DFB-Einzelkritik gegen Ukraine: Zwei Offensiv-Stars kassieren schlechteste Note
Das DFB-Team war in Nürnberg gegen die Ukraine gefordert. Für die Jungs von Bundestrainer Julian Nagelsmann war es der vorletzte EM-Test. Die Einzelkritik und Noten.
Nürnberg – Endlich rollte der Ball beim DFB-Team!
Nach einer Woche Trainingslager in Blankenhain bestritt die Deutsche Nationalmannschaft am Montagabend in Nürnberg ihr erstes von zwei Testspielen vor der EM 2024. Gegner war die Ukraine. Die Partie endete 0:0.
Keeper Manuel Neuer feierte 555 Tage nach seinem letzten Länderspiel nun endlich sein Comeback. Der 38-Jährige stand letztmals beim WM-Aus gegen Costa Rica (4:2) zwischen den DFB-Pfosten.
Deutschland gegen Ukraine klar überlegen – Gündogan lässt Führung liegen
In der Anfangsphase aber hatte Neuer gar nichts zu tun, weil die DFB-Elf das Geschehen eindeutig bestimmte. Teilweise hatte die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann 85 Prozent Ballbesitz. Problem: Es fehlten die klaren Torchancen.
Weder Maximilian Mittelstädt oder Pascal Groß, noch Florian Wirtz und vor allem Ilkay Gündogan, der einmal im Fünfmeterraum völlig frei zum Kopfball kam, konnten die Führung für Deutschland erzielen.

Neuer muss für DFB-Elf eingreifen – Musiala verfehlt nach feiner Kombination
In der 38. Minute dann musste Neuer erstmals eingreifen. Aber der DFB-Keeper hielt den Schuss vom Yaremchuk ohne Probleme. In der 42. Minute war es Jamal Musiala, der nach einer feinen Kombination das 1:0 haarscharf verpasste. So ging es torlos in die Pause.
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Vor dem zweien Durchgang wechselte Bundestrainer Nagelsmann gleich doppelt: Die beiden VfB-Stars Deniz Undav und Chris Führich kamen für den abermals unglücklich agierenden Kapitän Gündogan und Wirtz.
Undav war es dann auch, der die erste große Chance hatte, doch aus kurzer Distanz an einem ukrainischen Abwehrspieler scheiterte. Die dicksten Möglichkeiten hatte dann aber der nächste Joker: Maxi Beier, der nach 60 Minuten für Musiala kam und sein DFB-Debüt feierte, hatte gleich zwei Großchancen. Einmal scheiterte der Hoffenheimer am Pfosten, dann hielt Ukraine-Keeper Trubin stark.
Am Ende aber biss sich die Nagelsmann-Elf an den defensiv stark agierenden Ukrainern die Zähne aus und Deutschland verpasste es, einen wichtigen Testspielsieg vor der EM zu feiern.
Manuel Neuer
555 Tage ist es her, dass der Keeper zum letzten Mal im Tor der deutschen Nationalmannschaft stand. Im Großen und Ganzen erlebte Neuer einen ruhigen Abend, nach 38 Minuten konnte er sich mit einem starken Reflex auszeichnen und beweisen, dass er mit Recht die alte und neue Nummer eins des DFB ist. Hatte mächtig Glück, dass sein Klärungsversuch kurz vor Spielende nicht bestraft wurde. Note: 2
Joshua Kimmich
Der Rechtsverteidiger war auf seiner Seite viel unterwegs und versuchte die Offensiv-Kollegen gegen die tief stehenden Ukrainer zu unterstützen. Das Zusammenspiel mit Vordermann Musiala klappte gut. Kimmich zog regelmäßig ins Zentrum, um seine gefürchteten Chip-Bälle im vorderen Drittel zu platzieren. Note: 3
Jonathan Tah
Sein Fehlpass nach vier Minuten im Mittelkreis ermöglichte der Ukraine den ersten Tempo-Gegenstoß. Mit zunehmender Spieldauer stabilisierte sich der Leverkusener jedoch allerdings verlor er bei der Parade von Neuer in der 38. Minute zuvor den Ball. Note: 4 (60. Minute, Robin Koch: Der Eintracht-Star fügte sich nahtlos in die Viererkette ein und ließ nichts anbrennen. Note: 3)
