BYD, BMW, VW, Verbrenner, E-Auto - die Gewinner und Verlierer 2024

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Montag, 30.12.2024, 16:24

VW rast in die Krise, Chinas E-Auto-Giganten starten durch, der Verbrenner lebt länger, als viele dachten und die Zeit des entspannten Autofahrens ist vorbei: Im großen FOCUS online Jahresrückblick schauen wir zurück auf die automobilen Tops und Flops 2024.

Was für ein Jahr! In Berlin zerschellt die Ampel-Regierung an den wirtschaftlichen Realitäten, Deutschland ist Schlusslicht beim Wachstum, aber Spitze bei den Energiepreisen und der Bürokratie - und die Krise schlägt voll auf die Autoindustrie durch. Volkswagen kann bislang zwar große Werksschließungen vermeiden, baut aber zehntausende Stellen ab und muss an allen Ecken und Enden sparen. Auch Mercedes, BMW, Porsche oder Opel haben allerlei Probleme. Weniger sichtbar, aber ebenfalls katastrophal läuft es auf den nachgeordneten Ebenen: Kleine und große Zulieferer kürzen Stellen, schließen und verlagern Werke oder melden Insolvenz an.

Kein Wunder also, dass die Liste der Flops 2024 eigentlich endlos ist. Doch es gibt auch Gewinner und Hoffnungsträger, die gute Entscheidungen treffen und beste Aussichten haben, am Ende sogar als Gewinner der Krise dazustehen. Hier sind - wie immer völlig subjektiv ausgewählt - unsere fünf Tops und Flops des Autojahres 2024.

Gewinner Nr. 1: Der Verbrenner

! Nur noch Ewiggestrige würden kein E-Auto fahren, die Chinesen würden Europa mit Billigstromern überrollen, Benzin- und Dieselautos verlören massiv an Wert. Nichts von alldem ist eingetreten, sondern teilweise das Gegenteil. Obwohl die EU ab 2035 alle neuen Autos mit Benzin- Diesel- und sogar Hybridantrieb verbietet, zeigt sich immer mehr, dass die ideologische Klima-Politik mit ihrem reinen Fokus auf E-Autos an der Realität scheitert. Weltweit mussten viele Autobauer ihre ehrgeizigen Wachstumsziele beim E-Auto kassieren. Ob Mercedes, Fiat, Ford, General Motors oder Mazda - es werden sogar wieder neue Verbrenner-Motoren entwickelt, vor allem Hybridantriebe, und eigentlich rein elektrisch geplante Neuheiten  wie der Mercedes CLA oder der Fiat Grande Panda bekommen als Alternative zum E-Modell sparsame Hybridversionen zur Seite gestellt. 2024 war zwar keineswegs das Jahr, in dem sich die Welt etwa gegen die Emobilität entschieden hätte; dort gab es nämlich auch Gewinner, siehe weiter unten. Aber es war definitiv das Jahr, in dem bei den Autoherstellern wieder mehr Realitätssinn eingezogen ist und man erkannt hat, dass die planwirtschaftlichen Vorgaben der Politik sich keineswegs mit den Bedürfnissen der Kunden decken.

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Gewinner Nr. 2: BMW

Auch wenn die Münchner Kultmarke nicht ungeschoren durch die Krise kommt - ähnlich wie Mercedes und Audi erlitten sie gerade auf dem chinesischen Markt deutliche Verluste - . Kein Wunder: Der oft gescholtene Weg der Technologieoffenheit, den BMW seit Jahren konsequent verfolgt und die klare Kante, die BMW-Chef Oliver Zipse gegen das Verbrenner-Verbot der EU beweist, zeugen von einer überlegten und langfristigen Strategie des Unternehmens. Dazu gehört, den Kunden auch weiterhin die Wahl der für sie besten Antriebsart zu überlassen. Statt sich wie Volkswagen an die Politik zu klammern, fährt das familiengeführte Unternehmen aus Bayern einen anderen Kurs, der 2024 auch die Kritiker überzeugte, etwa durch den Gewinn des Titels „German Car of the Year“ mit dem BMW 5er / i5 und seiner großen Antriebsvielfalt. Der BMW-Kurs allerdings, das gehört ebenfalls zur Wahrheit, hat sehr wohl einen klaren Fokus auf der Emobilität. Die „Neue Klasse“ im coolen Retro-Look und mit komplett neu entwickelter Elektro-Plattform soll künftig der Wachstumstreiber bei BMW werden. Der Verbrenner verschwindet zwar nicht, tritt aber künftig in die zweite Reihe zurück.

