Die für Herbst 2025 geplante Fusion der VR Banken Starnberg-Herrsching-Landsberg und Werdenfels kommt nach Ansicht der Vorstände zum genau richtigen Zeitpunkt. Das betonten sie bei einem gemeinsamen Pressegespräch am Montagvormittag in Herrsching.
Herrsching - Man kennt sich, man schätzt sich, und auf einmal ging alles ganz schnell: Nachdem die Vorstände der VR Banken Starnberg-Herrsching-Landsberg und Zugspitze bereits seit Jahren auf einer Wellenlänge lagen und für ihre Häuser dieselben Herausforderungen der Zukunft identifiziert hatten (Demografie, Fachkräftemangel, Digitalisierung), wurde es im zurückliegenden Sommer ernst mit den Überlegungen, die Banken zu fusionieren. So schilderten die Vorstandsvorsitzenden Thomas Vogl (Starnberg) und Martin Jocher (Garmisch-Partenkirchen) bei einem Pressegespräch am Montag in Herrsching die Anfänge der geplanten Fusion.
Von ihren Aufsichtsräten bekamen die Vorstände im September grünes Licht für Gespräche, am vergangenen Mittwoch zeigten sie die geplante Fusion bei der Bankenaufsicht an, am Donnerstag informierten sie nacheinander Führungskräfte, Betriebsräte, Mitarbeiter und Öffentlichkeit. Stimmen die Vertreterversammlungen beider Banken Mitte 2025 wie geplant zu, soll die neue VR Bank Starnberg-Zugspitze nach der Eintragung ins Genossenschaftsregister im Oktober/November nächsten Jahres an den Start gehen.
Wie berichtet, wäre die Bank nach der Fusion die sechstgrößte bayerische Genossenschaftsbank mit einer Bilanzsumme von mehr als 5,2 Milliarden Euro, 544 Millionen Euro Eigenkapital, 681 Mitarbeitern und 30 Auszubildenden, 64 Filialen (32 mit Personal, 32 mit SB-Terminals) sowie mehr als 51 000 Mitgliedern.
Vogl, Jocher und ihre Vorstandskollegen Cyrus Ahari, Konrad Hallhuber (beide Starnberg) und Stefan Hutter (Garmisch-Partenkirchen) ließen keinen Zweifel daran, dass sie den Zeitpunkt für den denkbar besten halten. „Die Zeit ist reif“, sagte Jocher. Beide Häuser seien kerngesund, grundsolide und eigenkapitalstark, ergänzte Vogl. Aber die Zeiten werden unruhiger. „50 Prozent unserer 380 Mitarbeiter gehen in den nächsten 15 Jahren in Ruhestand“, erklärte er. Und schon jetzt würden händeringend Fachkräfte gesucht. Durch den „Green Deal“ der EU komme auf Banken einiges zu, was die Begleitung von Firmen betreffe. Und nicht zuletzt werde die Digitalisierung immer wichtiger. Ein großes Haus könne diese Herausforderungen besser meistern als zwei kleine, sind sich die Vorstände sicher. „Es ergibt aus unserer Sicht keinen Sinn, klein zu bleiben“, sagte Jocher.
Das sehen offenbar auch die Mitarbeiter so. Aus Reihen der Belegschaften und der Betriebsräte sei die geplante Fusion bislang positiv aufgenommen worden, auch wenn die Nachricht überraschend gekommen sei, hieß es Montag. Erneut betonten die Vorstände, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll. Für die Mitarbeiter sollen sich durch die Fusion vielmehr Chancen ergeben. „Ein größeres Haus bietet den Mitarbeitern mehr Karrieremöglichkeiten sowie soziale Zusatzleistungen und macht uns damit für Fachkräfte attraktiver.“ Für die Mitarbeiter bringt die Fusion noch eine weitere Veränderung mit sich: Bei einem Haus mit mehr als 500 Mitarbeitern werde die Arbeitnehmerseite künftig ein Drittel der Aufsichtsräte stellen, erklärte Konrad Hallhuber.
Chancen würden sich auch für die Kunden ergeben, sind sich die Vorstände sicher. Zum einen sichere die Fusion das Filialnetz mit den persönlichen Ansprechpartnern. Wie berichtet, sollen lediglich in Penzberg zwei Standorte zusammengelegt werden. Zum anderen werde es weitere Spezialisten geben, zum Beispiel für Landwirte oder Ärzte, und auch die Möglichkeit, größere Projekte finanziell zu begleiten. So erhöhe sich die Großkreditobergrenze von derzeit 75 Millionen Euro (Starnberg) und 50 Millionen Euro (Garmisch-Partenkirchen) auf dann 125 Millionen Euro, rechnete Hallhuber vor.
Von wirtschaftlichen Vabanque-Spielen wollen Thomas Vogl, Martin Jocher und Co. aber nichts wissen. „Wir machen das, was wir können, mit den Kunden, die wir kennen“, betonte Vogl und stellte klar: „Wir werden auch in Zukunft kein Risiko eingehen.“ Der 61-Jährige soll Vorstandsvorsitzender der VR Bank Starnberg-Zugspitze werden, der 54 Jahre alte Jocher sein Stellvertreter. Mit Vogls geplantem Ruhestand im Jahr 2027 soll der Vorstand auf vier Personen reduziert werden. Juristischer Sitz der Bank soll Starnberg bleiben, welche Abteilungen wo angesiedelt sind, steht noch nicht fest.