Rüstungswende in Asien? Ukraine könnte wichtigen neuen Waffenlieferanten bekommen

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Russland will enger mit Nordkorea zusammenarbeiten. Südkorea überlegt deswegen, Waffen in die Ukraine zu liefern. Die südkoreanische Rüstungsindustrie hat große Ziele.

Brüssel – Jens Stoltenberg würde Waffenlieferungen von Südkorea an die Ukraine begrüßen, sagt der Nato-Generalsekretär in Interviews mit mehreren Medien. Nachdem Nordkorea und Russland im Juni einen militärischen Unterstützungspakt unterzeichnet hatten, wolle Südkorea die Möglichkeit von Waffenlieferungen an die Ukraine prüfen, sagte ein Regierungssprecher aus Seoul Ende Juni.

NATO: Stoltenberg würde südkoreanische Waffenlieferungen begrüßen

Südkoreanische Panzer: Die Regierung überlegt, Waffen an die Ukraine zu liefern.
Südkoreanische Panzer: Die Regierung überlegt, Waffen an die Ukraine zu liefern. © IMAGO/Zuma Press Wire

„Ich begrüße jede Unterstützung für die Ukraine“, sagt Stoltenberg im Interview mit der koreanischen Nachrichtenagentur Yonhap News. „Südkorea hat eine fortschrittliche Verteidigungsindustrie. Sie haben große Mengen an Munition und all die Dinge, die die Ukraine braucht“, ergänzte er.

Polen: Großer Waffen-Deal mit Südkorea

Südkorea liefert bisher nur nicht tödliches Kriegsmaterial in die Ukraine – wie zum Beispiel Helme. Direkte Waffenlieferung an die Ukraine schloss man bisher aus. Auch weil man Russland nicht reizen wollte, Waffen an Nordkorea zu liefern, berichtet das Handelsblatt.

Nato-Mitgliedstaaten profitieren hingegen schon von der koreanischen Rüstungsindustrie. 2022 vergab die polnische Regierung einen großen Auftrag an südkoreanische Waffenproduzenten. Kampfpanzer des Typs K2, Panzerhaubitzen, Raketenwerfer sowie FA-50-Kampfjets im Wert von 13,7 Milliarden US-Dollar sollen von Asien nach Warschau geliefert werden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Am Deal mit Polen zeigte sich direkt eine Stärke der südkoreanischen Waffenindustrie. „Unsere Möglichkeit, schnell liefern zu können, dürfte das wichtigste Argument gewesen sein, dass wir den Auftrag aus Polen erhalten haben“, sagt Jung Se-jin, Sprecher des Waffenproduzenten Hanwha-Aerospace, dem SRF. Die ersten Waffen habe man kurz nach der Vertragsunterzeichnung liefern können. Im Gegensatz dazu habe Deutschland im Mai dieses Jahres noch keinen der 44 Leopard-Panzer geliefert, die Ungarn 2018 bestellt hat, so Oskar Pietrewicz, leitender Analyst am polnischen Institut für Internationale Angelegenheiten gegenüber Reuters.

Rüstungsindustrie in Südkorea: Schnelle Lieferungen

Für die schnellen Lieferzeiten gibt es mehrere Gründe. Während die europäische Rüstungsindustrie nach Ende des Kalten Kriegs Kapazitäten abbaute, war das in Südkorea nicht der Fall. Die andauernde Bedrohung durch den Nachbarn im Norden hielt Seoul in Alarmbereitschaft.

Zum anderen sind die südkoreanische Rüstungsindustrie und die Politik des Landes sehr eng miteinander verbunden. Auch das zeigt sich wieder am Beispiel des Polen-Deals. „Die koreanische Regierung fördert die Militärdiplomatie und die Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich, damit sich die Beziehungen zum Käuferland zu verschiedenen Partnerschaften entwickeln können, die über eine reine Verkäufer-Käufer-Beziehung hinausgehen“, erklärte das südkoreanische Verteidigungsministerium auf Anfrage von Reuters.

Bis 2027 will Südkorea viertgrößter Waffenexporteur werden

Dass die ersten Waffen so schnell nach Vertragsabschluss in Polen eintrafen, lag auch daran, dass Systeme, die von der südkoreanischen Armee zuvor bestellt wurden und in Produktion waren, nach Polen umgeleitet wurden, berichtet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). „In einem solchen Fall befiehlt das Verteidigungsministerium einfach der Armee, seine Bestellungen herzugeben“, sagt Yun Sang Yong, Experte am Korea Defence Forum, der NZZ.

In den vergangenen Jahren entdeckten immer mehr Nationen Südkorea als preiswerten Waffen-Lieferant auf Nato-Standard. Präsident Yoon Suk-yeol, formulierte deswegen klare Ziele für sein Land: Bis 2027 will man der viertgrößte Waffenexporteur der Welt werden – hinter den Vereinigten Staaten, Russland und Frankreich. 2021 rangierte Südkorea noch auf Platz acht.

Auch interessant

Kommentare