BMW 5 wird „German Car of the Year”
BMW via Autoren-Union Mobilität BMW 5 wird „German Car of the Year”

Gewinner Nr. 3: BYD

Schaut man nur nach Deutschland, müsste man den China-Riesen BYD ("Build your dreams") eigentlich eher bei den Flops 2024 einordnen: Die Verkaufszahlen waren nicht ansatzweise so gut wie erhofft, und das trotz eines gewaltigen PR-Rummels rund um BYD als Sponsor der Fußball-EM. Doch in der Heimat China lief es für BYD geradezu fantastisch. Die Elektro-Konkurrenz von Tesla wird sauber in Schach gehalten und die E-Modelle von VW, Audi oder anderen Herstellern geradezu an die Wand gedrückt. Auch in vielen Exportmärkten macht sich BYD gerade einen Namen und  Modelle wie der neue Sealion 7 zeigen, dass die Chinesen ihre Autos sehr schnell verbessern und dabei einen klaren Fokus auf die Wünsche der Kunden legen. Unter all den China-Marken, von denen viele früher oder später wieder verschwinden dürften, stellt BYD als bereits seit Jahrzehnten etablierter (E-)Autobauer jedenfalls eine Größe da, die VW und Co. nicht nur in die Waden beißt, sondern ihnen im Konkurrenzkampf zumindest auf einigen Märkten eher die Beine abhacken könnte.

Gewinner Nr. 4: Tesla

„Jetzt wird es aber eng für Tesla“ ist sozusagen die Mutter aller Fehlprognosen. Trotz aller Probleme bei der Qualität, aller nicht eingelösten Versprechen beim autonomen Fahren und einem Modell wie dem Cybertruck, der eher als Spottobjekt taugt denn als automobile Revolution, bleibt Tesla weiter auf der Siegerstraße. Nicht nur weil Tesla immer noch mehr E-Autos verkauft als alle (deutschen) Konkurrenten, sondern natürlich auch, weil Tesla-Chef Elon Musk durch seine Rolle in der zweiten Regierungszeit des frisch gewählten US-Präsidenten Donald Trump wohl mehr Einfluss auf politische Entscheidungen hat als je ein Auto-Boss vor ihm. Trumps Sieg bescherte Tesla denn auch einen satten Schub beim Aktienkurs. Und selbst wenn Musk mit seinen libertären Ansichten kein Problem damit hat, dass Donald Trump Subventionen für die Emobilität streichen will, dürfte Tesla langfristig weiter wachsen und beim Elektro-Marktanteil seinen Vorsprung vor den „Big Three“ General Motors, Ford und Chrysler eher noch ausbauen.

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Gewinner Nr. 5: Dacia

Das meistverkaufte Auto Europas ist - nein, nicht der VW Golf. Der Dacia Sandero war 2024 der Top-Seller der EU-Staaten. Auch wenn der Wagen längst nicht mehr so spartanisch und leider auch nicht mehr so günstig ist wie früher, bietet kein anderer Hersteller soviel Auto für so wenig Geld. Das honorieren die Kunden, bei denen im Geldbeutel immer weniger Budget zum Autofahren bleibt.

Soweit zu den Gewinnern 2024! Kommen wir nun zu den Marken, Trends und Technologien, für die es im ausgehenden Jahr so gar nicht rund lief.

Verlierer Nr. 1: Volkswagen-Konzern

Oje, VW! Das war wirklich ein Jahr zum Vergessen. Die hochfliegenden Elektro-Träume sind vorerst geplatzt, der wichtige China-Markt zerbröselt, statt Verkaufsrekorden und Optimismus gibt es Arbeitskampf und Spar-Orgien. Während es im Konzern auch Lichtblicke gibt -  etwa die durchaus erfolgreiche Marke Skoda -  warten auf die Belegschaft wohl ein paar harte Jahre mit Einstellungsstop und vor allem Entlassungen. Während VW im Gegensatz zu BMW am Verbrenner-Aus festhalten will, sollen neue E-Modelle den Umschwung bringen, obwohl gerade das von Wirtschaftsminister Robert Habeck geforderte 20.000 Euro-Elektroauto in Deutschland mit seinen hohen Energie- und Lohnkosten nur mit hohen Verlusten produziert werden könnte. Deutschlands wichtigsten Autobauer bleibt jedenfalls nichts anderes übrig, als die Krise als Chance zu begreifen und nach vorn zu schauen.

Autoexperten sprechen Klartext zum Ford-Desaster

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Verlierer Nr. 2: Ford

Nicht nur die Werksschließung im Saarland lastet auf der berühmten Marke mit der Pflaume am Grill. Im November 2025 ist Schicht im Schacht im Werk Saarlouis. Die Verkaufszahlen von Ford in Europa sind mies, seitdem Bestseller wie der Fiesta eingestellt wurden und man sich weitgehend auf Elektro-Modelle wie den Mustang Mach-e oder den neuen Explorer verlegt hat. Von der Elektro-Flaute wurde Ford somit voll getroffen. Man muss zudem davon ausgehen, dass der US-Konzern auch künftig zu wenig in sein maues Europa-Geschäft investieren wird.

Verlierer Nr. 3: Die Alternativ-Antriebe Erdgas und Wasserstoff

Auch wenn einige Hersteller immer noch an Wasserstoffautos festhalten, ist dieser Antriebsart zumindest im PKW-Bereich eher keine Zukunft beschieden. Denn weder dem immer besser werdenden Batterie-Elektroauto noch dem etablierten und weiter von der großen Mehrheit der Autokäuferinnen und -käufer bevorzugten Verbrenner kann das elektrische Wasserstoff- bzw. Brennstoffzellenauto überzeugende Vorteile entgegensetzen. Allein das immer noch winzige Tankstellennetz ist ein Dealbreaker.

