorgenommen: Das Risiko für weitere Vogelgrippe-Ausbrüche wurde von „gering“ auf „hoch“ heraufgestuft. Das Friedrich-Loeffler-Institut ist ein Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, dessen zentrale Aufgabe die Diagnose und Bekämpfung von Tierseuchen ist. Der Grund für diese alarmierende Einschätzung liegt in der intensiven Zugaktivität der Vögel, die das H5N1-Virus großflächig verbreiten könnte.
Aktuell erlebt Deutschland den schwersten Vogelgrippe-Ausbruch seit Jahren. Für die Geflügelwirtschaft bedeutet dies eine Katastrophe, die zahlreiche Betriebe in den Ruin treiben könnte. Bereits über 240.000 Tiere mussten getötet werden, während sich das tödliche Virus unaufhaltsam ausbreitet.
Vogelgrippe-Ausbreitung schreitet schnell voran: Risiko von „gering“ auf „hoch“ gestuft
In sieben Bundesländern tobt der Kampf gegen den Erreger. Bereits Monate zuvor hatten Experten gewarnt, dass 2025 zum Jahr der Vogelgrippe werden könnte – eine Befürchtung, die Landwirte in große Unruhe versetzt. „Wir befinden uns bereits in einer frühen, aber kräftigen Phase des Ausbruchsgeschehens“, mahnt Hans-Peter Goldnick, Präsident vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaf (ZDG).
Die Statistik ist alarmierend: Vom 1. September bis zum 20. Oktober 2025 registrierten die Behörden 15 Ausbrüche in Geflügelbetrieben. Betroffen sind Hühner, Gänse, Enten und Puten in Betrieben verschiedener Größenordnungen. Besonders schockierend: Am Stausee Kelbra wurden allein 230 tote Kraniche entdeckt. In Brandenburg schätzen Behörden, dass mehr als 1.000 Kraniche rund um das Linumer Teichgebiet verendet sind. Das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigte H5N1-Infektionen bei Kranichproben aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Der Ausbruch der Vogelgrippe stellt Geflügelhalter unter Schock. „In nur drei Wochen in sieben Bundesländern, das gibt schon Anlass zu großer Sorge“, erklärt Friedrich-Otto Ripke, Vorsitzender des Geflügelverbands Niedersachsen, gegenüber dem MDR. Für zahlreiche Landwirte steht die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel: „Wenn der Bestand gekeult werden muss, ist die Existenzgrundlage weg“, so Ripke.
„Abwarten ist keine Option“: Sofortiges Handeln wegen Vorgelgrippe gefordert
Der ZDG verlangt sofortiges Handeln. „Abwarten ist keine Option“, unterstreicht Präsident Goldnick. Die Bundesländer müssen nach seiner Ansicht prüfen, ob eine flächendeckende Stallpflicht verhängt werden sollte – mit Ausnahme der Gänse, bei denen eine solche Maßnahme nicht umsetzbar wäre.
In den betroffenen Regionen sind bereits rigorose Vorschriften in Kraft: Schutzzonen von drei Kilometern Radius und Überwachungszonen von zehn Kilometern wurden eingerichtet. Das Geflügel muss in den Ställen bleiben, der Transport von Fleisch und Eiern ist untersagt. Bürger werden aufgefordert, den Kontakt zu verendeten Wildvögeln zu vermeiden. Bereits seit Jahren treten in Deutschland und anderen Ländern wie Österreich wiederholt Vogelgrippe-Ausbrüche auf, die in der Vergangenheit bereits zur Tötung hunderttausender Tiere führten. (Quellen: MDR, dpa, Friedrich-Loeffler-Institut, LLH) (kiba)