Der größte frei stehende Bunker Deutschlands steht in Bremen

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Der Bunker „Valentin“ in Bremen wurde während des Zweiten Weltkriegs errichtet. Viele Zwangsarbeiter verloren dabei ihr Leben.

Bremen – In ganz Deutschland gibt es Mahnmale des Zweiten Weltkriegs – so auch in Bremen. Während der letzten Kriegsjahre wurde das Deutsche Reich massiv bombardiert, weswegen der Bedarf nach Bunkern hoch war. Für die Städte in Norddeutschland galt dies besonders, da viele Angriffe von Großbritannien aus geflogen wurden. In Bremen steht noch heute die flächenmäßig größte frei stehende Bunkeranlage Deutschlands: der U-Boot-Bunker „Valentin“.

1600 Zwangsarbeiter starben bei Bauarbeiten des Bunkers „Valentin“

Die Anlage ist genau genommen eine Ruine einer U-Boot-Werft der deutschen Kriegsmarine. Während der letzten beiden Kriegsjahre wurden hier zivile Zwangsarbeiter:innen, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene eingesetzt, wobei laut der Website der Gedenkstätte des Bunkers 1600 von ihnen während der Bauarbeiten ums Leben kamen.

Die meisten starben an willkürlichen Tötungen, Krankheiten oder Unterernährung. Heute kann man sich bei einem Besuch im 2015 neu eröffneten Dokumentations- und Erinnerungsort „Denkort Bunker Valentin“ über die Schicksale der Arbeiter von damals erinnern.

Name U-Boot-Bunker Valentin
Bundesland Bremen
Ort Stadt Bremen
Ortsteil Rekrum
Bauwerksfläche 35.375 Quadratmeter
Bauzeit 1943 bis 1945
Denkmalschutz Seit 2005

Die Nationalsozialisten schufen für drei Großbaustellen riesige Mengen Maschinen und Baumaterial in die Unterweser-Region. Hierfür wurden Schienenwege, Umschlaganlagen und Lager für die Zwangsarbeiter errichtet.

Planungen für geheime U-Boot-Werft im Bunker „Valentin“ begannen 1935

Bereits 1935 begann eine Tarngesellschaft des Reichswirtschaftsministeriums, die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft (Wifo) zur verdeckten Vorbereitung des geplanten Krieges, im Norden Bremens Tanklager zu bauen, genauer gesagt in der Rekrumer und Farger Heide.

Der Bunker „Valentin“ in Bremen. © IMAGO/Arnaud Beinat

Weil der Angriffskrieg auf Europa schon konkret geplant war, schien der Standort günstig, um dort Treibstoffe und Öle zu lagern. Erstmals im Jahr 1938 setzte man für die Baumaßnahmen auch Fremdarbeiter ein. Es sollten in Lagern der Kriegsmarine in unterirdischen Vorratsbunkern an mehreren Orten im Norden Bremens zudem 1,7 Milliarden Liter gelagert werden.

Bunker „Valentin“: Sieben Meter dicke Decken und Wände

Doch das war nur der Schein: Eigentlich sollte eine verbunkerte Werft für U-Boote des Typs XXI entstehen. Dafür sollten weniger als zwei Jahre Bauzeit vergehen. Schon im März 1945 sollten die ersten U-Boote zu Wasser gelassen werden, ab Herbst sogar alle zwei Tage ein Boot.

Damit weiter Boote produziert werden könnten, sollte der Bunker allen Bombenangriffen standhalten können. Sieben Meter dicke Decken und Wände sollten dies sicherstellen. Aus dem „Tanklager“ wurde also ein U-Boot-Bunker, den die Zwangsarbeiter errichten mussten.

Bunkerbau wurde zu 90 Prozent abgeschlossen - dann fielen die Bomben

Auf die Tanklagerprojekte verweisen nur noch wenige Spuren, doch der Bunker „Valentin“ steht unübersehbar groß an der Weser. Mit 419 Metern Länge (teilweise wird 426 Meter angegeben) ist er sogar das längste Gebäude der Stadt Bremen, noch vor dem Speicher XI in Überseestadt mit 403 Metern.

Bunker „Valentin“: Hier sollten U-Boote vom Stapel gelassen werden.
Bunker „Valentin“: Hier sollten U-Boote vom Stapel gelassen werden. © IMAGO/Volker Preusser

Nach der U-Boot-Reperaturwerft im französischen Brest ist „Valentin“ der zweitgrößte freistehende Bunker in Europa, für den eine Million Tonnen Kies und Sand, 132.000 Tonnen Zement und 20.000 Tonnen Stahl verbaut wurden. Als die Bombardierungen begannen, waren die Bauarbeiten zu 90 Prozent abgeschlossen. Der Bunker hielt den Angriffen im Jahr 1945 Stand, doch die Bauarbeiten wurden nicht mehr fortgesetzt.

Alliierte demontieren Bunker „Valentin“ – Bundeswehr nutzte ihn über Jahrzehnte

Nach dem Kriegsende wurde der Bunker von den Alliierten teilweise demontiert. Ein Teil des Gebäudes wurde von 1960 bis 2010 von der Bundeswehr als Materialdepot genutzt. Im Jahr 2011 folgte der Umbau zur Gedenkstätte, die 2015 eröffnet wurde. Begehbar ist nur noch der von der Bundeswehr genutzte Teil.

In einem Gutachten ließ der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland 2008 zudem nachweisen, dass der Bunker sich über die Jahre zu einem wichtigen Überwinterungsquartier von Fledermäusen entwickelt hat.

Der größte frei stehende Bunker des Landes steht also in Bremen – doch der höchste Leuchtturm Deutschlands steht in Niedersachsen. (cgsc)

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