Kurs-Beben immer schlimmer! Börsenprofi erklärt, was Sie jetzt tun sollten

Unter Investoren steige die Nervosität, sagte CMC-Analyst Jochen Stanzl dem FOCUS. Sollte der Dax unter die psychologisch wichtige Marke von 20.000 Punkten fallen, drohten „weitere Verkäufe“. Wo Stanzl die nächste Unterstützung sieht und was Anleger jetzt tun sollten.

Herr Stanzl, die Börsen sind weltweit dramatisch eingebrochen. Alleine am Donnerstag und am Freitag hat der S&P 500 10,5 Prozent verloren. Einen vergleichbaren Kursverfall gab es laut Deutscher Bank bislang erst drei Mal seit dem Zweiten Weltkrieg. War das schon der Trump-Ausverkauf oder nur ein erster Vorbote für ein rabenschwarzes Börsenjahr?

Mit den von China angekündigten 34 Prozent Zoll auf alle aus den USA importierten Waren hat sich das, was vor wenigen Wochen noch als Drohung aus dem Weißen Haus begann, zu einem echten Handelskrieg ausgeweitet. Kein Anleger will in den kommenden Tagen von der nächsten Gegenzoll-Ankündigung kalt erwischt werden. Potenzielle Käufer haben sich noch weiter zurückgezogen als in den vergangenen Tagen bereits. Wir sehen ein Austrocknen des Orderbuchs. Solange die Volatilität so hoch ist, gehen einige Programme automatisch aus dem Handel, was noch weniger Liquidität bewirkt.

Im Endeffekt führt dies alles zu einem weiteren Hochschießen der Volatilität. Es ist ein Teufelskreis. Gleichzeitig hagelt es jetzt Abstufungen für US-Aktien, Gewinnschätzungen werden zurückgenommen. Mit Blick auf die stärkste Zollanhebung seit über einem Jahrhundert warnt sogar der Internationale Währungsfonds, dass man noch mehr Zeit benötige, um die möglichen Auswirkungen berechnen zu können.      

Was erwarten Sie?

Trump hat noch ein paar Pfeile im Köcher, die die Investoren noch nervöser machen könnten. Es ist zum Beispiel noch nicht klar, was der US-Präsident im Austausch für eine Senkung der angekündigten Zölle haben will. Aber es ist anzunehmen, dass die zu erwartende Gegenleistung in ihrer Heftigkeit den wechselseitigen Zöllen in nichts nachstehen wird.

Unter dem „Mar-a-Lago Accord“, dem er bislang minutiös folgt, könnten die USA ausländische Gläubiger enteignen, um die Schulden-Situation der USA zu verbessern. Sie sollen ihre US-Staatsanleihen umwandeln in solche mit 100-jähriger Laufzeit und niedriger oder gar keiner Verzinsung im Austausch gegen eine Fortsetzung der militärischen Unterstützung im Notfall. Diese Dinge sind brandgefährlich. Man dachte bis zum „Liberation Day“, Trump würde diesen Weg nicht gehen. Nun aber ist die Situation anders, er hat auch die Zölle extremer angesetzt als es im „Mar-a-Lago Accord“ empfohlen wurde - und das offenbar ohne das Wissen seiner Minister.

Was heißt das für den Dax?

Die nächste Unterstützung, die ich für den Dax sehe, liegt bei 19.300 Punkten. Vor allem am Terminmarkt spürt man die steigende Nervosität der Investoren. Das Handelsvolumen im Dax-Future hat von Mittwoch zu Freitag vergangener Woche deutlich zugenommen. Man darf auch nicht vergessen, dass der Index auch nur noch knapp über der 20.000er Marke notiert, die zum einen aus psychologischer Sicht wichtig ist. Zum anderen würde der Dax dann unter das Niveau zu Jahresbeginn fallen und hätte alle Kursgewinne innerhalb von nur zwei Wochen ausradiert. Das dürfte zu weiteren Verkäufen führen.

Der Dax hat seit Dienstag bereits 1900 Punkte verloren. Gegenüber dem Hoch von Mitte März ist der Index inzwischen sogar 3800 Punkte abgeraucht. Wie tief kann es jetzt noch gehen?

Halten die 19.300 Zähler im Dax nicht, wartet die nächste Unterstützung erst bei 17.500 Punkten. 

Was sollten Anleger jetzt tun?

Ruhig bleiben, die Unterstützungen bei 19.300 und 17.500 Punkten beobachten und einen Boden abwarten. Es dürfte mehrere Wochen dauern, bis so ein Ausverkauf, wie wir ihn in der vergangenen Woche gesehen haben, vom Markt verdaut werden kann.