Erdgas (CNG) ist bei PKW eine sterbende Antriebsart - immer mehr Tankstellen bauen ihre CNG-Säulen ab
Viehmann Erdgas (CNG) ist bei PKW eine sterbende Antriebsart - immer mehr Tankstellen bauen ihre CNG-Säulen ab

Ein Manko übrigens, das sich die Antriebsart Wasserstoff wohl bald mit dem Erdgasauto teilt. Ein Renner war das eigentlich sehr umweltfreundliche CNG-Auto (nicht zu verwechseln mit dem Autogas-Auto bzw. LPG) zwar nie, doch immerhin glaubten einige Hersteller wie Volkswagen oder Opel lange daran. Das ist vorbei. Und nach den schon schlechten Monaten im Lauf von 2024 wurde im Oktober und November laut KBA-Statistik kein einziger Erdgas-PKW mehr zugelassen. Parallel dazu schrumpft mit der sinkenden Nachfrage die Zahl der Erdgastankstellen, so dass man seinen CNG-PKW in wenigen Jahren wohl quasi gar nicht mehr tanken kann. Immerhin: Die meisten Erdgasautos sind „bivalent“, das heißt, sie haben auch einen kleinen Benzintank an Bord und können auf kurzen Strecken wenigstens noch eingesetzt werden.

Verlierer Nr. 4: Kleine Elektro-Startups

Während die Elektro-Flaute auf dem deutschen und vielen europäischen Märkten wohl eher vorübergehender Natur ist und die meisten Experten 2025 ein deutliches Plus beim E-Auto-Absatz erwarten - schon allein deshalb, weil es viele spannende neue Modelle gibt, auch im unteren bis mittleren Preissegment - war 2024 für die „Kleinen“ unter den Stromer-Anbietern eine Katastrophe. Es hagelte Insolvenzen und enttäuschte Erwartungen. Zu den bekannteren Beispielen zählt das Startup Sono Motors, deren Stromer Sion mit einem durch Solarzellen gestützten E-Antrieb das Vorzeigemodelle eines „grünen“ Automobils werden sollte. In die Serienproduktion schaffte es der Sion nie. Noch spektakulärer geriet das Aus von Fisker. Das Elektro-SUV „Ocean“ bekam viele Vorschusslorbeerern, erwies sich jedoch als eine rollende Ansammlung von Computer-Bugs, Qualitätsproblemen und nicht enden wollender Rückrufe. Der Produktionsstop war schließlich absehbar - und wer einen Fisker Ocean gekauft hat, muss nun zusehen, wie er ihn ohne Hersteller-Unterstützung und Ersatzteile irgendwie am Laufen hält.

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Hersteller / press-inform Immer mehr Assistenzsysteme sollen das Fahren sicherer machen - aber auch den Fahrer kontrollieren. In der EU ist künftig die "Tempobremse" ISA Pflicht bei Neuwagen

Verlierer Nr. 5: Alle, die gern entspannt Auto fahren

Nein, bei unserem letzten Flop des Jahres 2024 geht es nicht um Staus, um Diesel-Fahrverbote, um neue Tempolimits oder um horrende Spritpreise; auch wenn natürlich all diese Dinge Autofahrerinnen und -fahrer zunehmend belasten. Nein, es geht um das Kürzel ADAS (Advanced Driver Assistance Systems), das 2024 bereits Millionen Autofahrer erlebt haben und künftig immer mehr, denn es ist seit 2024 Pflicht in allen Neuwagen, die in der EU verkauft werden. Dahinter verbergen sich diverse Assistenz- und Überwachungssysteme, die sich bei jedem Motorstart automatisch aktivieren. Was von der EU als Sicherheitsgewinn verkauft wird, erweist sich in der Praxis mitunter als Gegenteil: Die ständigen Zwangswarnungen vor geringfügiger Tempo-Überschreitunge, angeblich nachlassender Aufmerksamkeit oder einem Spurwechsel sind in der Praxis teilweise extrem störend, ablenkend und manchmal, etwa bei „Phantom“-Bremsungen, geradezu gefährlich. Manche Systeme wie die Umfeld-Überwachung beim Rückwärtsfahren sind durchaus sinnvoll, doch die insgesamt praxisferne ADAS-Einführung wurde ganz offensichtlich von Leuten durchgepeitscht, die nur mit dem Dienstwagen oder Bus und Bahn durch die Gegend fahren. Leider ist zu befürchten, dass die Regulierungswut der EU Autofahrern künftig noch mehr „Bimmel, Träller, Pieps“-Systeme vorschreiben wird, ohne dass sich daraus wirklich ein realer Nutzen ergibt.

Pflicht seit 2018 - Autofahrern droht Abzocke mit Notruf-Batterie

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