Demo in Dorfen: Radl-Korso gegen Klima-Ignoranz

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Mit dem Radl fürs Klima unterwegs waren 50 Demonstranten. Gerald Forstmaier (r.), Mitorganisator der Dorfener Klimaaktion, führte den Korso an. © Weingartner

Heuer gab‘s eine Fahrrad-Tour mitsamt Kundgebung statt einem Fridays-for-Future-Demozug durch Dorfen. Allerdings stießen die Veranstalter damit auf eher mäßiges Interesse.

Dorfen – Statt eines Fridays-for-Future-Demozugs starteten am Freitagnachmittag gut 50 Fahrradfahrer am Freibad in Dorfen und fuhren mit ihren Velos durch die Innenstadt bis hoch zur B15 und wieder zurück. Mit diesem Radl-Flashmob wollten die Demonstranten zeigen, dass die Straße ebenso ihnen gehört wie dem motorisierten Verkehr: „Wir behindern nicht den Verkehr, wir sind der Verkehr“, meinte etwa Anton Empl, der vorne im Pulk mit radelte. Und seine Frau Resi ergänzte: „Dass wir heute dabei sind, ist doch selbstverständlich – wir sind keineswegs Nörgler oder Weltverbesserer, aber wir wollen mit dieser Aktion die breite Masse aufrütteln.“

Aufmerksamkeit bekäme man durch einen „Critical Mass“, eine Klimabewegung, bei der sich viele Radler spontan treffen und gemeinsam auf den Straßen fahren, so Gerald Forstmaier vom Dorfener Klimaschutzbündnis. „Wir wollen auf die Dringlichkeit der Mobilitätswende aufmerksam machen“ – eine „legale Aktion“, die von der Dorfener Polizei eskortiert wurde.

Auch Robert Scharl aus Landersdorf und sein Sohn Luis radelten für den Klimaschutz: „Es ist wichtig, dass wir die Dinge jetzt angehen“, sagte er. Ob sich Autofahrer über den Korso geärgert hätten? „Es ist Freitagnachmittag – und wir haben keine Traktoren, wollen den Verkehr nicht blockieren.“ Auch sein Bub interessiere sich für grüne Themen, sagte Scharl. „Es geht schließlich um die Zukunft unserer Kinder.“

Aufrütteln wollten die Organisatoren die breite Masse. „Deine Enkel werden fragen: Was hast du dagegen getan?“, stand auf einem Plakat. Rednerin Lisa Schießer aus Grüntegernbach forderte bessere Busverbindungen.
Aufrütteln wollten die Organisatoren die breite Masse. „Deine Enkel werden fragen: Was hast du dagegen getan?“, stand auf einem Plakat. Rednerin Lisa Schießer aus Grüntegernbach forderte bessere Busverbindungen. © Weingartner

Um 16 Uhr trafen sich dann alle Radler und weitere 40 Demonstranten zur Kundgebung am Marienplatz, deutlich weniger als in den ersten Jahren, als der FFF-Protest noch weit über 200 Dorfener auf die Straßen zog: „Es betrübt mich schon, dass mittlerweile so wenige junge Leute an den Demos teilnehmen“, sagte Susanne Holzner. Seit Corona sei die Bewegung eingebrochen, meinte die Dorfenerin. Möglich, dass jede Aktion ihre Zeit habe, man sich heute mehr gegen Rechts engagiere, spekulierte Grünen-Stadträtin Ulli Frank-Mayer.

Genau an dieser Stelle hakte Fabian Wolferstetter, Physiker und Experte für Solarthermie aus Dorfen, ein. In seinem Redebeitrag rief er gegen „rechte Klima-Ignoranz“ und „politisch engagierte Wissenschaftsfeindlichkeit“ auf. Allen voran stehe da die AfD im Fokus, „unwählbar nicht nur wegen der rassistischen Parolen, sondern auch, weil sie am Klimawandel zweifeln und falsche Maßnahmen vorschlagen.“

Fakt sei, dass der Klimawandel schneller voranschreite als von den Wissenschaftlern erwartet. „2023 wurde bereits das 1,5-Grad-Ziel gerissen, in Deutschland lag die Durchschnittstemperatur sogar um 2,3 Grad höher“, so Wolferstetter.

Zum Klimaschutz gehörten „soziale Lebensbedingungen“, meinte Stefan Brandhuber. Denn Klimapolitik brauche eine Akzeptanz in der Bevölkerung: „Diese hängt davon ab, ob sich die Lebensbedingungen verschlechtern.“ Wer unzufrieden sei, wende sich ab: „Es müssen soziale Sicherheiten und Standards eingehalten werden.“ Lisa Schießer aus Grüntegernbach forderte „Vorfahrt für den ÖPNV“: „Landrat Martin Bayerstorfer muss den Busverkehr im ländlichen Raum weiter ausbauen, statt Linien zu streichen.“

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