„So darf die Cop28 nicht enden“: Jetzt fliegt die Kohle-Passage raus – Appell an Baerbock

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Der neue Beschlussentwurf der Klimakonferenz in Dubai sieht nur noch ein Zurückfahren fossiler Energien vor – entsetzte Reaktionen.

Dubai – Nur noch „Reduzierung“ statt „Ausstieg“: Ein neuer Entwurf für den Abschlusstext der Weltklimakonferenz in Dubai ist deutlich milder als zunächst erwartet. In einer vorherigen Version war der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas noch als eine von mehreren Optionen erwähnt worden. Umweltorganisationen reagierten enttäuscht – ebenso wie Staaten, die besonders von der Klimakrise bedroht sind.

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer hatte die Ampel-Koalition zuvor noch angefeuert. Die Bundesregierung habe zu Beginn der Verhandlungen „große Ankündigungen gemacht, eine Einigung finden zu wollen, die dem Pariser Abkommen gerecht wird und keine neuen Schlupflöcher für die Öl-Konzerne schafft“, sagte Neubauer von Fridays for Future den RND-Zeitungen von diesem Montag (11. Dezember).

Nun gibt es enttäuschte Reaktionen. Man sei nicht nach Dubai gekommen, „um unser Todesurteil zu unterschreiben“, sagte der Chef-Verhandler der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Marshall-Inseln, John Silk. „Wir werden nicht stillschweigend in unsere wässrigen Gräber gehen.“

UN-Klimagipfel in Dubai COP28: Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock
Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock beim Klimagipfel in Dubai © Hannes P.Albert/dpa

Umweltschützer über COP28-Entscheidung „fassungslos“

Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, sagte, er sei „wirklich fassungslos“, dass die Präsidentschaft der Vereinigten Arabischen Emirate einen Text vorlege, „der die Wünsche und Interessen der Öl- und Gasindustrie bedient, aber nicht der Menschen, die jetzt schon unter den Überschwemmungen und Dürren am meisten leiden.“ Gerade beim Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, die über 100 Staaten eingefordert haben, sei der Entwurf sehr unverbindlich. „Er kann, wenn er so verabschiedet wird, diese Konferenz zum Scheitern bringen“, warnte Kaiser.

Jetzt liege es an Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihren EU-Kollegen, gemeinsam mit den Inselstaaten und den am meisten verwundeten Staaten dafür zu sorgen, „dass diese Unverbindlichkeit aus dem Dokument wegkommt und wir einen verbindlichen Ausstieg bekommen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas.“

Grüne um Außenministerin Baerbock enttäuscht in Dubai

Jan Kowalzig, Experte der Organisation Oxfam, sprach von einer „sehr schwachen Formulierung“ zur Abkehr von fossilen Energien. Und sogar die anderen angestrebten Ziele - eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien und die Verdoppelung der Energieeffizienz – fänden sich nicht als Ziel wieder, sondern nur als eine mögliche Maßnahme. „So darf die COP28 nicht enden“, warnte er.

Das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel werde mit diesem Entwurf „trotz gegenteiliger Beteuerungen an anderer Stelle im Text wohl aus dem Fenster geworfen“. Kowalzig forderte, die EU dürfe der Erklärung in keinem Fall zustimmen und müsse diesen Text mit ihren Verbündeten unter den Entwicklungsländern lautstark ablehnen und erhebliche Nachbesserungen einfordern.

Der Grünen-EU-Abgeordente Michael Bloss sagte, die schlimmsten Erwartungen würden bestätigt. „Die fossilen Interessen ersticken jede Hoffnung auf die Einhaltung von 1,5 Grad im Keim.“ Die Aussicht, das fossile Zeitalter zu beenden, werde bei der Klimakonferenz in Dubai gerade in den Sand gesetzt. Europa und seine Regierungen müssten ohne ein klares Bekenntnis zum Ende von Kohle, Öl und Gas diese Konferenz platzen lassen. (frs/dpa/AFP)

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