Waldemar Anton
Durch seine präzisen und langen Bälle fiel der Ersatzmann von Antonio Rüdiger schon kurz nach Anpfiff positiv auf. Sein Zweikampfverhalten war gewohnt resolut, sein Stellungsspiel clever. In dieser Form ist Anton ein zuverlässiger Back-up und erster Vertreter, sollte jemand aus dem Stamm-Innenverteidiger-Duo ausfallen. Note: 3

Maximilian Mittelstädt
Mit Flanken versuchte der Linksfuß seine Vorderleute im Strafraum zu füttern – allerdings war die Positionierung von Havertz & Co. nicht immer ganz glücklich. Ansonsten versuchte Mittelstädt das Spiel mit dem ersten Ballkontakt über die linke Seite zu beschleunigen und war ein belebender Faktor. Note: 2
Robert Andrich
Mit dem Selbstverständnis eines Double-Siegers wollte der Leverkusener beweisen, dass er mehr als nur der Kettenhund von Toni Kroos ist. Entsprechend motiviert ging Andrich zu Werke, war immer anspielbar und versuchte, das Spiel zu dirigieren. Allerdings fehlte ihm dabei das Tempo. Note: 3 (ab 71. Aleksandar Pavlović: Der FCB-Youngster feierte sein DFB-Debüt, o.B.)
Pascal Groß
Der England-Legionär ersetzte Kroos positionsgetreu im Mittelfeldzentrum: Groß ließ sich im Spielaufbau regelmäßig zwischen die beiden Innenverteidiger fallen. Seine Freistöße und Eckbälle kamen präzise. Ein gewisses Geschwindigkeitsdefizit war ihm ebenfalls anzumerken. Note: 3
Jamal Musiala
Von Minute zu Minute drehte der Zauberfuß mehr auf. Ihm war kaum anzumerken, dass ihm wegen einer Sehnenreizung im Knie die Spielpraxis fehlte. Offensiv kombinierte er sich entweder mit Youngster-Kollege Wirtz durch das gegnerische Abwehrbollwerk – oder er dribbelte sich den Weg frei. Kurios: Bei einem ukrainischen Gegenangriff klärte er plötzlich mit dem Kopf zum Eckball und stand gefühlt zwei Meter in der Luft. Note: 2 (ab 60. Minute, Maximilian Beier: Ganz starkes Debüt des TSG-Stars. Führte sich gleich mit zwei Top-Chancen ein. Note 2)
Ilkay Gündogan
In der Dreier-Offensive mit Musiala und Wirtz fiel der Kapitän ab – mal wieder. Dabei hätte er die große Chance zum 1:0 in der ersten Hälfte gehabt, doch statt den Ball nach einer Flanke mit dem Kopf im Tor unterzubringen, traf er das Leder unkontrolliert mit dem Knie. Nach dem Seitenwechsel war für Gündogan dann Schluss. Note: 4 (ab 46. Minute, Deniz Undav: Zeigte viele Torabschlüsse und haute sich von der ersten Minute an voll rein. Note: 3)
Florian Wirtz
Zu Beginn der Partie hatte der Leverkusener noch Standprobleme und rutschte regelmäßig aus. Danach fand er besser ins Spiel und zeigte seine technische Klasse – vor allem im Zusammenspiel mit Musiala. Note: 3 (ab 46. Minute, Chris Führich: Setzte nach seiner Einwechslung gleich Akzente über die linke Seite. Note: 3)
Kai Havertz
Mal wieder ein unauffälliger Auftritt im DFB-Trikot. Wenn Havertz nicht bald die Kurve bei der Nationalmannschaft kriegt, steht mit dem Dortmunder Niclas Füllkrug ein echter Stoßstürmer bereit und wird seine Chance bekommen. Note: 4 (ab 60. Minute: Thomas Müller: Der Bayern-Star wuselte als Strafraumstürmer und wurde einmal elfmeterreif gefoult. War aber ein belebendes Element. Note 3)
Aus dem Max-Morlock-Stadion in Nürnberg berichten Manuel Bonke und Florian Schimak