Der Streit um ein teures Schnitzel an der Ostsee nimmt Fahrt auf. Nachdem Mecklenburg-Vorpommerns Tourismusminister Wolfgang Blank (66, parteilos) öffentlich über hohe Preise in der Gastronomie geschimpft hatte, kommt nun scharfer Gegenwind aus der Branche.
Der Anlass: Ein Restaurant in Binz auf der Insel Rügen verlangt 24,40 Euro für ein Schnitzel – für Blank offenbar zu viel. Der Minister zeigte sich empört und warnte, zu hohe Preise könnten der Ostsee als Urlaubsziel schaden.
Küchenmeister platzt der Kragen
Das ließ ein süddeutscher Koch nicht auf sich sitzen. „Solch eine Aussage eines Politikers in Deutschland schlägt dem Fass den Boden aus“, schreibt Küchenmeister Jürgen Mosthaf vom 4-Sterne-Hotel „Das Wildeck“ in Abstatt (Baden-Württemberg) an die "Bild".
Mosthaf macht seinem Ärger Luft: „Wir haben immer noch 19 Prozent Mehrwertsteuer, den höchsten Mindestlohn in der EU, die höchsten Sozialabgaben.“ Der Gastronom erinnert daran, dass viele Wirte unter enormem Druck arbeiten. „Der Wirt, der dem Herrn Minister sein Schnitzel servierte, hat im besten Fall eine 6-Tage-Woche bei einem 12-Stunden-Tag“, so Mosthaf. Viele Selbstständige verdienten weniger als ihre leitenden Angestellten.
Dehoga-Chefin stärkt den Wirten den Rücken
Auch der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) stellt sich klar hinter die Betriebe. Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges betont: „Der Staat gibt keine Preise vor, der Verband keine Empfehlungen. Und das ist auch gut so. Was ein Schnitzel kostet, entscheidet der Wirt selbst.“
Hartges verweist auf die stark gestiegenen Kosten: „Seit 2022 sind die Kosten im Gastgewerbe stark gestiegen. Konkret: Arbeitskosten um 37,4 Prozent, Energie, Lebensmittel und Getränke um etwa 30 Prozent.“ Dazu kämen höhere Pachten und Versicherungen.
Teurer Spaß auf dem Teller
Auch die offiziellen Zahlen bestätigen den Trend: Laut Statistischem Bundesamt ist Fleisch seit 2019 deutlich teurer geworden. Schweinefleisch allein stieg um 47,5 Prozent.
Minister Blank rudert inzwischen etwas zurück. Auf Nachfrage räumt er ein, man könne die Preise „zwischen Japan und Deutschland nicht vergleichen“, da die Bedingungen völlig unterschiedlich seien.