„Unsere Existenz ist in Gefahr“: Grundwasser flutet pausenlos Keller von junger Familie

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Weiß nicht mehr weiter: Patrick Löffler in seinem Keller, der sich über mehrere Ebenen erstreckt. Das Wasser dringt immer wieder ein. © privat

Eine junge Familie aus Garching ist verzweifelt: Seit Wochen drückt das Grundwasser in den Keller ihres Hauses, das sie eben erst gekauft haben.

Garching – Seit fast drei Wochen hat Familie Löffler aus Garching schlaflose Nächte. Pausenlos steigt das Wasser in ihrem Keller an. Erst stand es nur im 40 Zentimeter hohen Kellerschacht, dann drückte es sich mit voller Wucht durch und flutete nach und nach die anderen Kellerebenen. Seither pumpen die Löfflers das Wasser rund um die Uhr ab – doch es kommt immer wieder.

„Wir wissen nicht mehr weiter“, sagt Patrick Löffler (38). Erst im November hatte der junge Familienvater das Haus im Auweg gekauft, saniert es seither. Noch wohnen er, seine Frau und die beiden Buben in einer Wohnung. „Jeder sagt, wir müssen warten. Das kann nicht sein. Wir drehen durch.“

„Müssen abwarten, bis die Pegelstände zurückgehen“

Der Deutsche Wetterdienst warnt seit einer Woche vor dem Tauwetter. Die Schneeschmelze könnte in vielen Regionen zu Hochwasser führen. Oder, wie in Garching, zu steigendem Grundwasser. Die Stadt weiß von 20 Haushalten im Süden, bei denen das Wasser steht: das Viertel um Ismaninger Straße, Mühlfeldweg und Gießenweg. Als ehemaliges Augelände der Isar ist der Bereich bekannt für extrem schwankende Pegel. Derzeit liegt der Stand östlich der Münchner Straße bei rund 2 Metern, gemessen ab dem Boden. Normal wären etwa 3,20 Meter.

Die Betroffenen und die Stadt sind machtlos. „Wir müssen abwarten, bis die Pegelstände zurückgehen“, sagt Bauamtsleiter Klaus Zettel. So schnell wie der Schnee gekommen sei, sei er auch wieder weg gewesen. Daher sei die Auswirkung so dramatisch. Hinzu komme der derzeit enorme Grundwasserstrom aus dem Alpenvorland.

Wir hatten nach langer Suche endlich ein Zuhause gefunden, und jetzt steht unsere Existenz in Gefahr.

Noch prüft das Wasserwirtschaftsamt die finale Ursache. „Wobei alles auf die aktuelle Wetterlage hindeutet“, sagt Leiter Marian Gaertner. Auch wenn die Überflutung vor der großen Schmelze begonnen hat. Risse in der Kanalisation konnten die Stadtwerke München bereits ausschließen. Bisher sei in diesem Ausmaß im Landkreis nur Garching betroffen.

Patrick Löffler ist verzweifelt: Er würde gerne etwas unternehmen – kann es aber nicht. „Wir hatten nach langer Suche endlich ein Zuhause gefunden, und jetzt steht unsere Existenz in Gefahr.“ Eine Zahl die Löffler Angst macht: Wie hoch werden die Sanierungskosten? Eine Elementarversicherung greift in der Regel nicht, wenn das Grundwasser von unten reindrückt. Hausbesitzer müssen sich meist extra versichern.

Fachfirmen ratlos

Was Löffler am meisten frustriert: Keiner wüsste, wie es weitergehen soll – selbst wenn das Wasser irgendwann wieder weg sei. Nicht der Bürgermeister, nicht das Wasserwirtschaftsamt, nicht das Umweltamt. Zwei Sanierungsfirmen seien beim Anblick des Wasserschadens ratlos wieder abgefahren. „So etwas hätten sie noch nie gesehen“, sagt Löffler.

Die Freiwillige Feuerwehr hilft, wo sie kann. Ismaning und Oberschleißheim mussten Pumpen beisteuern, weil die der Garchinger Feuerwehr nicht mehr ausgereicht hatten. Löffler ist als Feuerwehrmann auch bei seinen Nachbarn im Einsatz. Besonders das Schicksal eines älteren Ehepaars gehe ihm nahe. 85 und 83 Jahre alt. „Es ist ein Drama“, sagt er. „Die beiden haben seit Wochen kein Auge mehr zugetan.“

Familienvater gibt nicht auf

Neben den privaten Haushalten, ist auch die städtische Kläranlage betroffen. Nach Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt darf das Wasser über den Mühlbach und die Gießen abgeleitet werden. „Würden wir das nicht machen, könnte es zum Rückstau kommen“, sagt Zettel. Das Abwasser würde aus dem Kanal auf die Straßen herausdrücken.

Eines ist für Löffler klar: Er gibt nicht auf. Der Traum vom Eigenheim war zum Greifen nah. Es muss eine Lösung geben. In einer Whatsapp-Gruppe tauscht Löffler sich mit Nachbarn aus. Auf einer Karte dokumentiert er jeden Fall und alle Schäden. Er hätte nicht das Gefühl, dass es sonst jemand mache. Er sagt: „Jeder zeigt Anteilnahme, aber das reicht nicht.“

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